Bei Napoli amtet der streitbare Filmproduzent Aurelio De Laurentiis als Präsident. Seine neuste Massnahme bringt das Fass für seine Spieler aber zum Überlaufen, weshalb diese revoltierten.
Napoli-Präsident Aurelio De Laurentiis kündigte nach der Niederlage gegen Roma am vergangenen Sonntag ein Ritiro an, vergleichbar mit einem (Straf-)Trainingslager. Diese Massnahme ist freilich in Italien nicht unüblich. Oder mit den Worten von De Laurentiis: «Es ist eine Chance fürs Team, sich besser kennenzulernen.» Die Spieler wurden im eigenen Trainingszentrum Castel Volturno 35 Kilometer weg von der Stadt kaserniert.
De Laurentiis ordnete ursprünglich eine ganze Woche an, also bis zum nächsten (Heim-)Spiel am Samstagabend gegen Genua. Damit soll die seit vier Spielen sieglose Mannschaft wieder auf die Siegesstrasse zurückfinden.
Doch auch am Dienstagabend gelang ihnen in der Champions League zuhause gegen Salzburg trotz des deutlichen Chancenplus mit dem 1:1 kein Befreiungsschlag. Immerhin rangieren sie trotz Remis in ihrer Gruppe auf Platz 2 und haben bei zwei ausstehenden Spielen vier Punkte Vorsprung auf die österreichischen Verfolger.
Revolution am Fusse des Vesuvs
So gingen die Spieler davon aus, dass der Ritiro nun beendet sei. Doch der Präsident verliess das San Paolo, ohne die Sanktion aufzuheben. Die Spieler hatten an diesem Befehl wenig Freude und fuhren mit ihren Privatautos nach Hause zu ihren Familien – statt mit dem Mannschaftsbus zurück ins Trainingszentrum. Einige Kicker sollen auch Kontakt mit ihren Anwälten aufgenommen haben, weil ein Straftrainingslager arbeitsrechtlich unzulässig sei. Der Protest soll von Trainer Carlo Ancelotti unterstützt werden, da der Ritiro nicht mit ihm abgesprochen wurde und er sich übergangen fühle.
Ein untrügliches Zeichen für seine Verstimmung ist, dass Ancelotti nach der Partie nicht zur obligatorischen Pressekonferenz erschien. Gemäss Gerüchten soll er schon mit einer Anstellung beim argentinischen Traditionsverein Boca Juniors liebäugeln. Seine eineinhalbjährige Ära in der süditalienischen Hafenstadt könnte also bald zu Ende gehen.
Immerhin übernachtete Ancelotti mit seinem Staff im Trainingszentrum. Ob das genügt, um den cholerischen Aurelio De Laurentiis milde zu stimmen, bleibt abzuwarten.
Die Spieler absolvierten zwar heute Mittwoch brav ihre Einheiten im Trainingszentrum, rauschten danach aber in ihren Luxuskarossen davon. Diente Ritiro also für ihren Präsidenten.