Kommentar Älteste Nati-Startelf seit 16 Jahren – aber kein Grund zur Sorge

Von Jan Arnet

14.10.2020

Viel Erfahrung in der Schweizer Mannschaft gegen Deutschland: Das Durchschnittsalter der Startelf betrug am Dienstag 28,6 Jahre.
Viel Erfahrung in der Schweizer Mannschaft gegen Deutschland: Das Durchschnittsalter der Startelf betrug am Dienstag 28,6 Jahre.
Bild: Keystone

Noch nie stellte Vladimir Petkovic eine ältere Startelf auf als beim 3:3 gegen Deutschland. Sorgen um die Zukunft muss man sich auch dank der tollen Leistungen der U21 aber keine machen.

28,6 Jahre alt ist die Nati-Startelf im Durchschnitt gegen die Deutschen. Und damit so alt wie noch nie zuvor in der Ära Petkovic – und so alt wie letztmals bei der EM 2004 bei der 0:3-Pleite gegen England (28,7). Nico Elvedi ist am Dienstag mit seinen 24 Jahren der einzige Schweizer, der jünger ist als 27. Muss man sich Sorgen machen? Steht die Nati etwa vor einem Umbruch?

Nein. Denn festzuhalten gilt auch, dass nur Goalie Yann Sommer (31) und Doppeltorschütze Mario Gavranovic (30) das 30. Lebensjahr bereits vollendet haben. Das Gros der Mannschaft befindet sich im besten Fussballeralter zwischen 26 und 29 Jahren, ist schon routiniert, aber trotzdem noch topfit und spritzig. Heisst: Vor der WM 2022 wird es sicherlich keinen Umbruch in der Nati geben, kein einziger Spieler im Kader wird bis dahin aufgrund seines Alters ausgebootet werden.

Ausserdem haben gegen Deutschland mehrere potenzielle Stammspieler wie Breel Embolo (23), Denis Zakaria (23) und Kevin Mbabu (25) gefehlt, die die Mannschaft hätten verjüngen können.

U21-Nati glänzt in der EM-Quali

Ohnehin macht der Nachwuchs in der Schweiz Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft. Die U21-Nati konnte sich am Dienstag vorzeitig und erstmals seit 2011 wieder für eine Europameisterschaft qualifizieren. Das 3:0 gegen Liechtenstein war der achte Sieg im achten Spiel für die Mannschaft von Mauro Lustrinelli. 



Bei der U21 hat es bereits jetzt einige Spieler, die bei Vereinen aus Topligen unter Vertrag stehen: Andi Zeqiri (Brighton), Dan Ndoye (Nizza), Kevin Rüegg (Hellas Verona), Anthony Racioppi (Dijon) und Alexandre Jankewitz (Southampton). Andere wie Toni Domgjoni (Zürich), Jan Bamert (Sion), Cédric Zesiger (YB), Jérémy Guillemenot, Miro Muheim, Leonidas Stergiou (alle St. Gallen) und Silvan Sidler (Luzern) sind schon Stammspieler bei Super-League-Klubs und könnten auch bald den Sprung ins Ausland schaffen.

Die U21-EM 2011 war für einige Schweizer so was wie die Initialzündung für eine erfolgreiche Karriere: Sommer, Xhaka, Shaqiri, Mehmedi, Gavranovic – ihr Stern ging mit dem Finaleinzug so richtig auf. Heute sind sie wichtige Stützen in der A-Nati. 

Die Schweiz besitzt auch zehn Jahre später zahlreiche Talente, um einen solchen Exploit zu wiederholen – und auch in den kommenden Jahren eine kompetitive Mannschaft auf die Beine zu stellen, wenn Shaqiri, Xhaka und Co. eines Tages nicht mehr spielen werden. 

Die U21-Nati hat sich für die Europameisterschaft qualifiziert.
Die U21-Nati hat sich für die Europameisterschaft qualifiziert.
Bild: Keystone

Übrigens: Den Rekord der ältesten Nati-Startelf hält Roy Hodgson mit seinem Team in der Qualifikation zur EM 1996. Gegen Ungarn waren die Schweizer damals im Schnitt 29,4 Jahre alt. Auch wenn die heutigen Nati-Spieler natürlich nicht jünger werden, ist nicht anzunehmen, dass dieser Rekord in den kommenden Monaten und Jahren gebrochen wird.

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