Liverpool-Superfan Campino: Viel Stress und «voller Vorfreude»

SDA

10.5.2022 - 07:53

 Campino ist ein langjähriger Verehrer des englischen Premier-League-Clubs FC Liverpool
 Campino ist ein langjähriger Verehrer des englischen Premier-League-Clubs FC Liverpool
Bild: Getty (rchiv) 

Es gibt in Deutschland wohl keinen bekannteren Fan des FC Liverpool als Andreas Frege alias Campino (59), Frontmann der Düsseldorfer Punkrocker Die Toten Hosen. 

Zur Person

Andreas Frege, Künstlername Campino, ist seit 40 Jahren Sänger der Toten Hosen, einer der populärsten Rockbands des Landes. Im Juni wird der deutsch-britische Musiker aus Düsseldorf 60 Jahre alt – und hofft davor als langjähriger Verehrer des englischen Premier-League-Clubs FC Liverpool auf reiche Titel-Ernte.

Zum 40-jährigen Bestehen der Band hat die Deutsche Presse-Agentur mit dem Sänger über seinen Lieblingsverein vor dem Saisonabschluss mit englischem Cup-Finale gegen den FC Chelsea (14.5.), Meisterschaft (letzter Spieltag 22.5.) und Champions-League-Endspiel gegen Real Madrid (28.5.) gesprochen. Und auch über eine lange zurückliegende «Entgleisung».

Campino, lassen Sie uns über Fussball reden. Vielleicht klappt es ja tatsächlich, dass die Jubiläumsfeier bei den Toten Hosen Ende Mai mit vier Titeln für Ihren FC Liverpool zusammenfällt. Wie fühlt man sich derzeit als Reds-Fan?

Das ist für den Verein gerade eine unglaubliche Zeit und ich habe das Gefühl, dass alle dieses Momentum auch verstehen. Allen ist bewusst, dass wir da etwas ganz Besonderes erleben. Ganz egal wie die Sache ausgeht: Das war schon jetzt eine bemerkenswerte Saison. Aber so kurz vor dem Ziel ist die Mannschaft natürlich hungrig. Ich als Fan, der das sehr nahe miterleben darf, war bei vielen Spielen live vor Ort, habe meine Karte für das FA-Cupfinale schon, für den letzten Saisonspieltag und auch für das Champions-League-Endspiel in Paris. Ich versuche, das in meine ganzen Tournee-Vorbereitungen einzubauen – entsprechend geht es auch bei mir gerade drunter und drüber. Aber ich bin voller Vorfreud

Und dafür werfen Sie dann auch mal die «Flugscham» wegen der vielen Reisen über Bord?

Ich hatte Glück, war mehrere Wochen in England, da konnte ich immer mit dem Zug zu den Spielen fahren. Gott sei Dank habe ich diese Gewissenskonflikte diesmal nicht führen müssen. Aber das Thema bleibt natürlich im Raum. Ich zahle immer brav die Flugkompensation und verdopple sie sogar, um mir dann einreden zu können, dass ich mit Liverpool das Weltklima rette, aber das ist natürlich Quatsch. Nein, unter Vernunftsaspekten ist es eigentlich nicht zu rechtfertigen. Aber jeder muss ja irgendeine Macke haben, und ich versuche dann, auf anderen Gebieten ein verantwortungsvoller Bürger zu sein. Bei den Reisen nach Liverpool kriege ich das nicht hin.

Von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp hiess es mal, er lasse «Heavy-Metal-Fussball» spielen. Passt das, oder ist es für Sie doch eher Punkrock-Fussball?

Nein, Punk wäre mir beim Fussball ein bisschen zu chaotisch (lacht). Das möchte ich im Falle des FC Liverpool gern geordneter haben. Dann lieber Metal, wo die Leute ganz exakt auf den Click spielen und wo alles genau kalkuliert ist. Punk würde bedeuten: zu viel Chaos, immer nur mit dem Ball nach vorne zu rennen und nicht auf die Abwehr zu achten – das können wir gerade nicht gebrauchen. Das ist wirklich nur die letzte Waffe, wenn sonst gar nichts mehr hilft.

Fussball und Punkrock, das ist eine bewährte Verbindung. Bei Ihnen und den Hosen am bissigsten mit dem Anti-FC-Bayern-Stück von 1999 («Nur eins weiss ich hundertprozentig / Nie im Leben würde ich zu Bayern gehen»), das nun auch auf der Jubiläumsplatte vertreten ist. Da bereuen Sie also offenkundig nichts.

Es gehört einfach zu unserer Historie dazu. Ich bin da jetzt nicht sonderlich stolz darauf, aber einer musste das ja damals tun, so waren es halt wir (lacht). Aber auch im Süden ist man über diese Entgleisung inzwischen hinweggekommen und sieht das mit Humor. Wir waren damals mit Fortuna Düsseldorf in der dritten oder vierten Liga, Bayern München war für uns also nichts anderes als der Mond, der vom Hund angebellt wurde – und wir waren in dem Bild selbstverständlich der Hund. Die Lächerlichkeit unserer Grösse im Verhältnis zu den Bayern, das hatte nichts Aggressives. Trotzdem fühlten sie sich dort damals angegriffen, denn man will ja nicht nur der Beste sein, sondern auch von allen geliebt werden, und das klappt eben nicht immer. Aber selbst Uli Hoeness hat irgendwann die Friedensfahne rausgeholt, und dann war's damit auch gut.