Real-Coach Zinédine Zidane wollte Gareth Bale im Sommer unbedingt loswerden, kommunizierte dies auch öffentlich. Zum Saisonauftakt stand der Waliser am Samstag dann überraschend in der Startelf und präsentierte sich in bester Spiellaune.
Ende Juli stellt Zidane auf einer Pressekonferenz klar: «Wir hoffen, dass er sobald wie möglich geht. Es wäre das Beste für alle.» Die Rede war von Gareth Bale.
Bale wechselte 2013 für die damalige Rekordablöse von 101 Millionen Euro von Tottenham zu Real. Die Erwartungen waren galaktisch, erfüllen konnte er sie, auch aufgrund diverser Verletzungen, nur ansatzweise. Am Ende des Tages ist Fussball aber ein Mannschaftssport – und als Mannschaft hat Real, die letzte Saison ausgenommen, geliefert. Viermal gewann Real seit der Ankunft von Bale den wichtigsten Wettbewerb, die Champions League. 2016/17 triumphierte das weisse Ballett auch in der heimischen Liga. Viel mehr geht nicht.
Angesichts dessen ist es schon erstaunlich, wie in diesem Sommer mit einem so verdienten Spieler umgegangen wurde. Plötzlich waren Geschichten zu lesen, die Bale in ein ganz schlechtes Licht rückten. Er sei nie richtig in Madrid angekommen, noch immer spreche er kaum ein Wort spanisch, in der Freizeit spiele er nur Golf, Freunde habe er in der Mannschaft keine. Andere spielen in ihrer Freizeit Playstation, daran stört sich niemand. Auch störte sich in den erfolgreichen Jahren niemand daran, dass Bale der spanischen Sprache nicht mächtig war. Wenn der Erfolg da ist, braucht man keinen Sündenbock.
Als Bale dann vor wenigen Wochen ein utopisches Angebot aus China vorlag, er hätte eine Million Euro pro Woche verdient, schien ein Wechsel beschlossene Sache. Am Ende scheiterte der Transfer, weil Real abblockte – Jiangsu Suning wollte nur 30 Millionen Ablöse bezahlen. Einen anderen Abnehmer für den 30-Jährigen hat man bis dato nicht gefunden, denn niemand – die Chinesen ausgeschlossen – war bis dato bereit, dem verletzungsanfälligen Offensivspieler 15 Millionen Euro Jahreslohn zu bezahlen. Und Bale machte längst klar, dass eine Gehaltskürzung nicht in seinem Sinne ist. Lieber würde er den Vertrag in Madrid absitzen.
Die nicht vorhersehbare Wende
Und dann dies: Am Samstag steht das Sorgenkind zum Saisonauftakt gegen Celta Vigo in der Startelf. Zidane schenkt Bale das Vertrauen, jenem Spieler also, den er wenige Wochen zuvor noch so schnell als möglich loswerden wollte. Und der «Golfer», wie ihn mancher Mitspieler nennt, zeigt eine starke Leistung. Den Führungstreffer beim 3:1-Erfolg bereitet er vor – unwiderstehlich degradiert er seinen Gegenspieler zu einer Slalomstange. Als Bale in der 76. Minute ausgewechselt wird, honorieren die mitgereisten Fans seine Leistung mit Applaus. Von Zidane gibt's einen Handschlag.
Und was sagt der Trainer nach dem Spiel? «Bale bleibt bei Real Madrid!» Darf man seinen Worten noch trauen? Noch geistert der Name Neymar durchs Bernabéu – und wenn der Brasilianer tatsächlich verpflichtet würde, dann bläst Gareth Bale wohl erneut ein rauer Wind entgegen. Zumindest für den Moment haben sich aber alle lieb.