Fussball Elfmeter, Mauer, Handspiel: Die Folgen der neuen Regeln

pat

18.6.2019

Auch mit den neuen Regeln gibt es Diskussionen: Die Nigerianerinnen protestieren gegen einen Entscheid von Schiedsrichterin Melissa Borjas.
Auch mit den neuen Regeln gibt es Diskussionen: Die Nigerianerinnen protestieren gegen einen Entscheid von Schiedsrichterin Melissa Borjas.
Bild: Keystone

Die FIFA wendet an der WM der Frauen erstmals die neuen Regeln an, die in der kommenden Saison auch bei den Männern ihre Anwendung finden. Erste Auswirkungen sind klar erkennbar.

Elfmeter: Früher musste der Goalie bei der Schussabgabe mit beiden Füssen die Torlinie berühren. Die Regel fand in der Realität kaum Anwendung, darum wurde sie gelockert. Nur noch ein Fuss muss die Torlinie berühren. Dafür scheinen die Unparteiischen nun ganz genau hinzuschauen und die Regel konsequent anzuwenden. Das hat zur Folge, dass bei einem Regelverstoss verschossene Elfmeter viel öfter wiederholt werden dürften als das bislang der Fall war – dies dürfte die Erfolgsquote in die Höhe schiessen lassen. Zumindest an der WM ist eine Entwicklung in diese Richtung zu beobachten.

Der verschossene Elfmeter der Französin Wendie Renard wird wiederholt, weil die nigerianische Torhüterin bei der Schussabgabe sich mit beiden Füssen vor der Torlinie bewegt.
Der verschossene Elfmeter der Französin Wendie Renard wird wiederholt, weil die nigerianische Torhüterin bei der Schussabgabe sich mit beiden Füssen vor der Torlinie bewegt.
Screenshot: Youtube/FIFATV

Mauer: Bei einem Freistoss dürfen sich die SpielerInnen des ausführenden Teams nicht mehr in die Mauer stellen und müssen einen Abstand von mindestens einem Meter einhalten. An der WM stehen die Spielerinnen nun teils einen Meter vor der Mauer und versuchen so, die Sicht der Torhüterin auf diese Weise einzuschränken. Ob sich diese kreative Alternative durchsetzen wird?

Mauer vor der Mauer: Die Spanierinnen zeigen gegen sich gegen Südafrika kreativ.
Mauer vor der Mauer: Die Spanierinnen zeigen gegen sich gegen Südafrika kreativ.
Screenshot: ARD/Sportschau

Handspiel: Ein leidiges Thema, das immer wieder zu heftigen und kontroversen Diskussionen führte. Der Videobeweis war diesbezüglich keine Hilfe. Neu gilt: Jedes Tor, das mit der Hand oder dem Arm erzielt wird, ist irregulär – ob Absicht vorliegt oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Auch wenn ein(e) SpielerIn mit der Hand oder dem Arm in Ballbesitz gelangt und sich dadurch einen klaren Vorteil verschafft – also beispielsweise anschliessend ein Tor erzielt – soll das in jedem Fall geahndet werden. Diesbezüglich gibt es kaum Interpretationsspielraum.

Neu gilt auch: Unabhängig von der Absicht liegt ebenso in der Regel ein Vergehen vor, wenn der Spieler seine Körperfläche unnatürlich vergrössert – etwa bei Armhaltung über Schulterhöhe. Das Wort «unnatürlich» wird dazu beitragen, dass es auch in Zukunft grosse Diskussionen geben wird. Ist es unnatürlich, wenn man beim Hochspringen die Arme nach oben schwingt? Ein Selbstversuch zeigt, dass es in den meisten Fällen unnatürlich wäre, wenn man die Arme beim Abspringen am Körper hängen lässt. Diskussionen sind vorprogrammiert. Das zeigt etwa folgende Szene im Spiel zwischen Schweden und Thailand, die zu einem Elfmeter führte.

Ebenfalls neu: Es ist in der Regel kein Handspiel, wenn der Ball vom eigenen Körper oder vom Körper eines anderen Spielers an die Hand (Arm) springt oder der Spieler sich im Fallen abstützt. Die Formulierung «in der Regel» lässt erahnen, dass es auch diesbezüglich bei jedem Elfmeterentscheid zwei Meinungen geben wird.

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