Ohne Spektakel, aber ungefährdet zieht der FC Bayern ins Pokal-Halbfinale ein. In Abwesenheit des verletzten Lewandowski übernimmt Kimmich das Toreschiessen. In Sachen Fan-Streit kommt es zu moderaten Protesten, eine Eskalation bleibt aber aus.
Der FC Bayern München hat sich auf dem Weg zu seinem 24. Finale im DFB-Pokal auch vom tapfer kämpfenden FC Schalke 04 nicht stoppen lassen. Drei Tage nach dem denkwürdigen 6:0 im Bundesligaspiel in Sinsheim gab es keine weitere Eskalation im Fan-Streit, der Rekordsieger zog mit einem letztlich verdienten, aber knappen 1:0 (1:0) in die Vorschlussrunde ein und bleibt in allen drei Wettbewerben vertreten.
Vor rund 62.271 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena ebnete Nationalspieler Joshua Kimmich mit seinem Tor in der 40. Minute den Weg für die überlegenen Bayern und sorgte für den verdienten neunten Erfolg im zwölften Pokal-Duell mit den Königsblauen.
«Wirklich Fussball zelebrieren konnte man nicht. Wir hatten gute Chancen und die Spielkontrolle. Wir sind verdient eine Runde weitergekommen. Unsere Mannschaft hat eine tolle Defensivleistung gezeigt», sagte Bayern-Keeper Manuel Neuer und Torschütze Kimmich ergänzte: «Ich war überrascht, wie die Schalker aufgetreten sind. Sie haben sich mit einem 5-4-1 hinten reingestellt. Wir hatten nicht die Vielzahl an Torchancen. Es freut mich, ein wichtiges Tor geschossen zu haben.» Schalkes Burgstaller fand die Leistung seiner Mannschaft in Ordnung: «Wir waren nicht chancenlos. Wir können stolz auf die Leistung sein. Es war alles andere als einfach für die Bayern.»
Proteste ja, Eskalation nein
So rückte das sportliche Geschehen wieder in den Vordergrund, nachdem am Wochenende in mehreren Stadien mit Schmähungen gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp sogar Spielabbrüche drohten. «Es war positiv. So gehört sich das», beschreib Neuer die Stimmung. Im Vorfeld der Partie war diskutiert worden, dass die Schalker bei entsprechenden Aktionen ihrer Fans gegen Hopp direkt das Spielfeld verlassen könnten.
Dazu kam es nicht, ohne Proteste blieb es aber auch nicht. «Dementer Fussball-Bund – Zusage gegen Kollektivstrafe vergessen – versucht ihr nun uns Fans mit Spielabbrüchen zu erpressen?», war etwa im Schalker Block auf einem der Plakate zu lesen. Die Lage im deutschen Fussball bleibt offensichtlich angespannt.
Angespannt ist auch die Lage bei den Königsblauen, die nach der sportlichen Krise und den Fan-Attacken gegen ihre Nummer 1 Alexander Nübel mit einem Torhüter-Wechsel reagierten, Markus Schubert rückte stattdessen zwischen die Pfosten. Das sei «alternativlos» gewesen, sagte Trainer David Wagner in der ARD: «Die Ereignisse sowohl sportlich als auch die Gemengelage drumherum haben keine andere Entscheidung zugelassen.»
Schubert, der zuletzt beim 0:5 in München spielte und dabei keine gute Figur machte, war diesmal keinen Vorwurf zu machen. Am ersten Gegentor von Kimmich, der von der Strafraumgrenze abzog, war der Ex-Dresdner machtlos. Grossartig reagierte Schubert indes bei einer verunglückten Kopfball-Rückgabe von Mitspieler Jean-Clair Todibo, als er den Ball noch über die Latte lenkte (38.). Auch bei einem Schuss von Philippe Coutinho (22.) war er zur Stelle.
Kimmich als Notnagel
Ansonsten boten die in der Liga seit sechs Spielen sieglosen Schalker dem Cupverteidiger lange Paroli. Die Wagner-Elf hatte sogar die erste grosse Chance, als Guido Burgstaller die Latte traf (12.). Mit zunehmender Spieldauer rissen die ersatzgeschwächten Münchner mehr und mehr das Geschehen an sich. 80 Prozent Ballbesitz dokumentierten die Überlegenheit.
Die Rolle des verletzten Torjägers Robert Lewandowski im Sturmzentrum übernahm dabei Thomas Müller, dafür rückte der Ex-Schalker Leon Goretzka in die zentrale Position hinter den Spitzen. In der Abwehr ersetzte Kimmich den wegen einer Magen-Darm-Erkrankung fehlenden Jérôme Boateng. Trotz der ungewohnten Rolle liess sich der Nationalspieler nicht davon abhalten, auch Akzente in der Offensive zu setzen. Belohnt wurde Kimmich mit dem einzigen Treffer des Abends.