Gewisse Unternehmen fordern von ihren Angestellten, dass sie nur geimpft zur Arbeit erscheinen. Im Profisport laufen jetzt ähnliche Diskussionen, allerdings nur hinter vorgehaltener Hand.
Vor dem Olympia-Start in Tokio wurden Covid-Impfungen erstmals auch im Profisport zum grossen Thema. Die Spiele standen auf der Kippe, das war jedem bewusst. Umso eifriger unternahmen die Organisatoren alles, um Olympia so sicher wie möglich zu machen.
Aus diesem Anlass handelte man schon Monate vor dem Olympia-Start mit Biontech und Pfizer einen Deal aus, der Zehntausende von Impfdosen für die Athleten bereitstellte. Jeder Teilnehmer, der nicht ohnehin schon geimpft war, sollte von den bereitgestellten Dosen profitieren können. IOC-Präsident Thomas Bach sagte dazu: «Wir ermutigen die Athleten und teilnehmenden Delegationen, mit gutem Beispiel voranzugehen und sich impfen zu lassen, wo und wann immer dies möglich ist.» Was wie ein Wunsch klang, war in Tat und Wahrheit wohl eher eine Weisung.
Ohne Impfung kein Zutritt?
In der Wirtschaft machen Unternehmen wie Google oder Facebook kein grosses Geheimnis aus dem Thema Impfpflicht. Von den Mitarbeitern wird erwartet, dass sie nur geimpft wieder im Büro erscheinen. Kein Eintritt ohne Nachweis. Andere Bereiche des öffentlichen Lebens sind etwas diskreter, wenn es um die Impfpflicht bei den Mitarbeitenden geht, gerade auch im Sport.
Im deutschen Fussball hat sich nach hitzigen Diskussionen jetzt auch die Spielergewerkschaft VDV zu Wort gemeldet. Geschäftsführer Ulf Baranowksy appelliert bei seiner Aussage klar, dass die Klubs die Entscheidungen ihrer Spieler im Hinblick auf Impfungen akzeptieren sollen: «Die Impfdiskussion betrifft nicht nur den Fussball, sondern die gesamte Gesellschaft. Es gilt, unterschiedliche Meinungen zu respektieren und weiterhin gute medizinische Aufklärung im Sinne des Gesundheitsschutzes zu betreiben.»
Wer nicht mitzieht, macht sich austauschbar
Wie gross die Akzeptanz tatsächlich aussieht, kann man sich in etwa vorstellen. Mainz-Vorstand Christian Heidel sagte kürzlich ziemlich offen, dass er sich «nur schwer vorstellen kann, einen nicht geimpften Spieler zu verpflichten». Hintergrund dieser Aussage war, dass Mainz am letzten Wochenende zum Spiel gegen RB Leipzig antreten musste, obwohl elf Spieler in angeordneter Quarantäne waren. Drei von ihnen hatten sich mit dem Coronavirus infiziert.
Union Berlins Torhüter Andreas Luthe hielt dem in einem Interview mit «kicker» entgegen: «Solange es keine Impfpflicht gibt, wäre die auch im Profifussball falsch. Einen Sportler auszuschliessen, weil er nicht geimpft ist, ist falsch, wenn er die Möglichkeit hat, durch einen negativen Test nachzuweisen, dass er nicht ansteckend ist.»
In der Theorie mag das stimmen. Spätestens wenn Einreisebeschränkungen wegen Corona wieder verschärft werden und die Auflagen strenger werden, werden ungeimpfte Spieler aller Voraussicht nach die Ersten sein, die bei internationalen Auswärtsspielen zu Hause bleiben müssen.
Immer schön den Behörden folgen
Die meisten Fussballvereine geben sich zurückhaltend, wenn es um das Thema Impfung geht. Gerne verweisen sie auf die Empfehlungen der Behörden. Doch auch in der Schweiz dürften die «Empfehlungen» an die Spieler mehr als eindeutig sein, vor allem bei Klubs, die auch auf der internationalen Bühne mitmischen wie YB oder Basel.
Es ist nicht davon auszugehen, dass man es sich leisten kann, auf wichtige Leistungsträger in den europäischen Wettbewerben zu verzichten, nur weil Impfnachweise fehlen. Zum grossen Thema dürfte dies aber erst dann werden, wenn erste ungeimpfte Fussballer deswegen tatsächlich nicht auflaufen.