Cristiano Ronaldo stört sich daran, dass sein Interview-Wirbel in der vergangenen Woche nun auch bei der WM-Vorbereitung Portugals ein grosses Thema ist. Zudem tauchen Gerüchte auf, CR7 habe bei seinem alten Arbeitgeber angeklopft.
«Timing ist Timing», sagte der 37-Jährige am Montag im WM-Trainingscamp der Portugiesen in Al-Schahania bei Doha. «Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, was andere denken. Ich spreche, wenn ich es möchte.» Das habe keinen Einfluss auf die WM. «Das kann die Mannschaft nicht erschüttern.» Er beklagte, alles, was sich um ihn drehe, sei «immer eine Debatte».
Seitdem der portugiesische Captain in der vergangenen Woche in einem Interview seinen Klub Manchester United scharf kritisiert hatte, bestimmt seine Situation die Berichte rund um die WM-Vorbereitung der Portugiesen. «Die Atmosphäre im Nationalteam ist exzellent, es gibt keine Probleme», hielt der Offensivspieler fest.
Die viel diskutierte Begrüssungsszene mit seinem Teamkollegen Bruno Fernandes – es zeigte die beiden ManUtd-Profis, wie sie sich beim Nationalteam vermeintlich kühl begrüssen – hat Ronaldo mit einer Neckerei unter Teamkollegen erklärt. «Ich habe einen Scherz mit ihm gemacht. Er ist zu spät gekommen und ich habe ihn gefragt, ob er mit dem Boot angereist ist», betonte er.
Rückkehr zur Ex?
Aktuell steht Ronaldo noch bei den Red Devils unter Vertrag. Eine vorzeitige Trennung scheint jedoch unausweichlich. Der Klub habe bereits seine Anwälte eingeschaltet, um das Arbeitsverhältnis mit Ronaldo vorzeitig zu beenden. Sein Vertrag im Old Trafford läuft im kommenden Sommer aus.
Laut «Sport» haben die Berater von Ronaldo nun bei Real Madrid angeklopft. Bei seinem alten Arbeitgeber will er gemäss Bericht für vorerst sechs Monate unterkommen. Die Königlichen könnten tatsächlich darauf angewiesen sein, im Sturm-Zentrum nachzulegen. Karim Benzema fällt mit einer Muskelverletzung im linken Oberschenkel für die WM aus. Möglicherweise fehlt der 34-jährige Weltfussballer also auch zum Auftakt in die zweite Saisonhälfte.
Doch ob Ronaldo im Januar wirklich nur als Back-up ins Bernabeu zurückkehren möchte, ist fraglich. Zudem wird sich Real-Präsident Florentino Perez gut überlegen, ob er das intakte Mannschaftsgefüge mit dem ehrgeizigen Routinier durcheinanderwirbeln will.
Wie es herauskommt, wenn ein Trainer CR7 auf der Bank schmoren lässt, weiss man ja inzwischen. Auf der anderen Seite werden die Real-Bosse nicht vergessen haben, wie oft Ronaldo in seinen neun Jahren (2009-2018) das Team zu Triumphen führte. Mit 450 Toren in 438 Pflichtspielen stellte er in der spanischen Hauptstadt eine eindrückliche Marke auf.
«Muss nichts mehr beweisen»
Primär gilt aktuell der Fokus des fünffachen Weltfussballers sowieso auf die Gegenwart. Vor seiner fünften WM-Teilnahme will sich der Superstar keinen grossen Druck mehr machen. «Wenn ich mit 37 Jahren und 8 Monaten noch etwas beweisen müsste, würde ich mir Sorgen machen», meinte Ronaldo. «Selbst dann, wenn ich am Ende meiner Karriere keinen weiteren Pokal gewinnen würde, wäre ich stolz auf das, was ich erreicht habe», so der Torjäger, der mit dem Nationalteam 2016 Europameister geworden war und zahlreiche Klub-Titel gewonnen hat.
Am Donnerstag startet Portugal mit der Partie gegen Ghana ins WM-Abenteuer: «Es wäre magisch, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, aber es fehlt mir an nichts im Leben, ich habe schon viel mehr gewonnen, als ich erwartet habe», erläuterte er.
Um persönliche Rekorde gehe es ihm dabei schon lange nicht mehr. «Das klingt vielleicht eitel, aber ich verfolge das nicht.» Der Gedanke an mögliche weitere Bestmarken raube ihm nicht den Schlaf, auch wenn er gerne den Rekord von neun WM-Toren für Portugal von Eusebio knacken würde. Ronaldo steht aktuell bei sieben WM-Treffern. «Wenn wir diesen Wettbewerb ohne ein Tor von mir gewinnen würden, würde ich das unterschreiben.»
Portugal startet am Donnerstag gegen Ghana in die WM in Katar. Anschliessend folgen in der Gruppe H die Partien gegen Uruguay (28. November) und Sükorea (2. Dezember).