In Deutschland sorgt eine Umfrage für Aufregung. Julian Nagelsmann ist kurz vor dem EM-Start fassungslos.
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- In einer Umfrage der WDR-Sendung «Sport Inside» gab jeder fünfte an, sich mehr weisse Spieler in Deutschlands Nationalmannschaft zu wünschen.
- Julian Nagelsmann hofft, «nie wieder so was von so einer Scheissumfrage lesen zu müssen.»
Wenige Tage vor EM-Start erhitzt eine Umfrage in Deutschland die Gemüter. In einer Befragung der WDR-Sendung «Sport Inside» gab jeder fünfte an, sich mehr weisse Spieler in der deutschen Nationalmannschaft zu wünschen.
«Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheissumfrage lesen zu müssen», sagt Julian Nagelsmann über die umstrittene Umfrage zu Migration in der Nationalmannschaft vor dem EM-Test gegen die Ukraine (Montag/20.45 Uhr)
«Ich war schon schockiert, dass solche Fragen gestellt werden – und dass Menschen darauf antworten auch», so Nagelsmann. «Ich sehe es auch so, dass das rassistisch ist», sagte Nagelsmann. «Ich habe schon das Gefühl, dass wir mal ein bisschen aufwachen müssen. Es gibt einfach unfassbar viele Menschen, die flüchten müssen, die ein sicheres Land suchen», sagte der Bundestrainer und schloss seine Ausführungen mit dem klaren Leitsatz: «Wir spielen eine EM für jeden im Land».
Auf Störgeräusche wie durch diese Umfrage will auch Manuel Neuer bei seinem hart erarbeiteten Länderspiel-Comeback verzichten. Wenn Deutschlands Nummer eins am Montagabend erstmals seit dem frühen und heftigen WM-K.o. in Katar gerade rechtzeitig wieder im DFB-Tor steht, soll nur noch der tickende Countdown zur Heim-EM zählen. Für Neuer und seine Kollegen wie Joshua Kimmich, der schon am Samstag von «Quatsch» und «Rassismus» gesprochen hatte, sind die reflexartigen Kommentare zum gesellschaftlichen Dauerthema Einwanderung dennoch ein unliebsames Déjà-vu.
550 Tage seit letztem Neuer-Spiel
Als Neuer vor 550 Tagen letztmals im DFB-Tor stand, wurde nicht nur das WM-Aus beim nutzlosen 4:2 gegen Costa Rica besiegelt. Es war die Einsicht gereift, dass auch die Vielzahl an gesellschaftlichen Nebenthemen rund um Gastgeber Katar den sportlichen Fokus fatal ins Rutschen gebracht hatte. Gerade Neuer war durch die Binden-Diskussion als damaliger Kapitän zu einer zentralen Figur geworden.
Typisch für die Diskussion: Im Fokus stehen plötzlich die 20 Prozent, die gegen Vielfalt sind. Und nicht jene 65 Prozent, die mit Migration und Herkunft laut Umfrage kein Problem haben. «Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind, aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland», sagte WDR-Sportchef Karl Valks. Die Umfrage sei deshalb in Auftrag gegeben worden, nachdem ein Reporter des Senders bei Dreharbeiten für die Dokumentation «Einigkeit und Recht und Vielfalt» mit rassistischen Aussagen konfrontiert worden sei. «Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen», sagte Valks.
Karriereende drohte
Auch für Neuer ist es maximal unerheblich, welche Hautfarbe oder Religion seine Kollegen haben. Vor seinem achten Turnier in Serie als Nummer eins seit der WM 2010 hatte der 38-Jährige wirklich wichtige Themen zu bearbeiten. Sein schwerer Beinbruch bei einem Skiunfall kurz nach Katar bedrohte die Karriere. «Es ist eine unglaubliche Leistung, was er da vollbracht hat. Nicht nur, dass er zurückgekommen ist, sondern auch die Art und Weise, wie er zurückgekommen ist», sagte Kimmich.
Nagelsmann legte fest: «Manu wird spielen. Er macht einen guten Eindruck. Körperlich ist er in einer guten Verfassung und er hat gut trainiert. Manu hat eine gute und stabile Saison gespielt. Er wird eine sehr gute EM spielen, da bin ich mir sicher», sagte der Bundestrainer.