Inter-Schwergewicht Romelu Lukaku quälte die Defensive von Bayer Leverkusen im Europa-League-Viertelfinal über die gesamte Spielzeit. Der sensible Belgier bekommt von Coach Antonio Conte viel Vertrauen und zahlt es auf dem Platz zurück.
Der Matchwinner selbst blieb nach seinem Gala-Auftritt ganz bescheiden. «Ich versuche, dem Team zu helfen, so gut ich kann. Für mich war der beste Spieler heute Nicolo Barella», hielt Romelu Lukaku nach dem 2:1-Sieg gegen Leverkusen bescheiden fest.
Der 27-Jährige war am Montagabend in Düsseldorf zunächst mit beherztem Körpereinsatz im Strafraum am 1:0 durch Barella entscheidend beteiligt und erzielte den zweiten Inter-Treffer sechs Minuten später selbst. «Euromelu» titelte der «Corriere dello Sport», und die «Gazzetta dello Sport» schrieb: «Der Gigant trifft erneut.»
In seinen vergangenen neun Europa-League-Spielen war Lukaku als Torschütze erfolgreich – eine solche Serie gab es zuvor noch nie. Doch nicht allein diese Bilanz, sondern vor allem die Art, wie Lukaku auftrat, beeindruckte. Der wuchtige belgische Nationalspieler war zentrale Anspielstation in Inters Angriff und kaum vom Ball zu trennen. «Das war eine Monsteraufgabe für unsere Verteidiger, und sie haben sicherlich einiges gelernt», stellte Leverkusens Torwart Lukas Hradecky treffend fest.
Auch Trainer Peter Bosz anerkannte: «Wir sind von einem guten Gegner geschlagen worden (...) Ohne den Ball hatten wir Probleme mit Lukaku. Wir wussten, was für ein starker Spieler er war.» Und Kerem Demirbay meinte schlicht: «Lukaku hat das Spiel entschieden.»
Die Auferstehung beim neuen Klub
Im Sommer blätterten die Nerazzurri umgerechnet rund 80 Millionen Franken für ihn hin. Der WM-Dritte von 2018 galt als Wunschspieler von Inter-Coach Antonio Conte. Sein Kapitel beim englischen Rekordmeister Manchester United endete so trotz Vertrag bis 2022 frühzeitig. Er hatte 2017 von Everton zur United gewechselt. Glücklich wirkte er bei den Red Devils irgendwie nie richtig. Obwohl er dort in 66 Premier-League-Spielen 28 Tore erzielte, galt er bald als Sündenbock für das strauchelnde Traditionsteam.
Beim bulligen Angreifer (93 Kilo verteilt auf 1,91 Meter) sieht das Handwerk nicht immer filigran aus, ab und zu vertändelt er auch einen Ball. So stempelten ihn einige Fans trotz seiner ansprechender Tor-Bilanz bald als Fehleinkauf ab, auch seine Klub-Trainer standen nicht hundertprozentig hinter ihm. Der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Lukaku gilt als sensibel, unter dem fehlenden Vertrauen litten seine Leistungen zusätzlich.
Bei Inter hingegen feierten ihn bei seiner Aknunft mitten in der Nacht mehrere Hundert Fans. Mit einem Fünfjahresvertrag skorte der teuerste Spieler der Vereinsgeschichte in dieser Saison 31 Pflichtspieltreffer. Im Angriff versteht er sich dazu blendend mit Nebenmann Lautaro Martinez, der ebenfalls vom Belgier profitiert.
Mit dem starken Offensivduo ist Inter einer der grossen Titel-Favoriten beim Finalturnier. Wenn sich Basel am Dienstagabend gegen Schachtar Donezk (um 21 Uhr live auf Teleclub) durchsetzt, wartet Inter im Halbfinal. Dann wird auch die FCB-Verteidigung um Eray Cömert und Omar Alderete in den «Genuss» kommen, gegen das Schwergewicht anzukämpfen. Bis jetzt kassierten die Gegner meistens eine krachende K.o.-Niederlage.