Österreich zittert Der Zeitpunkt ist bedrohlich günstig für eine neue Mutter aller Niederlagen

Von Marcel Allemann

8.10.2021

Lauft die Zeit von Österreichs Nationaltrainer Franco Foda ausgerechnet auf den Färöer Inseln ab. 
Lauft die Zeit von Österreichs Nationaltrainer Franco Foda ausgerechnet auf den Färöer Inseln ab. 
Bild: Keystone

Es war die grösste Blamage in der Verbandsgeschichte als Österreich 1990 gegen die Freizeit-Kicker von den Färöern mit 0:1 verlor. Am Samstag kommt es wieder zu diesem speziellen Klassiker. Für Österreichs Fussballer in einem ohnehin schon sehr ungemütlichen Moment.

Von Marcel Allemann

Es geschah am 12. September 1990. Damals bezog Österreich mit seinen damaligen Stars wie Andreas Herzog oder Toni Polster gegen die aus Fischern, Briefträgern und Lehrern sowie dem legendären Zipfelmützen-Goalie Jens Martin Knudsen bestehende Equipe von den Färöern im Rahmen der EM-Qualifikation 1992 die Mutter aller Niederlagen.

Dies im schwedischen Landskrona, weil es auf den Färöer Inseln damals nur Kunstrasen-Plätze gab. Österreichs Trainer Josef Hickersberger sprach danach den legendären Satz: «Normal g’winnst gegen die Färöer auch mit dem Journalistenteam.» Und trat nach der Blamage ab.

Seither mussten die Österreicher noch zweimal auswärts gegen die Färöer ran. Spassig war es nie, weil im Vorfeld jeweils die Geschichte dieser historischen Blamage wieder aufgewärmt wurde. Was durchaus auch einen Folgeeffekt hatte. Denn am 11. Oktober 2008 in Torshavn wurde es erneut peinlich. Im Rahmen der WM-Qualifikation 2010 gab es für die Equipe um Ex-FCB-Star Marc Janko nur ein 1:1.

Nur Koller konnte auf den Färöern gewinnen

Besser wurde es beim letzten Aufeinandertreffen am 15. Oktober 2013 in Torshavn, als die Österreicher unter dem Schweizer Trainer Marcel Koller und mit dem aktuellen FCB-Goalie Heinz Lindner im Tor erstmals keinen Gegentreffer kassierten und stattdessen erstmals gewannen. Mit 3:0. 

Und nun also wieder die Färöer auswärts. Am Samstag in Toshavn. Und das zu einem sehr delikaten Zeitpunkt, da die Stimmung in Fussball-Österreich äusserst gereizt ist. Ein missglückter Ausflug auf die Insel im Nordatlantik mit seinen 80 000 Schafen, aber nur 50 000 Menschen würde da fast schon bedrohlich gut ins Bild passen.

Denn eine Blamage haben die Österreicher schon beim letzten Zusammenzug im Oktober erlebt, als sie in Israel mit 2:5 untergingen und anschliessend auch noch das Heimspiel gegen Schottland mit 0:1 verloren. Wegen diesen beiden Nullern ist unser Nachbarland in seiner WM-Quali-Gruppe auf Rang 4 zurückgefallen. Entsprechend brodelt es bereits vor der Reise zu den Färingern.

Bei einer Niederlage ist Foda seinen Job los

Nationaltrainer Franco Foda ist stark angezählt, aber erhielt von den Verbandbossen wegen dem eigentlich guten EM-Turnier im Sommer nochmals eine Chance. Es scheint aber klar, dass ihn eine Niederlage auf den Färöern seinen Job kosten würde. Einer Entlassung könnte er in diesem Fall wohl nur noch mit einem sofortigen Rücktritt entgehen.

Zumal sein Vorgänger Hickersberger, der bei der Blamage vor 31 Jahren auf Österreichs Bank sass, diese Woche gegenüber den «Salzburger Nachrichten» (Bezahlschranke) noch zusätzlich Öl ins Feuer schüttete, indem er knackig festhielt: «Eigentlich müsste eine funktionierende Nationalmannschaft gegen einen Fussballzwerg mit dem Präsidenten auf der Trainerbank gewinnen.»

Hickersberger hat sich inzwischen mit dem schlimmsten Tag seiner Trainerkarriere arrangiert: «Mit über 30 Jahren Abstand ist die Pleite leichter zu ertragen als unmittelbar danach. Heute sehe ich es emotionslos und entspannt.»

Derweil hofft Foda natürlich, dass ihm Hickersbergers Trainer-Alptraum erspart bleibt und gibt seine Durchhalteparolen bekannt: «Es geht darum, dass wir gemeinsam den Turnaround schaffen und alles tun, um dieses Spiel zu gewinnen. Nur gemeinsam können wir aus diesem Tal wieder herauskommen.»