Der spanische Fussballverband will den Supercup in den nächsten sechs Jahren in Saudi Arabien austragen. Damit würden die Spanier den Italienern nacheifern, die bereits im Königreich spielen.
Die Real Federación Española de Fútbol (RFEF) tagt nächste Woche. Dabei will der spanische Fussballverband gemäss «Marca» die Genehmigung einholen, ab Januar 2020 ihren Supercup – also das Spiel zwischen Meister und Pokalsieger – in Saudi-Arabien austragen zu lassen. Bereits letztes Jahr war der Titel ausserhalb Spaniens ausgespielt worden – Barcelona gewann vor 40'000 Zuschauern im marokkanischen Tanger gegen den Sevilla 2:1. Künftig sollen vier Mannschaften teilnehmen – neben den beiden Pokalfinalisten auch die zwei besten Teams der Liga, die nicht im Endspiel standen. Für die nächsten sechs Jahre soll für die RFEF jährlich 30 Millionen Euro im Raum stehen. Die Verhandlungen mit der Regierung des Wüstenstaates sind offenbar schon weit fortgeschritten.
Fast gleichzeitig gab die Menchenrechtsorganisation «Amnesty Inernational» bekannt, dass das Land 37 Hinrichtungen – darunter ein Jugendlicher – durchgeführt hat. Das Königreich Saudi-Arabien liegt bezüglich Menschenrechte weltweit auf den letzten Plätzen. Regelmässig werden Strafen wie Amputation, Steinigung, Auspeitschung und die Todesstrafe vollzogen. Zuletzt sorgte die Ermordung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khasoggi für grosse Empörung in der Weltöffentlichkeit.
Auch im Sport sieht die Lage nicht anders aus: Frauen dürfen in Saudi-Arabien nur in einem abgegrenzten Bereich des Stadions sitzen, während sich die Männer frei bewegen können.
Vorbild Italien
Wenig Berührungsängste mit dem Unrechtsregime zeigte auch der italienische Fussballverband. Die letzte Supercoppa Italiana fand bereits in Saudi Arabien statt. Juventus gewann in Dschidda gegen Milan 1:0. Laut italienischen Medienberichten bekam die Liga für die Verlegung rund 20 Millionen Euro, die beteiligten Vereine sollen rund drei Millionen Euro erhalten haben.
Während sich viele italienische Fussball-Fans über den Entscheid empörten, sah es Juventus-Trainer Massimiliano Allegri vor dem Spiel laut «NZZ» pragmatisch: «Man hat uns gesagt, dort zu spielen – und dann fahren wir da auch hin.»
Auch der italienische Ligaverband wehrte sich gegen Kritik: In einem Communiqué schrieben die Verantwortlichen gemäss «Süddeutsche Zeitung», von ihnen könne nicht erwartet werden, dass sie anders agieren als die italienische Regierung, die enge Beziehungen zu Saudiarabien pflege. Das erdölreiche Saudi-Arabien ist übrigens Italiens wichtigster Handelspartner im Nahen Osten.