Deutschland «Kroos ist kein Führungsspieler» – Effenberg nimmt Löw in Schutz und kritisiert Spieler

dpa/jar

19.11.2020

Stefan Effenberg nimmt Toni Kroos in die Pflicht.
Stefan Effenberg nimmt Toni Kroos in die Pflicht.
Bild: Getty Images

Die früheren deutschen Nationalspieler Stefan Effenberg und Mehmet Scholl haben Bundestrainer Joachim Löw nach dem 0:6-Debakel in Schutz genommen.

Es sei die richtige Entscheidung an Löw festzuhalten, sagt Effenberg dem Internetportal «Sport1» und fügte hinzu: «Im Endeffekt standen da Spieler auf dem Platz, die sehr wohl eine gewisse Qualität und zum Teil auch grosse Erfahrung haben. Und wenn diese Jungs das nicht abrufen, muss man auch mal mit dem Finger auf sie zeigen und nicht nur auf Jogi Löw.»

Insbesondere Toni Kroos habe gezeigt, dass er «kein Führungsspieler» sei. Es sei klar zu erkennen gewesen, «dass Joshua Kimmich der wahre und richtige Leader dieser Mannschaft ist», sagt Effenberg. Kimmich konnte gegen die Spanier verletzungsbedingt nicht mittun.

Kroos sei nicht der Typ, um verbal als Führungsspieler aufzutreten. «Er hat ja auch grosse Verdienste um den deutschen Fussball, auch bei Real Madrid war er immer eine zentrale Figur. Aber wenn du ein Führungsspieler sein willst, musst du das auch verbal machen, das gehört einfach dazu.»



Scholl moniert, dass der Bundestrainer das ausbaden müsse, was in der Trainerausbildung und im Nachwuchs falsch laufe. «Das hat nichts mit Löw zu tun, er kann eine Fehlentwicklung nicht an wenigen Tagen auffangen. Die neue Generation sind noch keine Gewinner», sagt Scholl der «Bild»-Zeitung.

Hummels, Boateng und Müller «können auch nichts mehr retten»

2017 hatte Scholl prophezeit, der deutsche Fussball werde sein blaues Wunder erleben. Er kritisierte die Spieler-Ausbildung mit den Worten: «Wir verlieren die Basis. Die Kinder müssen abspielen, sie dürfen sich nicht mehr im Dribbeln ausprobieren. Sie bekommen auch nicht mehr die richtigen Hinweise, warum ein Pass oder ein Dribbling nicht gelingt. Stattdessen können sie 18 Systeme rückwärts laufen und furzen.»

Jetzt sagt er: «Ich wurde vor drei Jahren geteert und gefedert für meine Analyse. Es fehlt die Erziehung zum Erfolg, wichtige Grundlagen hierfür werden nicht mehr geschult.» Die aussortierten Weltmeister Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller könnten da auch nichts mehr retten. «Es geht um die Ausbildung der neuen Generation», so Scholl.

Ähnlich sieht es Effenberg: «Jogi Löw hat jetzt die Chance, personell Konsequenzen zu ziehen und das muss er auch tun. In meinen Augen nicht mit Boateng, nicht mit Hummels, nicht mit Müller, sondern mit den Spielern, die er jetzt zur Verfügung hat.»


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