Harsche KritikBallack rechnet mit Löw ab: «Er hätte entlassen werden müssen»
jar
11.10.2018
Michael Ballack wurde einst von Jogi Löw aus der deutschen Nationalmannschaft geekelt. Jetzt rechnet der frühere DFB-Captain mit dem langjährigen Trainer ab.
Die deutsche Nationalmannschaft will nach dem WM-Desaster und dem sensationellen Aus in der Gruppenphase die angewohnte Siegermentalität zurückgewinnen. Mit Coach Joachim Löw, dessen Vertrag schon vor dem Debakel in Russland bis 2022 verlängert wurde.
Michael Ballack meint, der DFB hätte nach der WM die Konsequenzen ziehen müssen und Löw entlassen sollen. «Ich war wie viele andere Leute überrascht, dass er seinen Job behalten hat», sagt Ballack, der 2011 als langjähriger Captain der Nationalmannschaft von Löw degradiert und schliesslich rausgeworfen wurde. «Irgendwann muss man sich doch eingestehen, dass die Dinge nicht mehr funktionieren, wenn jemand so lange mit einer Mannschaft zusammenarbeitet wie er», so der 42-Jährige gegenüber «Deutsche Welle» weiter.
Löw ist seit 2006 Cheftrainer der Mannschaft. Für Ballack wäre – trotz des grossen Triumphs vor vier Jahren in Brasilien – jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Trennung gewesen. «Man sollte die WM ernsthaft analysieren und nicht sagen: 'Wir analysieren das', während in Wahrheit bereits beschlossen ist, am Trainer festzuhalten. Das ist keine echte Analyse», sagt er und geht damit auch mit den Verantwortlichen im Verband hart ins Gericht.
Fehlt dem Weltmeister-Team der Hunger?
Dass Löw in Russland an den WM-Helden von 2014 festhielt, sei zwar «völlig normal», meint Ballack. Der Trainer müsse aber auch «professionell genug» sein, um die richtigen Schlüsse für seine Zukunft zu ziehen. «Es war ganz offensichtlich, dass einige Spieler nicht auf der Höhe waren. Und man konnte es schon vorher sehen, dass eine oder mehrere Positionen nicht optimal besetzt waren. Deshalb sollten die Verantwortlichen beurteilen, ob Löw immer noch der richtige Mann ist.»
Für den 98-fachen Nationalspieler habe den Spielern in Russland ganz einfach der Erfolgshunger gefehlt. «Fussballerische Qualität sinkt in vier Jahren nicht so stark, dass man in der Vorrunde nicht bestehen kann», sagt er.
Ballack glaubt dennoch an eine erfolgreiche Zukunft der DFB-Auswahl, hofft aber auf einen baldigen Umbruch. «Wir müssen uns um den Nachwuchs kümmern, mit einem echten Konzept, mit den besten Leuten als Verantwortliche für die Jugend. Denn das ist das Gold, das wir haben», sagt er. «Wenn wir eine qualitativ hochwertige Jugendarbeit leisten, haben wir auch gute Chancen, mehr Talente hervorzubringen.»
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