Dunkle Seite Im Nationaldress verwandelt sich Messi zum Badboy

pat

22.11.2019

Argentiniens Superstar Lionel Messi wird in seiner Heimat für sein Badboy-Getue gefeiert.
Argentiniens Superstar Lionel Messi wird in seiner Heimat für sein Badboy-Getue gefeiert.
Bild: Keystone

Sobald sich Lionel Messi das Nationaltrikot überstülpt, verwandelt er sich zum Rüpel, so scheint es. In den Testspielen gegen Brasilien und Uruguay legt er sich mit Gegnern an – das kommt in Argentinien erstaunlich gut an.

Nach dem Halbzeitpfiff im Spiel gegen Uruguay, gerät Messi auf dem Weg in die Kabine an Uruguays Starstümer Edison Cavani. Der Uru-Star provoziert mit der Aussage: «Wir sollten uns prügeln.» Messis Konter: «Wir können uns schlagen, wann immer du willst.» Dies obwohl er in der Welt der Boxer nicht in der gleichen Gewichtsklasse antreten würde wie der Provokateur. Uru-Star Luis Suarez, Messis Teamkollege und Freund bei Barça, geht dazwischen, um die beiden Streithähne zu trennen.

Edinson Cavani und Lionel Messi liefern sich ein Wortgefecht.
Edinson Cavani und Lionel Messi liefern sich ein Wortgefecht.
Bild: Getty

Schon im vorangegangen Testspiel gegen Brasilien wenige Tage zuvor, ist Messi auf Krawall aus. Er legt sich mit dem gegnerischen Trainer an, bedeutet ihm mit einer Geste, er solle den Mund halten. Der Trainer meint nach dem Spiel: «Er sagte mir, ich solle meine Klappe halten, also habe ich ihm auch gesagt, er solle seine halten.»

Thiago Silva stärkt nach dem Spiel seinem Coach den Rücken und schiesst Giftpfeile gegen Messi: «Es wird so viel über Vorbildfunktion und gutes Benehmen im Profifussball gesprochen. Wenn dann einer der grössten Stars einem respektierten Trainer sagt, er solle leise sein. Bei aller Rivalität, die Manieren müssen schon stimmen.»

Messi arbeitet an seinem Badboy-Image

Bei Barça blitzt diese dunkle Seite beim 32-Jährigen nur äusserst selten auf. Wieso also dreht Messi im Nationaldress so oft am Rad? Liegt es daran, dass er mit dem Nationalteam noch immer auf einen grossen Titel wartet und in seiner Heimat für das Scheitern mitverantwortlich gemacht wird? Seine Körpersprache sei mangelhaft, er sei zu schweigsam und deshalb kein echter Leader, so lautet jeweils der Vorwurf.

Mit seinem rüpelhaften Verhalten scheint er den Fans das Gegenteil beweisen zu wollen. Er will nicht länger als Superstar ohne Ecken und Kanten betrachtet werden. Und das kommt in seiner Heimat richtig gut an. In Argentinien wird er nach den Testspielen (1:0 gegen Brasilien, 2:2 gegen Uruguay) für seine Scharmützel regelrecht gefeiert.

Schon nach der Copa América in diesem Jahr bewies Messi, dass er sich als Wortführer vor sein Team stellen kann. Im Habfinal scheiterte Argentinien, benachteiligt vom Schiedsrichter, an Gastgeber Brasilien. Nach dem Spiel um Platz drei, Messi flog mit Rot vom Platz und nahm nicht an der Medaillenzeremonie teil, rechnete er mit dem südamerikanischen Verband ab und erhob schwere Korruptionsvorwürfe. Damit brockte er sich eine dreimonatige Sperre ein.

Zurück in Barcelona wird er sich nun wieder aufs Wesentliche konzentrieren, aufs Fussballspielen auf allerhöchstem Niveau. Denn in Barcelona wird er genau dafür geliebt. Und dort klappt es auch mit dem Gewinn grosser Titel – mit den Katalanen hat er schon alles abgeräumt. Vielleicht sollte er auch in der Albiceleste den Fokus aufs Wesentliche legen.

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