EM-Qualifikation «Wir müssen gewinnen» – Die Nati und das Spiel der letzten Chance

SDA

15.10.2019 - 06:00

Die Schweizer Nationalmannschaft und Trainer Vladimir Petkovic stehen in Genf gegen Irland mächtig unter Druck
Die Schweizer Nationalmannschaft und Trainer Vladimir Petkovic stehen in Genf gegen Irland mächtig unter Druck
Source: Keystone

Die Schweiz trifft in der EM-Qualifikation auf Irland. Es ist das Spiel der letzten Chance, die Kampagne in erfolgreiche Bahnen zu lenken. Bei einer Niederlage wäre das Scheitern praktisch perfekt.

Während Teams wie Polen oder Russland, die nach dem Schweizer Selbstverständnis nicht stärker sind, das Ticket für die Endrunde bereits gelöst haben, geht es für die Schweiz im Stade de Genève darum, den Worst Case abzuwenden. Eine weitere Niederlage würde praktisch das Scheitern bedeuten, da Dänemark zuhause gegen Gibraltar kaum Punkte abgeben wird. Und auch bei einem Remis hätte die Schweiz ihr Schicksal nicht mehr in den eigenen Händen und wäre auf Schützenhilfe angewiesen. «Wir müssen gewinnen», sagen Trainer und Spieler. Wie, ist egal.

Dass es im drittletzten Spiel für die SFV-Auswahl praktisch um alles oder nichts geht, hat sie sich selbst eingebrockt. In den drei Spielen gegen die direkten Konkurrenten Irland und Dänemark hat sie trotz spielerischer Überlegenheit nach Gegentoren in der Schlussphase fünf Punkte verschenkt. Ihren letzten Joker verspielte sie am Samstag beim 0:1 in Kopenhagen. «Man bekommt im Leben nicht immer das, was man verdient», sagte Petkovic. «Wichtig ist, dass wir am Ende an der EM dabei sind.»



Irlands erster Matchball

Während die Schweiz das Messer am Hals hat, bietet sich Irland in Genf der erste Matchball. Gewinnen die «Boys in Green», qualifizieren sie sich nach 2016 erneut für die EM-Endrunde. Und auch bei einem Remis oder einer Niederlage hätte das Team von Mick McCarthy zum Abschluss zuhause gegen Dänemark eine zweite Chance, sich zumindest Platz 2 zu sichern.

Dank der seit 2016 auf 24 Teams aufgestockten Endrunde sowie der Ausrutscher der Konkurrenz in Georgien sind die Chancen der Schweizer trotz einer resultatmässig enttäuschenden Kampagne nach wie vor intakt. Ein Sieg reicht, um Verpasstes nachzuholen und wieder in die Spur zu finden; gegen einen Gegner, der spielerisch mehr als bescheiden ist und am Samstag beim 0:0 in Tiflis froh sein musste, einen Punkt zu holen.

Irland deswegen zu unterschätzen, wäre allerdings mehr als fahrlässig, auch wenn keiner der Iren bei einem englischen Spitzenklub unter Vertrag steht. Die Iren sind in der Gruppe D noch ungeschlagen und haben in sechs Partien erst zwei Tore kassiert. Kampfkraft, Solidarität und Leidenschaft kompensieren zumindest teilweise die fehlende spielerische Qualität.



Hinzu kommt, dass sich die SFV-Auswahl in der jüngeren Vergangenheit mit dem irisch-britischen Stil immer schwer getan hat. Von den letzten vier Begegnungen gegen Irland gewann die Schweiz keine, gegen Nordirland setzte sie sich in der Barrage für die WM 2018 in Russland nur mit Ach und Krach und dank einem Penaltytor in 180 Minuten durch. Der letzte Sieg gegen England liegt fast 40 Jahre zurück, und auch das letzte Duell gegen Wales im Herbst 2011 ging verloren.

Endspiel für Petkovic?

Im Fall eines Scheiterns, würde sich der Schweiz als Gruppensieger der Nations League zwar eine zweite Chance bieten, einen weiteren Fehltritt gegen Irland können sich Trainer und Mannschaft dennoch nicht erlauben. Der Verband und vor allem Vladimir Petkovic würden im Fall einer Niederlage massiv unter Druck geraten.



Seine Kompetenz als Trainer ist zwar mehrheitlich unbestritten, Petkovics Image in der Öffentlichkeit ist seit der WM in Russland aber angekratzt. Die Ausbootung verdienter Spieler wie Valon Behrami oder der «Fall Shaqiri», der im September freiwillig auf das wichtige Spiel in Irland verzichtet hat, offenbaren Mängel in der internen Kommunikation. Beim Verpassen der Qualifikation würde das bisher wichtigste Argument für Petkovic, der sportliche Erfolg, bröckeln.


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