EM-Qualifikation Viele Absenzen: Die zweite Reihe muss es richten

SDA

13.11.2019 - 23:55

Nationaltrainer Vladimir Petkovic muss «Lösungen aus der zweiten Reihe» finden. Rückt Ricardo Rodriguez in die Innenverteidigung?
Nationaltrainer Vladimir Petkovic muss «Lösungen aus der zweiten Reihe» finden. Rückt Ricardo Rodriguez in die Innenverteidigung?
Source: Keystone

Der letzte Zusammenzug der Schweizer Nationalmannschaft 2019 wird von Absenzen geprägt.

Vladimir Petkovic muss in den entscheidenden Qualifikationsspielen gegen Georgien und Gibraltar auf ein halbes Dutzend Stammspieler verzichten. Die zweite Reihe ist gefragt.

Tiefe Böden, fallende Thermometer, englische Wochen: Der Spätherbst ist die intensivste Jahreszeit im Fussball-Kalender – und er hat bei der SFV-Auswahl Spuren hinterlassen. Neben den seit längerem fehlenden Timm Klose, Xherdan Shaqiri und Steven Zuber rückten am Montag auch Breel Embolo, Josip Drmic, Mario Gavranovic, Admir Mehmedi und Fabian Schär nicht ins Camp nach Zürich ein. Und am Dienstag verlängerte sich die Verletztenliste noch einmal, als Remo Freuler wegen muskulärer Probleme abreiste.

Als Vladimir Petkovic nach der WM 2018 einen Umbruch einleitete, war eines seiner Ziele, das Kader qualitativ zu verbreitern. Nun folgt zum Abschluss der EM-Qualifikation die Probe aufs Exempel. Vier Punkte braucht die SFV-Auswahl, damit sie sicher mit der EM-Teilnahme 2020 planen kann. «Wir haben genug Qualität in der Mannschaft, um die Abwesenden zu ersetzen», sagt Manuel Akanji.



An den Spielprinzipien von Petkovic ändern die Ausfälle nichts. Trotz dem Fehlen von Abwehrchef Schär käme eine Abkehr von der Dreierkette überraschend. Mit Ausnahme des Hinspiels in Georgien trat die SFV-Auswahl in diesem Jahr immer in einer Dreierformation an, sie ist seit der Premiere im September 2018 in England zu Petkovics «Variante A» in der defensiven Organisation geworden.

Rückt Rodriguez in die Innenverteidigung?

Erste Option, um Schär zu ersetzen, ist Ricardo Rodriguez. Der 69-fache Internationale tat dies bereits eine Halbzeit lang beim 3:3 gegen Dänemark, ehe er in der Pause angeschlagen in der Kabine blieb und den Einbruch in den letzten Spielminuten nicht mehr auf dem Feld erlebte. Auch gegen Gibraltar, als Akanji fehlte, rückte Rodriguez nach hinten.

Einer, der Rodriguez im linken Mittelfeld vertreten könnte, ist Loris Benito, der gegen Gibraltar erstmals in einem Pflichtspiel von Beginn an zum Einsatz kam. Der 27-Jährige hat nach seinem Wechsel zu Girondins Bordeaux den Tritt in der Ligue 1 sofort gefunden und ist Stammspieler – was auf viele seiner Kollegen im Kreis der Nationalmannschaft nicht zutrifft.

Benito bedauert die vielen Abwesenden. Dadurch könne aber auch ein frischer Wind entstehen und sich für neue Spieler Möglichkeiten eröffnen. Probleme aufgrund fehlender Automatismen sieht der Aussenverteidiger nicht. «Wir sind uns schon von den Junioren-Nationalmannschaften gewohnt, dass wir uns nur alle paar Monate sehen», so Benito. «Und den Spiel-Rhythmus holt man sich sowieso im Klub.»



Wer macht die Tore?

Ebenfalls gute Karten, in die erste Reihe zu rücken, hat Djibril Sow. Wie Benito hat sich der Mittelfeldspieler bei seinem neuen Arbeitgeber Eintracht Frankfurt schnell etabliert. Beim 5:1 gegen Bayern München vor knapp zwei Wochen spielte Sow gross auf und erzielte seinen ersten Bundesliga-Treffer. Der 22-jährige Zürcher ist nach dem Ausfall von Freuler in der Pole-Position, falls sich Petkovic neben Xhaka und Zakaria für einen dritten zentralen Mittelfeldspieler entscheiden sollte.

Am meisten Kopfzerbrechen bereitet den Verantwortlichen der Angriff – sechs der elf Torschützen der Kampagne fehlen. Mit Ausnahme von Haris Seferovic (64 Länderspiele) verfügt keiner der Offensivspieler über viel Erfahrung in der SFV-Auswahl. Edimilson Fernandes, Torschütze zum 2:0 gegen Irland, und Albian Ajeti, der bei West Ham United zuletzt zu ersten Teileinsätzen kam, haben die besten Karten, in die Stammformation zu rücken.

Dass die Schweizer Widerwärtigkeiten trotzen können, haben sie wiederholt bewiesen. Ebenso, dass sie weniger von einzelnen Spielern abhängig sind als auch schon; die direkte EM-Qualifikation wäre ein weiterer Beleg dafür. Nehmen sie auch die letzten beiden Hürden, hätten sie die Qualifikation ohne Xherdan Shaqiri geschafft. Er gehörte in keiner der zehn Partien zur Mannschaft.

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