Der SC Freiburg greift am 21. Mai im deutschen Cupfinal nach dem ersten Titel der Klubgeschichte. Bis dahin hat er in der Bundesliga die Chance, sich für die Champions League zu qualifizieren.
Nomen est Omen. Die im vergangenen Herbst eröffnete neue Arena des SC Freiburg heisst «Europa-Park Stadion». Und wie in einem Vergnügungspark fühlt es sich seit Anfang Saison auch an, wenn man dem «SC» nahe steht. Gute Laune ist garantiert. In der Meisterschaft war Freiburg nie schlechter klassiert als im 6. Rang; in den verbleibenden vier Runden ist der Sprung auf einen Champions-League-Platz realistisch. Und im Cup steht Freiburg nach dem 3:1-Halbfinalsieg vom Dienstag beim Hamburger SV erstmals im Final.
Auch wenn das Stadion, das dem Ganzen einen Rahmen und eine Heimat gibt, «Europa-Park» heisst, ist der Saisonverlauf der Freiburger aber nur auf den ersten Blick ein Märchen oder eine Traumwelt. Dass sie sich im oberen Drittel der Bundesliga-Tabelle festsetzen konnten, ist nämlich fast schon eine logische Konsequenz. Denn die Freiburger haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Die Kurve verlief nicht ganz gradlinig, aber sie ging nach oben. 15, 13, 8, 10 und (aktuell) 5 sind die Klassierungen der letzten fünf Saisons.
Seit 2012 der gleiche Trainer
Christian Streich ist der Name, der hinter diesem Aufstieg steht. Seit genau zehn Jahren ist er Cheftrainer der Freiburger, nachdem er zuvor im Verein während mehr als anderthalb Jahrzehnten im Nachwuchs sowie bei den Profis als Assistenztrainer tätig war. Der 56-Jährige ist im Landkreis Lörrach nahe der Schweizer Grenze aufgewachsen, spielte in den Achtzigerjahren ein Jahr für Freiburg in der 2. Bundesliga und gehört seit 1995 ununterbrochen zum Verein.
Die Liaison zerbrach auch nicht, als die Freiburger unter Streich 2015 abstiegen. Vor wenigen Wochen hat er den Vertrag wieder um ein Jahr verlängert. Die Frage ist, ob Streich, der Einheimische, dem die Nähe zur eigenen Familie wichtig ist, in einem anderen Verein genauso gut funktionieren würde. Oder ob es ihm vielleicht gleich ergehen würde, wie seinem Vorgänger Volker Finke. Als dieser den SC Freiburg nach 16 Jahren hatte verlassen müssen (2007), fasste er als Trainer nirgends mehr Fuss.
Ähnlich erging es einigen Spielern, die unter Streich zu deutschen Nationalspielern wurden, von Freiburg dann für gutes Geld verkauft wurden, sich aber fern vom Breisgau nicht mehr weiterentwickelten. So wurde Maximilian Philipp bei Borussia Dortmund ebenso wenig glücklich wie Luca Waldschmidt bei Benfica Lissabon; beide spielen nun für Wolfsburg und sind nicht einmal da Stammspieler. Robin Koch wechselte vor zwei Jahren zu Leeds United, im Nationalteam spielt mittlerweile auch er keine Rolle mehr.
Besser geworden trotz Abgängen
Der Nächste, der den grossen Sprung wagt, ist Nico Schlotterbeck. Der 22-jährige Innenverteidiger hat im März erstmals für Deutschland gespielt. Nun soll er sich mit Borussia Dortmund über einen Wechsel einig sein. Sein Marktwert wird auf knapp 30 Millionen Euro geschätzt. Streich hat in den letzten Jahren immer wieder die besten Spieler verloren, das sportliche Niveau aber dennoch halten oder sogar steigern können. Der Trainer hat es Jahr für Jahr geschafft, das Team umzukrempeln und trotzdem weiterzuentwickeln.
In den nächsten Wochen und Monaten könnte Freiburg nun erstmals den Umsatz erheblich steigern, ohne dafür Abgänge verkraften zu müssen. Bevor am 21. Mai im Cupfinal in Berlin der erste Titel der Vereinsgeschichte winkt, haben die Freiburger in der Bundesliga die Qualifikation für die Champions League im Blick. Vier Runden vor Schluss liegen sie bloss einen Punkt hinter dem viertklassierten Bayer Leverkusen. Gelingt noch der Sprung auf Platz 4 hätten sie Zugang zu den üppig gefüllten Geldtöpfen der UEFA. Dann kämen die Grossen Europas ins «Europa-Park Stadion» – eben: Nomen est Omen.