Emotionale Worte Löw tief bewegt: «Die Welt hat ein kollektives Burnout erlebt»

dpa/jar

18.3.2020

Die Coronavirus-Krise hat auch Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw ergriffen. Der Fussball scheint derzeit ganz weit weg.

Joachim Löw sprach ruhig und mit fester Stimme eindringliche Worte, die im Fussball nur selten zu hören sind. «Die Corona-Krise hat die Welt fest im Griff und nichts ist mehr, wie es vorher war», sagte der Bundestrainer während einer Videokonferenz des Deutschen Fussball-Bundes am Mittwoch. «Die Welt hat ein kollektives Burnout erlebt.»

Die Auswirkungen der Ausbreitung des Coronavirus auf den Fussball seien derzeit überhaupt nicht abzuschätzen – das sei allerdings momentan auch nicht wichtig. «Der Fussball steht hinten an, andere Dinge sind jetzt wichtiger. Für mich zählt jetzt, was ist mit der Familie, mit Freunden, wo kann ich die Menschen in meiner Umgebung unterstützen?»

«Die Welt wehrt sich gegen die Menschen»

Der 60-Jährige sprach über sein Gefühl, dass sich die Welt auch «ein bisschen stemmt und wehrt gegen die Menschen und deren Tun. Der Mensch denkt immer, dass er alles weiss und kann. Und das Tempo, das wir in den letzten Jahren vorgegeben haben, das war auch nicht mehr zu toppen», sagte Löw. «Machtgier, Profit, noch bessere Resultate, Rekorde standen im Vordergrund. Umweltkatastrophen haben uns nur so am Rande berührt, Krankheiten sind irgendwo stecken geblieben. Jetzt haben wir etwas erlebt, was die ganze Menschheit betrifft.»



Die Verlegung der EM 2020 in den Sommer 2021 war deshalb die «völlig richtige und alternativlose» Entscheidung. Wie die Planungen auch für die Nationalmannschaft aussehen, konnte Löw noch nicht sagen. «Ich bin nicht in der Lage, so weit nach vorne zu blicken», sagte der 60-Jährige. «Die Entwicklung der letzten Wochen hat uns überrascht und überfahren.»

Er versuche nun, so gut es geht, soziale Kontakte zu vermeiden und bewege sich nur im Kreis seiner engsten Familie und engsten Freunde. «Ansonsten heisst es, überwiegend zu Hause zu bleiben, in sich zu gehen und nachzudenken», sagt Löw. «Ich gehe so wenig wie möglich nach draussen, nur zum spazieren oder Fahrradfahren.»


Zurück zur StartseiteZurück zum Sport