Lucas Hernandez Lucas Hernandez: Erst 23-Jährig, aber eine bewegende Lebensgeschichte hinter sich

bam/dpa

29.3.2019

Lucas Hernandez ist im Herzen ein Spanier und hat trotzdem die letzte Weltmeisterschaft mit Frankreich gewonnen.
Lucas Hernandez ist im Herzen ein Spanier und hat trotzdem die letzte Weltmeisterschaft mit Frankreich gewonnen.
Bild: Keystone/Instagram

Lucas Hernandez ist Bayerns neuer Rekordtransfer. Wer ist dieser 23-Jährige, der mit Frankreich Weltmeister wurde, sich aber mehr als Spanier fühlt?

Lucas Hernandez wurde in Marseille geboren, zog mit seinen Eltern mit vier Jahren nach Madrid. Sein Vater Jean-François Hernandez war selbst Fussballer, spielte für kurze Zeit bei Atlético Madrid und lancierte so die Karrieren seiner beiden Söhne. Auch Lucas' jüngerer Bruder ist Profi-Fussballer. Theo ist bei Real Madrid unter Vertrag, wird zurzeit an Real Sociedad ausgeliehen. 

Mit seinem Vater hat Lucas aber keinen Kontakt mehr. Jean-François verliess seine Söhne im Kindesalter und verschwand nach Thailand, brach jeden Kontakt zu seiner Familie ab. «Es sind jetzt 12, 13 Jahre, in denen wir nichts Neues gehört haben – auch nicht nach dem WM-Triumph», wird Hernandez von «Eurosport» zitiert. Er selber sagt, er habe alles seiner Mutter zu verdanken. 



Lucas ist selbst Vater des acht Monate alten Martin. Er würde seinen Sohn nie im Stich lassen. «Mir ist noch bewusster, dass er in seiner Rolle als Vater versagt hat. Wenn ich ihn morgen treffe, werden wir uns unterhalten. Aber eines ist sicher: Ich kann mir nicht vorstellen, meinen Sohn aufzugeben. Das werde ich niemals machen, für nichts in der Welt. Und wenn ich unter der Brücke schlafen müsste, damit mein Sohn glücklich ist, würde ich es tun.»

Die bewegende Lebensgeschichte geht weiter: Im Februar 2017 heiratet Hernandez seine Amelia in Las Vegas. Im Jahr zuvor wurde das Paar jedoch wegen Handgreiflichkeiten verurteilt, beide mussten gemeinnützige Arbeit leisten und bekamen ein sechsmonatiges Kontaktverbot auferlegt. Diese «Krise» scheint überwunden zu sein. Amelia begleitet ihren Mann nach München.

Hernandez fühlt sich als Spanier, spielt aber für Frankreich

Hernandez spricht mittlerweile besser spanisch als französisch. Für die «La Roja» konnte er trotz Herzenswunsch nie auflaufen, weil er vor der WM keinen spanischen Pass besass. Er sagte damals: «Ich sehe mich als Spanier. Wenn mein spanischer Pass bald da ist, wäre es eine Ehre, für die Nationalmannschaft zu spielen.»



Danach kam aber der Anruf von Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps: «Ich musste keine Minute überlegen, nicht mal 30 Sekunden. Ich habe sofort ja gesagt und werde dieses Trikot bis zu meinem Tod verteidigen.» Es war der richtige Entscheid, auf den spanischen Pass wartet er immer noch und mit Frankreich wurde er bekanntlich in seinem ersten Turnier Weltmeister.

Bierhoff mit gemischten Gefühlen

DFB-Direktor Oliver Bierhoff bewertet den Bundesliga-Rekordtransfer für 80 Millionen Euro mit gemischten Gefühlen. «Auf der einen Seite zuckt man schon und fragt sich, wo hört das auf», sagt Bierhoff. «Vorher hat man es immer aufs Ausland geschoben und gefragt: Sind die denn verrückt?»

Nichtsdestotrotz hält Bierhoff es angesichts des Abschneidens der deutschen Mannschaften in jüngerer Vergangenheit im Europacup für wichtig, sich solchen Transfers nicht zu verschliessen. «Unsere Spitzenmannschaften wie Bayern und Borussia Dortmund stehen vor der Frage: Gehen wir diese grossen Zahlen mit, um in der Champions League eine Rolle zu spielen?», sagt er. «Die Ergebnisse zeigen, dass man diesen Schritt gehen muss.»

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