Warum tun sie das? Premier-League-Klubs schummeln bei den Zuschauerzahlen

pat

13.9.2018

Man-City-Star Kevin de Bruyne schauen im Stadion meist weniger Fans zu als dies der Klub kommuniziert.
Man-City-Star Kevin de Bruyne schauen im Stadion meist weniger Fans zu als dies der Klub kommuniziert.
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Die «BBC» hat aufgedeckt, dass viele Vereine in der Premier League die tatsächlichen Zuschauerzahlen nach oben schrauben. Warum tun sie das?

Die Zuschauerzahlen, die von den Premier-League-Klubs kommuniziert werden, weichen oft massiv von jenen der offiziellen Behörden und der Polizei ab. West Ham etwa soll in der vergangenen Saison im Schnitt 55’309 Zuschauer angelockt haben, angeblich waren es in Tat und Wahrheit aber gerade mal 42’779. Auch bei Meister Manchester City sitzen lange nicht so viele Leute im Stadion, wie es von Seiten des Vereins kommuniziert wird.

West Ham bedankt sich bei den Fans für deren Unterstützung.
West Ham bedankt sich bei den Fans für deren Unterstützung.
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bbc.com

Wie entstehen diese Differenzen?

Oft wird von Seiten der Vereine die Anzahl der verkauften Tickets kommuniziert, nicht aber die effektive Zahl der Anwesenden. Da viele Saisonkarten-Besitzer lange nicht bei jedem Spiel anwesend sind, unterscheiden sich die beiden Zahlen teils massiv.

Warum werden «falsche» Zuschauerzahlen veröffentlicht?

Fussball-Finanz-Experte Rob Wilson sagt gegenüber der «BBC», dass die Veröffentlichung von verkauften Tickets wohl aus kommerziellen Gründen erfolge. Hohe Besucherzahlen könnten demnach am Verhandlungstisch mit Sponsoren Vorteile einbringen. Und wenn die Fans das Gefühl hätten, dass die Tickets ihres Lieblingsvereins eine «knappe Ressource» seien, dann könne das auch den Verkauf von Saisonkarten fördern.

Southampton, das die Zuschauerzahlen laut den Recherchen im Schnitt um 13 Prozent beschönigt, wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle seien die Fernsehgelder.

Warum kommen Dauerkartenbesitzer nicht ins Stadion?

Das lässt sich natürlich im Einzelfall nicht sagen, es gibt viele Gründe. Je günstiger die Dauerkarten sind, desto geringer ist die Hemmschwelle, nicht immer ins Stadion zu gehen. Der amtierende Meister Manchester City hat beispielsweise relativ günstige Dauerkarten im Angebot und hat für die aktuelle Saison Rekordverkäufe verzeichnet.

Natürlich gibt es auch sportliche Gründe. West Ham etwa dümpelte in der vergangenen Saison im Mittelfeld herum, es drohte weder der Abstieg noch war das Erreichen eines europäischen Wettbewerbs in Sicht. Kurz: Die Spannung war bald einmal weg.

Ein möglicher Grund, warum immer mehr Fans dem Stadion fern bleiben, könnte auch sein, dass immer mehr Spiele am TV zu sehen sind. Von Seiten der Premier League wird dies allerdings dementiert. Die Auslastung der Stadien sei in den letzten fünf Spielzeiten auf einem Niveau von 95 bis 96 Prozent geblieben, obwohl immer mehr Spiele live übertragen würden.

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