Erstmals seit 2011 hat sich die Schweizer U21-Nationalmannschaft für eine EM-Endrunde qualifiziert. Vor dem ersten Spiel nehmen wir die von Mauro Lustrinelli aufgebotenen Spieler unter die Lupe.
Mit England (Marktwert: 357,5 Mio. Euro), Kroatien (Marktwert: 54,45 Mio. Euro) und Portugal (Marktwert: 156,7 Mio. Euro) trifft die Schweiz (Marktwert: 47,25 Mio. Euro) in der Vorrunde auf drei Top-Teams. Davon lässt sich Trainer Mauro Lustrinelli nicht einschüchtern: «Wir wollen uns qualifizieren. Wir sind hungrig und jeder Spieler ist sich bewusst, dass wir hier etwas erreichen wollen.» Hier stellen wir Ihnen die 23 Schweizer EM-Teilnehmer vor.
Torhüter
Geb.: 24.07.1999
Timothy Fayulu
Ende 2020 eroberte der 21-Jährige bei Sion den Stammplatz zwischen den Pfosten. Seit der Entlassung von Trainer Fabio Grosso ist er nur noch die Nummer zwei und sass deshalb zuletzt dreimal in Folge auf der Bank. In der U21-Nati ist er gar nur die Nummer drei in der Hierarchie. Fayulu wurde auch schon dreimal für die A-Nati der Demokratischen Republik Kongo aufgeboten (zuletzt im Oktober 2020). Eingesetzt wurde er aber nicht.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 0
Geb.: 02.04.1998
Philipp Köhn
Bei Challenge-Ligist Wil ist die Leihgabe von RB Salzburg die Nummer 1. Der in Dinslaken (Deutschland) geborene Köhn ist bereit, wenn es ihn braucht. Er ist in der U21-Nati die Nummer zwei in der Hierarchie.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 4 (davon 3 in der EM-Quali)
Geb.: 31.12.1998
Anthony Racioppi
Der 22-Jährige ist die Nummer eins in der U21 und hat in sieben Quali-Spielen das Tor gehütet, viermal ohne einen Gegentreffer zu kassieren. Auch bei Dijon ist er Stammgoalie und wurde in der Ligue 1 auch schon ins Team der Runde gewählt. Gerade am letzten Wochenende verschuldete er allerdings mit einer ungenügenden Abwehr eine 0:1-Niederlage. Dennoch: Die Form stimmt. Dass Dijon in der Ligue 1 abgeschlagen am Tabellenende steht, ist nicht sein Verschulden. Mit der Aussenseiterrolle kennt er sich aus.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 10
Verteidiger
Geb.: 09.03.1998
Jan Bamert
Seit der U15 hat er alle Stufen durchlaufen, in der U21 ist er im Normalfall gesetzt. Genauso im Klub bei Sion, unabhängig davon, wer gerade Trainer ist. Als 23-Jähriger gehört er zu den «Oldies». Die EM ist für ihn die perfekte Bühne, um sich für internationale Klubs interessant zu machen.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 13 (Tore: 1)
Geb.: 29.09.1998
Jordan Lotomba
Auf die laufende Saison hin ist der 22-Jährige als dreifacher Schweizer Meister und Cup-Sieger von YB zu Nizza gewechselt und hat sich dort auf Anhieb einen Stammplatz erkämpft. Die letzten beiden EM-Quali-Spiele verpasste er aufgrund einer Corona-Erkrankung, zuvor fehlte er zweimal, weil er mit der A-Nati unterwegs war. Im Oktober 2020 debütierte er dort im Testspiel gegen Kroatien – er stand 90 Minuten im Einsatz. Mit YB und Nizza konnte er auch schon reichlich Erfahrungen auf internationalem Parkett sammeln. Er wird eine tragende Rolle einnehmen.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 11 (Tore: 1) A-Nati: 1
Geb.: 24.03.1998
Miro Muheim
Bei St. Gallen ist der Linksverteidiger bereits eine feste Grösse, verpasste im Januar und Februar allerdings aufgrund einer Schulterverletzung neun Liga-Spiele in Folge. Zuletzt stand er aber wieder viermal in der Startelf. Er ist also voll im Saft. Ob es für die Startelf reicht, wird sich weisen. In der Quali war dies dreimal der Fall, fünfmal sass er auf der Bank.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 3
Geb. 07.07.1998
Silvan Sidler
In der Quali stand der 22-Jährige meist in der Startelf. Sidler wurde sowohl als Links- als auch als Rechtsverteidiger eingesetzt. Beim FC Luzern ist er Stammspieler und Anfang März erzielte er gegen St. Gallen sein erstes Super-League-Tor, ein wahrer Kraftakt (Video unten). Sein primärer Job ist es allerdings, Tore zu verhindern.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 13 (Tore: 1)
Geb.: 03.03.2002
Leonidas Stergiou
Der 19-Jährige ist bei St. Gallen seit der Saison 2019/20 im Abwehrzentrum gesetzt. Bei den «SFL»-Awards im Januar wurde Stergiou für seine Leistungen im Vorjahr als «Best Youngster» ausgezeichnet. In der U21 wurde er in der Quali allerdings nur viermal aufgeboten und kam lediglich zu einem 24-minütigen Einsatz. Gleichwohl muss er ein Kandidat für die Startelf sein. Und der Junge hat grosse Ziele (Porträt im Video unten).
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 1
Geb.: 09.12.1998
Jasper van der Werff
Der 22-Jährige spielte beim FCB zuletzt als Ersatz für Silvan Widmer auf der rechten Abwehrseite. Am vergangenen Wochenende kehrte Widmer nach seiner Verletzung zurück, für van der Werff blieb nur der Platz auf der Bank. In der EM-Quali hat er fünf Spiele als Innenverteidiger bestritten, an der Seite von Bamert oder Zesiger. Nur drei Gegentore kassierten die Schweizer in diesen Spielen. Seine Aussichten auf einen Stammplatz sind aber nicht rosig – die Konkurrenz ist gross. Dabei würde er nur zu gerne die EM-Bühne nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Im Sommer dürfte er den FCB wieder in Richtung Salzburg verlassen, von einer Übernahme-Option nach Leihende war bisher nie die Rede.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 7
Geb.: 24.06.1998
Cédric Zesiger
Der 22-jährige YB-Verteidiger bringt reichlich Erfahrung mit – auch auf internationaler Bühne. Nicht erst seit dieser Saison steht er meist in der Startelf. In der Qualifikation zur Euro spielte er in acht von zehn Spielen durch, zweimal erhielt er eine Verschnaufpause. An ihm führt wohl kein Weg vorbei – hoffentlich gilt das nicht nur für die Teamkollegen, sondern auch die Gegenspieler an der EM.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 15
Mittelfeldspieler
Geb.: 04.09.1998
Toni Domgjoni
Beim FCZ spielt er im defensiven Mittelfeld. Diese Saison stand er in 19 Spielen in der Startelf, so auch beim 0:4 gegen YB am vergangenen Wochenende. Bereits im Februar dieses Jahres setzte es gegen YB eine 1:4-Klatsche ab, immerhin konnte sich der 22-Jährige damals noch mit einem Traumtor auszeichnen (Video unten). In der Quali stand Domgjoni in allen zehn Spielen in der Startelf. Das Spiel gegen Kroatien dürfte für ihn ein ganz spezielles werden, hat er doch kroatische Wurzeln.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 15
Geb.: 27.06.2000
Kastriot Imeri
Imeri pendelt bei Servette zwischen Startelf- und Joker-Einsätzen. In der U21-Nati sieht es ähnlich aus. Sechsmal kam er in der Quali zum Einsatz, zweimal stand er in der Startelf. Er wird an der EM seine Einsatzminuten bekommen, muss sich aber wohl mit der Joker-Rolle begnügen.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 6 (Tore: 1)
Geb.: 25.12.2001
Alexandre Jankewitz
Jankewitz kam in der laufenden Saison zwölfmal in der Premier League 2 zum Einsatz und sah in diesen Spielen fünf Gelbe Karten. Ende Januar debütierte er gegen Aston Villa dann in der Premier League – Jankewitz wurde in der 89. Minute eingewechselt. Drei Tage später stand er gegen Manchester United in der Startelf. Die Erinnerungen an dieses Spiel kommen wohl einem Alptraum gleich. Nach einem groben Foul flog er in der 2. Minute mit Rot vom Platz – Southampton verlor das Spiel 0:9. Seither kam er in der Premier League nicht mehr zum Einsatz. In der U21-Nati kam er in der Quali zu sechs Teileinsätzen, in der Startelf stand er nie.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 6
Geb.: 05.08.1998
Kevin Rüegg
Nach drei Saisons als Stammspieler beim FCZ wechselte er im Sommer zu Hellas Verona. Nur im Cup schaffte er es in die Startaufstellung, in der Serie A kam er lediglich zu fünf Teileinsätzen. Das ist sicherlich auch dem Verletzungspech geschuldet. Im November setzte ihn eine Verletzung am Oberschenkel ausser Gefecht und von Mitte Januar bis Mitte März verpasste er aufgrund einer Knöchelverletzung neun Spiele am Stück. Erst am vergangenen Wochenende kehrte er zurück und sass gegen Atalanta Bergamo auf der Bank. Für die EM wurde der etatmässige Captain der U21 erst nach dem Ausfall von Noah Okafor nachnominiert – für Startelf-Einsätze reicht es derzeit kaum. Aber auch als Joker kann er dem Team weiterhelfen, zumal er polyvalent einsetzbar ist.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 12
Geb.: 25.01.1999
Petar Pusic
Pusic ist Stammspieler bei GC und er reist mit grossem Selbstvertrauen zur Nati. Am vergangenen Freitag glänzte er beim 4:1-Sieg gegen Aarau als Doppeltorschütze – es waren seine Saisontore fünf und sechs. In der U21-Nati kommt er meist von der Bank aus ins Spiel, hin und wieder reicht es auch für die Startelf.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 15 (2 Tore)
Geb.: 16.02.2002
Fabian Rieder
Rieder ist DIE Entdeckung der Saison. Am 17. Oktober 2020 debütierte er in der ersten Mannschaft von YB. Zu diesem Zeitpunkt noch ohne Profivertrag schaffte er es gleich in die Startelf. Fünf Tage später durfte er auch in der Europa League gegen AS Rom (1:2) von Beginn an ran. In der 14. Minute holte er im Stile eines Routiniers den Elfmeter heraus, den Nsame zum 1:0 versenkte. Seine Leistungen haben Coach Seoane und die Verantwortlichen dermassen überzeugt, dass er inzwischen ein fester Bestandteil der ersten Mannschaft ist. Lustrinelli ist dies nicht entgangen und so steht Rieder erstmals im Kader der U21. Die Chancen sind intakt, dass er direkt zum Stammspieler avanciert.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 0
Geb.: 11.04.2001
Simon Sohm
In der Saison 2019/20 gehörte Sohm bereits zu den Fixstartern beim FCZ, das wäre wohl auch in dieser Saison so gewesen. Doch nach nur zwei Liga-Spielen wechselte er am 4. Oktober zu Parma, drei Tage später kam er im Testspiel gegen Kroatien gar erstmals in der A-Nati zum Einsatz. Doch mit seinem Wechsel in die Serie A hat er sich selbst ausgebremst. Zwar kam er bei Parma 14-mal zum Einsatz, doch zuletzt spielte er keine Rolle mehr. In den letzten zehn Spielen kam er beim Tabellenvorletzten nur noch zu einem Einsatz (33 Minuten). Einen Monat nach seinem Debüt in der A-Nati debütierte er dann auch in der U21-Nati. Gegen Aserbaidschan spielte er zehn Minuten, zum Abschluss gegen Frankreich (1:3) deren 60. Man darf gespannt sein, wie es mit dem 19-Jährigen weitergeht. Sein Vertrag bei Parma läuft noch bis Ende Juni 2025. Ob er diesen auch erfüllen wird, steht auf einem anderen Papier geschrieben.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 2 A-Nati: 1
Geb.: 24.06.1999
Bastien Toma
Nach 80 Super-League-Einsätzen für Sion (6 Tore, 12 Assists) verabschiedete sich Toma im September 2020 Richtung Belgien. Bei KRC Genk hat er inzwischen Fuss gefasst und stand im Jahr 2021 siebenmal in der Startelf, dreimal wurde er eingewechselt. In der EM-Quali stand er in sämtlichen zehn Spielen in der Startelf.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 15 (Tore: 2)
Stürmer
Geb.: 06.01.1998
Jérémy Guillemenot
Wie schon in der letzten Saison steht der 23-Jährige beim FCSG auch in dieser Saison meist in der Startelf. Seine Ausbeute als Stürmer ist allerdings mit drei Treffern und einem Assist eher mager. In der EM-Quali stand er achtmal in der Startelf und buchte dabei zwei Tore und zwei Assists. Die letzten beiden Spiele verpasste er coronabedingt.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 14 (4 Tore)
Geb.: 18.01.2001
Felix Mambimbi
Am viertletzten Spieltag der EM-Quali debütierte er in der U21-Nati, in den letzten beiden Spielen stand er in der Startelf. Einen bleibenden Eindruck hat er dabei noch nicht hinterlassen. Bei YB kommt er in dieser Saison wettbewerbsübergreifend bereits auf 33 Einsätze (6 Tore), zuletzt durfte er auch immer wieder mal von Beginn an ran. So auch am vergangenen Wochenende beim 4:0 gegen den FCZ, dort traf er prompt zum 2:0 (Video unten). Die Form stimmt, die Chancen auf einen Platz in der ersten Elf sind absolut intakt – ansonsten kommt er sicher als Joker zum Einsatz.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 4
Geb.: 25.10.2000
Ndoye Dan
In der Europa League hat er bei fünf Einsätzen zwei Tore erzielt, in der Liga läuft es diesbezüglich weniger rund. In 22 Spielen (dreimal Startelf) hat er nur einen Treffer erzielt und einen vorbereitet. In den letzten vier Spielen kam er nicht zum Einsatz. Auf dem Weg an die EM war aber auf Ndoye Verlass. In acht Spielen erzielte er vier Treffer und bereitete ebenso viele vor. Die letzten beiden Qual-Spiele verpasste er coronabedingt. Trotz der zuletzt im unbefriedigenden Situation im Verein darf der 20-Jährige mit einem Platz in der Startelf liebäugeln.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 9 (4 Tore)
Geb.: 04.01.2000
Filip Stojilkovic
Die Sion-Leihgabe überzeugt in der Challenge League auf ganzer Linie. Für Aarau hat er in 22 Spielen schon neunmal eingenetzt. Eine längere Durststrecke als vier Spiele ohne Torerfolg gab es bei ihm in dieser Saison nicht. In der EM-Quali wurde der 21-Jährige siebenmal eingewechselt, dabei gelangen ihm zwei Jokertore – darunter der Siegtreffer am zweitletzten Spieltag gegen Aserbaidschan in der ersten Minute der Nachspielzeit.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 7 (2 Tore)
Geb.: 22.06.1999
Andi Zeqiri
In der Saison 2019/20 ging sein Stern auf. Mit 17 Toren und acht Assists hatte er grossen Anteil am Aufstieg von Lausanne in die Super League. Dort lief er selbst nur einmal auf, denn schon folgte er dem Lockruf aus dem Ausland. Bei Brighton spielte er aber lange nur eine Statistenrolle, inzwischen könnte man von einer kleinen Nebenrolle sprechen. Insgesamt kam er zu fünf Einsätzen in der Premier League, sein Debüt gab er am 20. Dezember 2020. In den letzten beiden Spielen stand er immerhin 52 Minuten auf dem Platz, dies nachdem er zuvor in zehn Spielen auf drei Minuten Einsatzzeit kam. Auf dem Weg an die EM hat er Zeqiri allerdings gross aufgespielt und in acht Spielen neun Tore erzielt und ein weiteres aufgelegt. Stimmt die Form trotz mangelnder Spielpraxis? Wenn Lustrinelli zum Schluss kommt, dass dem so ist, wird er in der Startelf stehen.
▶ U21-Länderspiel-Einsätze: 13 (11 Tore)