FIFA Blatter schiesst gegen Infantino und wehrt sich: «Gab nur einen Bestechungsversuch»

tbz

15.4.2020

Die Bundesanwaltschaft beabsichtigt eines der beiden gegen Blatter hängigen Verfahren einzustellen.
Die Bundesanwaltschaft beabsichtigt eines der beiden gegen Blatter hängigen Verfahren einzustellen.
Bild: Keystone

Nachdem die Bundesanwaltschaft am Samstag verkündete, eines der beiden Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter einstellen zu wollen, schiesst der 84-Jährige in einem Interview mit dem «Walliser Boten» scharf gegen seine Kritiker und spricht von einem «inszenierten Spiel».

Wie die Bundesanwaltschaft am Samstag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte, beabsichtigt sie eines der beiden gegen Sepp Blatter laufenden Verfahren einzustellen. Dabei handelt es sich um eine Untersuchung über Fernsehrechte der Weltmeisterschaften 2010 und 2014, die unter Marktwert an die Karibische Fussballunion (CFU) verkauft wurden. Weiter hängig ist ein Verfahren um eine Zahlung Blatters an Michel Platini aus dem Jahr 2011 in Höhe von zwei Millionen Franken.



«Dass das erste der beiden Verfahren jetzt erst nach fünf Jahren behandelt wurde und das zweite noch nicht abgeschlossen ist, sowas ist unbegreiflich wie unerklärbar», bekundet Blatter nach dem Entscheid in einem Interview mit dem «Walliser Boten».

«Es war ein inszeniertes Spiel»

Für ihn ist klar, dass der aktuelle FIFA-Präsident Gianni Infantino dabei seine Hände im Spiel hatte und wirft dem 50-Jährigen vor, seinen Ruf bewusst sabotiert zu haben. «Ja sicher, es war ein inszeniertes Spiel», wettert Blatter.

«Die Zahlung an Platini für geleistete Dienste wurde von den FIFA-Gremien abgesegnet. Also ist ein Verfahren gegen mich nicht logisch. Der Bericht der Aufsichtsbehörde zur Bundesanwaltschaft beinhaltete geschwärzte Namen, die nun aufgedeckt wurden», sagt Blatter und wirft Infantino vor, so die Wahl manipuliert zu haben. «Es kam erwiesenermassen zu einem Treffen von Gianni Infantinos Freund Rinaldo Arnold mit Bundesanwalt Michale Lauber. In dem Bericht tauchten schon die Namen Platini und Blatter auf. Offensichtlich wollte sich Arnold dabei informieren, ob etwas ansteht gegen die Personen, die Infantino bei seiner angestrebten Wahl zum FIFA-Präsidenten im Weg stehen könnten.»

Tatsächlich fanden solche nicht protokollierten Treffen auch statt, woraufhin Lauber in einigen FIFA-Verfahren in den Ausstand treten musste. Sowohl Platini als auch Blatter wurden von der FIFA suspendiert, woraufhin Infantino zum neuen Präsidenten gewählt wurde.

Auch US-Justiz wirft Bundesanwaltschaft eine Verschleppung des Verfahrens vor

Blatter regt sich aber vor allem auch über die Dauer der beiden Verfahren auf. «Ein offenes Strafverfahren von der Bundesanwaltschaft hat mir vieles verhindert. Ich wurde als FIFA-Präsident suspendiert. Warum wurden die Verfahren gegen mich nicht vor Gianni Infantinos Wiederwahl 2019 behandelt?», fragt sich der 84-Jährige, der 2015 einvernommen worden und dann dreieinhalb Jahre nichts mehr von der Bundesanwaltschaft gehört hatte. «Ich konnte mich noch nie wirklich verteidigen, es gab auch keine Befragung.»

Auch die US-Justiz, die seit 2015 bereits 28 Angeklagte im Bezug auf die FIFA-Affäre verurteilt hat, wirft der Schweizer Bundesanwaltschaft eine Verschleppung und Versandung der eigenen Verfahren vor. Blatter selbst sieht aber keinen Grund, weshalb es jetzt noch lange dauern sollte: «Es gibt keinen Grund mehr diesen (Entscheid) hinauszuzögern. Der beabsichtigte Komplott gegen mich ist ja ohnehin schon vollzogen worden.» Sollte auch das zweite Verfahren gegen Blatter eingestellt werden, so will der ehemalige Präsident des Weltverbands eine Rehabilitation seitens der FIFA verlangen.



Einen Bestechungsversuch habe es nämlich nur ein einziges Mal gegeben, sagt Blatter. «Bei der Verabschiedung eines Verbandsvertreters gelangte der mit dem Wunsch an mich, man solle den Schiedsrichter für das letzte anstehende QM-Qualifikationsspiel auswechseln und denjenigen seiner Wahl einsetzen. Er steckte mir ein Kuvert in den Mantel mit einem Betrag von 50’000 Dollar. Ich habe den Fall aufgedeckt und damit bewiesen, dass ich nicht korrupt bin. Das Geld wurde von unserem Buchhalter auf einem Bankkonto angelegt mit dem Verweis, wonach es der ‹Gönner› wieder abheben könne. Was er kurz darauf auch getan hat.»

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