Am Dienstagabend posierte Gareth Bale nach der erfolgreichen EM-Qualifikation mit einer Flagge, auf der «Wales. Golf. Madrid. In dieser Reihenfolge» stand. Höchste Zeit für beide Seiten, das Kapitel zu beenden.
Kurz vor dem entscheidenden Spiel gegen Ungarn für die Europameisterschaft 2020 gab Gareth Bale offen zu, dass er für die «Drachen» motivierter ist als mit Real Madrid: «Ich verspüre definitiv etwas mehr Aufregung, für Wales zu spielen.» Er erklärte seine Gefühlswelt so: «Das ist wie sonntags im Park mit seinen Freunden zu kicken.»
Bale meinte aber auch, dass dieses Gefühl normal sei. In der Heimat könne er seine eigene Sprache reden und er fühle sich dort wohler. Aber er werde immer 100 Prozent geben, egal wo er spiele, hielt Bale fest.
Obwohl Bale in den letzten Wochen verletzt war, folgte der Flügelflitzer dem Aufgebot seiner Landesauswahl. Beim spanischen Rekordmeister munkelte man, der 30-Jährige schone sich lieber im Verein, um dann bei Wales Gas geben zu können. Er führte sein Team als Captain aufs Feld und spielte 88 Minuten, ehe er unter grossem Applaus ausgewechselt wurde.
Nach der erfolgreichen Mission – Wales siegte dank einer Ramsey-Doublette 2:0 und darf zum zweiten Mal in Folge an eine EM reisen – feierte das Team den Erfolg gebührend. Irgendwann hüpften Bale und Co. bei der Siegesparty hinter einer Fahne mit der Aufschrift: «Wales. Golf. Madrid. In dieser Reihenfolge.»
Scherz oder Unverschämtheit?
Kreative Fans hatten das Banner in Anlehnung an einen kritischen Kommentar der Vereinslegende Predrag Mijatovic über Bale angefertigt. «Ihn interessiert zuallererst die Nationalmannschaft von Wales. Dann kommt Golf, und erst dann Madrid», so das Verdikt des früheren Real-Stürmers in einer TV-Sendung.
Die Anhänger sangen die Parole bereits während der Partie. Bales Kommentar: «Ich habe das gehört, insbesondere als ich auf der Bank sass und die Jungs neben mir gelacht haben. Es war ein netter, kleiner Spass.»
Weniger lustig fanden es vor allem die grossen spanischen Sportzeitungen. Die «Marca» titelte: «Respektlos. Falsch. Undankbar. In dieser Reihenfolge». Und schrieb weiter: «Das ist die zigste Unverschämtheit von Bale gegenüber Madrid. Die Beziehung zwischen dem Verein und dem Spieler ist kaputter denn je.» Die «AS» zeigte Gareth Bale von oben, wie er einen Golfball in ein Loch in Form eines Real-Logos versenkt und schrieb dazu: «Bale befördert sich in ein Loch.» «Madrid Sports» empörte sich auf Twitter: «Bei deinen tausend Verletzungen hatten wir immer Geduld. Wir haben deine Leidenschaft für Golf akzeptiert, und auch dein schlechtes Spanisch. Basta ab sofort.»
Ein Transfer wäre die beste Lösung
In zahlreichen weiteren Artikel wird gegen ihn schweres Geschütz aufgefahren, welche im Vergleich die Kritik an Schweizer Nati-Trainer Vladimir Petkovic als Kindergeburtstag dastehen lässt: Bale verspotte als Dauerverletzter seinen Arbeitgeber, welcher ihm 17 Millionen Euro pro Saison zahle und einst für 100 Millionen aus England holte, wolle sich nicht integrieren und sei unprofessionell. Kurzum: Ein verdorbener und raffgieriger Charakter, der nicht zu einem noblen Klub wie Real Madrid passt.
Die Beziehung zwischen dem einstigen Königstransfer und dem Verein ist tatsächlich an einem Tiefpunkt angelangt. Obwohl der seit 2013 engagierte Stürmer bei seinen Einsätzen meistens skorte – oft auch in grossen Spielen –, droht die Geschichte ein grosses Missverständnis zu werden. Sein Trainer Zinedine Zidane fand in seiner Amtszeit nie richtig Verwendung für Bale. Der Franzose wird gemäss Insidern auch nicht auf Bales Provokationen eingehen, sprich keine Sanktionen aussprechen. Am Donnerstag kehrte er ins Training zurück und wird am Samstag gegen Real Sociedad aller Voraussicht nach im Kader der Königlichen stehen.
Dabei schienen sich bereits im Sommer die Wege zu trennen, nachdem aus China hoch dotierte Angebote eintrudelten. Doch der Wechsel platzte, und Bale blieb in der spanischen Hauptstadt stecken. Im Winter wäre es nun unter diesen Umständen für alle Beteiligten am besten, wenn Bale sich einen neuen Verein sucht. Schon vorher lief er mit einem Fadenkreuz im Santiago Bernabeu rum, nun wollen aber fast alle Real-Fans den Abzug drücken.