Nati-Coach Murat Yakin ist zu Gast im Fussball-Talk «Heimspiel» und spricht auch über den Menschen hinter dem Trainer. Und er verrät, warum er den Fussball eine Zeit lang gar nicht vermisst hat.
Er ist der Mann der Stunde im Schweizer Fussball: Murat Yakin, der neue Nati-Trainer, der es in Kürze geschafft hat, die Euphorie von der EM in die WM-Qualifikation zu übertragen. Trotz zahlreicher Hindernisse in Form von verletzten Spielern konnte sich die Nati in einer Gruppe mit Europameister Italien als Gruppensieger direkt für die WM 2022 qualifizieren.
Vom Nati-Coach hat man in den letzten Tagen viel gehört und gelesen. Doch wie tickt der Mensch Murat Yakin? Im Fussball-Talk «Heimspiel» spricht der 47-Jährige auch über sein Privatleben.
«Früher als Spieler war das noch etwas anders. Da gab es die eine oder andere Homestory und man war an jeder Hundsverlochete», schmunzelt Yakin. «Mit der Zeit wird man auch älter und reifer, heute geniesse ich es auch, alles etwas ruhiger anzugehen.»
Golfen als perfekter Ausgleich zum Alltag
Tatsächlich wirkt Yakin in den TV-Interviews stets cool und gelassen. Als Spieler sei das schon etwas anders gewesen. Da habe er sich oft im Graubereich bewegt, wie er sagt. Richtig sauer gewesen seien seine Trainer aber nie, denn er sei damals ein Meister darin gewesen, die richtige Balance zu finden. «Ich sage deshalb auch meinen Spielern, dass sie sich in dieser hektischen Welt auch entlasten sollen. Das muss immer auch im Gleichgewicht sein», so Yakin.
Das Privatleben und die Familie stehen über allem, so der Vater von zwei Töchtern. «Die eine ist mehr sportlich begabt, die andere verbringt ihre Zeit mehr in der Bibliothek – damit hatte ich eher immer etwas Mühe», lacht Yakin. Seinen Ausgleich findet der Coach auch heute noch nicht beim Bücherlesen, sondern beim Jassen oder beim Golfen.
«Golfen ist extrem spannend. Es ist eine Entlastung und doch auch eine Challenge, denn auch da willst du gewinnen. Und es ist verbunden mit der Natur. Und auf einer Golfrunde mit ein paar Freunden darf natürlich auch eine Zigarre nicht fehlen», sagt der Coach.
«Es gab eine Zeit, da hat mir der Fussball nicht gefehlt»
Murat Yakin hat den direkten Sprung von der Challenge League in die Nati geschafft. Von Schaffhausen nach Katar sozusagen. Vielleicht auch deshalb ist Druck für ihn ein Fremdwort, er geniesse es einfach, den Job als Nati-Trainer auszuüben. Zumal er eine Zeit lang ganz weit weg vom Fussball-Business war.
«Es gab mal eine Zeit, als ich von Moskau nach Hause kam (Anm. d. Red.: Yakin war zwischen Juni 2014 und Mai 2015 Trainer bei Spartak Moskau), da war ich anderthalb Jahre vereinslos. Meine Tochter Kira kam gerade zur Welt und ich genoss diese Zeit absolut. Den Fussball habe ich überhaupt nicht vermisst», erinnert sich Yakin.
Und weiter: «Aber nach einer Weile willst du dann doch wieder an der Seitenlinie stehen. Deshalb hat mich das Angebot in Schaffhausen fasziniert. Sie standen in der Challenge League am Tabellenende und hatten gerade ein neues Stadion eröffnet. Es war genau das, was ich brauchte, um wieder einzusteigen.»
Zwei Jahre lang war er in Schaffhausen tätig, dann kam das Angebot der Nati. «Es war prädestiniert, dass gleich eine hochintensive Phase kommt, in der man sich gleich auf solche Highlight-Spiele freuen kann. Und jetzt hat man wieder Zeit, um sich zu erholen.»