Unions geplatzter Coup Fischer: «Muss man am letzten Tag des Transferfensters spielen?»

Von Luca Betschart

1.2.2023

Union Berlin und Urs Fischer lassen sich auch von einer Transfer-Saga kurz vor einem Pokalspiel nicht aus der Bahn werfen.
Union Berlin und Urs Fischer lassen sich auch von einer Transfer-Saga kurz vor einem Pokalspiel nicht aus der Bahn werfen.
Bild: Imago

Der Wechsel von Isco zu Union ist eigentlich in trockenen Tüchern, als eine späte Wende auch die Vorbereitung auf das Pokal-Spiel gegen Wolfsburg beeinträchtigt. Trainer Urs Fischer passt das nicht in den Kram.

Von Luca Betschart

Auf den letzten Metern platzt der Sensationstransfer von Isco zu Union Berlin doch noch. Obwohl der fünfmalige Champions-League-Sieger den Medizincheck in der deutschen Hauptstadt absolviert und auch besteht, kommt es nicht zur erhofften Vertragsunterschrift – weil sich die beiden Parteien über die letzten Details nicht einigen können.

Die Berater-Agentur des Spaniers weist die Schuld gemäss der «Bild» von sich. «Wir mussten im Verlauf der Gespräche feststellen, dass unser Verhandlungspartner nicht mehr bereit war, sich in dem ursprünglich besprochenen Rahmen zu bewegen.»

Ausserdem berichtet die spanische Zeitung «El Mundo», Isco und seine Agentur hätten einem Kontrakt über eineinhalb Jahre zugestimmt. Bei der Unterzeichnung sei dann nur ein Angebot über sechs Monate auf dem Tisch gelegen. Zusätzlich sollte Isco offenbar gegen seinen Willen nicht in der Europa League eingesetzt werden, was den 30-Jährigen schwer enttäuscht habe.     

Etwas anders tönt es allerdings aus der Sicht des Bundesligisten. «Bevor der Medizincheck durchgeführt wurde, waren alle Dinge besprochen. Dann wurden aber noch einmal Änderungen am Vertrag gewünscht. Das geht so nicht – dann lassen wir uns nicht darauf ein», erklärt Sport-Geschäftsführer Ruhnert im Sky-Interview vor dem Pokal-Achtelfinal gegen Wolfsburg.

Eiserne Verhandlungen

Die ursprünglichen Abmachungen wären für Union demnach machbar gewesen. «Aber wir lassen uns nicht auf Dinge ein, die nicht zu uns passen. Auch wenn der Spieler schon in der Stadt ist und der öffentliche Druck gross, bleiben wir bei unserer Linie», stellt Ruhnert klar.

Obwohl Unions Sportdirektor auch Mitleid für Isco empfindet, bleiben die Eisernen hart – und machen ihrem Namen so alle Ehre. Schliesslich marschiert Urs Fischers Mannschaft auch ohne den Weltstar von Sieg zu Sieg. «Unser Kader ist so gesetzt, dass wir deswegen jetzt nicht anfangen, Trübsal zu blasen», unterstreicht auch Ruhnert.

Wenig später lässt die Mannschaft den Worten des Sportdirektors Taten folgen. Gegen Wolfsburg schafft man nach einem Fehlstart die Wende und zieht dank eines 2:1-Heimsieges in den Pokal-Viertelfinal ein. «Optimal, das muss ich schon sagen, war die Vorbereitung auf so ein wichtiges Spiel wirklich nicht», gibt Urs Fischer im Nachgang der Partie trotz Heimsieg zu bedenken. 

Fischer: «Wollten uns nicht ein Alibi verschaffen»

Denn: Am Morgen des Spieltags erfährt die Mannschaft erst, dass der Weltstar tatsächlich kommen soll. Nur Stunden vor dem Anpfiff folgt dann die Nachricht, der Deal sei geplatzt. «Am Schluss wollten wir uns nicht ein Alibi verschaffen und uns aufs Spiel fokussieren», erklärt Fischer und fügt an: «So wie die Mannschaft aufgetreten ist, hat sie das gut weggesteckt.»

Trotzdem könnte der Schweizer Erfolgstrainer in Zukunft gut und gerne auf ähnliche Szenarien verzichten. «Muss man an diesem Tag spielen, wenn es der letzte Tag des Transferfensters ist?», hinterfragt er.

Unions Captain Rani Khedira gibt derweil zu: «Dass so ein Weltstar sich vorstellen kann, für Union Berlin zu spielen, das wäre eine geile Geschichte gewesen.» Sein Bruder Sami, ehemaliger Real-Spieler, nimmt gemäss Khedira gar Kontakt zu seinem Ex-Teamkollegen Isco auf. Das hilft schlussendlich nichts, was in Berlin aber niemanden aus der Ruhe bringt.

Das beweist die sportliche Führung neben und die Mannschaft auf dem Platz, aber auch Captain Khedira vor dem Mikrofon: «Wir haben trotzdem eine geile Mannschaft.» 

Isco selbst nimmt seinen schlussendlich nutzlosen Kurztrip nach Deutschland gelassen und sagt dem Lokalsender 101TV Sevilla bei seiner Rückkehr: «Sowas kommt vor im Fussball.»