Nike statt Adidas Bei dieser Wahnsinnssumme knickte der DFB ein – Spitzenpolitiker sind enttäuscht

dpa/pat

22.3.2024 - 09:40

Ab 2027 werden Joshua Kimmich und Co. nicht mehr im Adidas-Shirt auflaufen.
Ab 2027 werden Joshua Kimmich und Co. nicht mehr im Adidas-Shirt auflaufen.
Imago

Mehr als 70 Jahre wurden die deutschen Nationalmannschaften von Adidas ausgerüstet. Kritik über das bevorstehende Ende der Partnerschaft weist der DFB zurück. Der Vertrag mit Nike bringt einen Geldsegen.

DPA, dpa/pat

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am Donnerstag vermeldet der DFB den Wechsel von Adidas zu Nike ab 2027 und löst damit ein Erdbeben aus.
  • Nicht nur Fans, sondern auch deutsche Spitzenpolitiker wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck oder Gesundheitsminister Karl Lauterbach üben heftige Kritik.
  • Offenbar zahlt der US-Ausrüster Nike künftig 100 Millionen Euro pro Jahr und damit doppelt so viel wie Adidas.

Der Deutsche Fussball-Bund hat seinen zukünftigen Ausrüster-Wechsel vom langjährigen Partner Adidas zu Nike trotz aufkommender Kritik verteidigt. «Wir verstehen jede Emotionalität. Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht. Das lässt uns nicht kalt», schrieb der DFB auf X, vormals Twitter.

Nike zahlt doppelt so viel wie Adidas

Der DFB sei aber «zuallererst dem deutschen Fussball und dessen Entwicklung verpflichtet», hiess es weiter und begründete die Entscheidung mit wirtschaftlichen Gesichtspunkten: «Der DFB hat ein Alleinstellungsmerkmal: Er ist ein Sport-Fachverband, der seine Mitgliedsverbände und die Basis im Amateurbereich finanziert und nicht von ihnen finanziert wird. Er steckt das Geld in den Fussball. Damit Fussball ein Volkssport bleibt.»

Laut Informationen des «Handelsblatts» soll sich Nike das Engagement ab 2027 mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Das soll aus Branchenkreisen bekannt geworden sein, wie das Blatt berichtet. Damit würde Nike die bisherige Vertragssumme des aktuellen Ausrüsters Adidas bei Weitem übertreffen. Der langjährige Partner Adidas, der noch bis Ende 2026 alle Nationalmannschaften ausrüstet, soll rund 50 Millionen Euro jährlich an den DFB überweisen.

Den Wechsel hat Adidas offenbar nicht sehen kommen. Gegenüber «Bild» sagte ein Adidas-Sprecher am Tag des überraschenden Wechsels: «Wir sind vom DFB heute darüber informiert worden, dass der Verband ab 2027 einen neuen Ausrüster haben wird.»

Spitzenpolitiker sind enttäuscht vom Ausrüster-Wechsel

Zuvor hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Ausrüster-Wechsel kritisiert. «Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht», sagte Habeck.

Habeck zu Ausrüster-Wechsel: «Mehr Standortpatriotismus gewünscht»

Habeck zu Ausrüster-Wechsel: «Mehr Standortpatriotismus gewünscht»

Seit mehr als 70 Jahre rüstet Adidas die deutschen Nationalmannschaften aus. Am Donnerstag verkündet der DFB überraschend einen Wechsel zu Nike ab 2027.

22.03.2024

Nach Wirtschaftsminister Habeck hat auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Entscheidung kritisiert. «Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fussball sein? Stattdessen ein US-Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet …», schrieb der SPD-Politiker auf X. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär bezeichnete es ebenfalls auf X als «eine gnadenlose Fehlentscheidung».

Am Donnerstag hatte der DFB bekannt gegeben, dass ab 2027 der US-Sportartikelhersteller Nike alle deutschen Nationalteams ausrüsten wird. Damit endet dann eine mehr als 70-jährige Partnerschaft mit Adidas. Bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen war Adidas der Ausrüster. Die Zusammenarbeit mit Nike ist zunächst bis 2034 angelegt.