Lionel Messi ist da, er lacht und fühlt sich wohl. Er ist gut drauf, und er will es endlich schaffen. Einen Titel holen. Die Copa América in Brasilien ist für eine argentinische Zeitung schon jetzt die Copa Messi.
Es ist wie immer, nur enden soll es diesmal anders. Alle schauen auf Lionel Messi. Sein nächster Versuch, mit der argentinischen Nationalmannschaft einen Titel zu holen. Ein Jahr nach dem WM-Desaster von Russland, wenige Wochen nach einer Frustsaison mit dem FC Barcelona. Der erstmalige Gewinn der Copa América, dazu noch im Land des Erzrivalen Brasilien – es wäre die so ersehnte Wohlfühlkur für das Fussball-Genie im himmelblau-weissen Dress.
«Wir treten mit derselben Hoffnung und derselben Lust wie immer an, aber die Wahrheit ist auch, dass Argentinien einen Umbruch durchmacht», sagte der 32 Jahre alte Kapitän. Für die Mehrzahl im Kader sei es das erste grosse Turnier. Für Messi nicht. Ungeklärt ist, ob es das letzte sein wird. Bei der WM 2022 in Katar wird er seinen 35. Geburtstag feiern.
Viel dürfte davon abhängen, wie der vermeintliche Neubeginn nun bei der Copa verläuft. Erster Gegner am Samstag in Salvador Bahía ist Kolumbien. Am folgenden Mittwoch geht es in Spiel zwei gegen Paraguay in Belo Horizonte. Dort hatten die Argentinier um Messi 2014 ihr WM-Camp. Von dort schafften sie es bis ins Finale nach Rio de Janeiro. Gegen Deutschland verloren Messi & Co. aber mal wieder, vom grossen Hoffnungsträger des Landes war in diesem Spiel praktisch nichts zu sehen.
Ein Jahr später verlor Messi mit Argentinien das Copa-Endspiel gegen Chile im Elfmeterschiessen, ein weiteres Jahr später wiederholte sich das persönliche Drama. Er erklärte damals seinen Rücktritt, kam aber wieder, nachdem sogar höchste Regierungskreise sich eingeschaltet hatten. Nach dem WM-Aus in Russland hatte Messi seine Zukunft lange offen gehalten.
Was Messi-Fans Hoffnungen machen darf
Derzeit fühlt Messi sich gut, lacht und hat Spass. Mit sichtlicher Freude erzählte Messi jüngst in einem Interview sogar, wie sich einer seiner Söhne über ihn lustig macht, wenn sie gemeinsam Fussball spielen. «Ich bin Liverpool und Valencia, die haben dich geschlagen», sagt Mateo. Sein Sohn freut sich auch diebisch, wenn ausgerechnet Real Madrid ein Tor schiesst – der ewige Rivalen von Messis FC Barcelona, für den es in diesem Jahr nur zur spanischen Meisterschaft gereicht hat.
Umso grösser dürfte Messis Gier nach diesem Copa-Titel sein. Gegner Nummer drei in der Gruppenphase ist der künftige WM-Gasteber Katar. Durch das Fehlen des verletzten Brasilianers Neymar gehört Messi schon vor dem ersten Anpfiff des Turniers an diesem Freitag in Sao Paulo mit der Partie von Gastgeber Brasilien gegen Bolivien die volle Aufmerksamkeit. «Die Copa América von Brasilien ist jetzt schon die Copa Messi», schrieb die argentinischen Zeitung «Clarín».
Chefcoach Lionel Scaloni, den nicht nur der gemeinsame Vorname mit Messi, sondern auch die Herkunftsstadt Rosario verbindet, muss nun die Fragen der Fragen beantworten: Wie bringt man den Stern des Lionel Messi auch in der Nationalmannschaft zum Leuchten?
Der 41-Jährige änderte das Spielsystem, bei aller Verjüngung baut er aber auch auf Messis langjährige Kompagnons wie Sergio Agüero von Manchester City oder Angel Di Maria von Paris Saint-Germain. «Bevor ich meine Karriere beende, will ich einen Titel mit Argentinien gewinnen», sagte Messi dem Sender «Fox Sports Argentina». Er wolle es zumindest so oft wie möglich versuchen.