Tony Chapro pfiff 1'500 Fussballspiele, bevor er wegen eines Fehltritts seine Karriere beenden musste. Jetzt spricht der ehemalige Schiedsrichter über den nervigsten Spieler, den er jemals sah: Zlatan Ibrahimovic.
Ein guter Unparteiischer ist einer, der nicht auffällt. Dass kann von Tony Chapron zumindest in seinem letzten Spiel als Profi-Schiri nicht behauptet werden. Anfang Jahr sorgte der 46-jährige Franzose mit einer Aktion für einen handfesten Skandal, als er beim Spiel zwischen Nantes und PSG (0:1) einem Spieler nach einem Zusammenprall in die Beine trat (siehe Video oben).
Eine Unbeherrschtheit, die Chapron schliesslich die Karriere kostete. «Ich wollte ihn nicht treten. Es ist schade, weil meine Karriere in diesem Spiel, in dieser Situation zu Ende ging», sagt der Lehrer nun gegenüber der «Sun». «Es war nur ein Reflex. Deshalb ist es schwer zu akzeptieren, nachdem ich 1'500 Partien als Unparteiischer geleitet habe.» Neben der Ligue 1 kam der FIFA-Schiedsrichter auch in der Champions League und der WM-Quali zum Einsatz.
Zehn Monate nach seinem letzten Spiel spricht Chapron auch über den aus seiner Sicht schwierigsten Typen auf dem Fussballplatz. Es ist wenig überraschend Zlatan Ibrahimovic. Neun Mal hatte er das Vergnügen, mit dem extrovertierten Schweden auf dem Platz zu stehen. Der Schiedsrichter beschreibt ihn als «verrückten, nervigen Mann». Chapron: «Er ist ein fantastischer Spieler, aber auf dem Platz ist er ein anderer Mensch. Und als Schiedsrichter war es sehr schwierig.»
Der frühere Spitzenschiri sagt, er hoffe, dass Ibra eine Art Schauspieler sei. «Er sagt so viele verrückte Dinge. Ich hoffe, er denkt nicht, was er sagt», so Chapron. Vor allem ein Zwischenfall ist ihm in Erinnerung geblieben.
Nach einem Hattrick des früheren PSG-Starstürmers gegen Lorient lief der Unparteiische nach dem Schlusspfiff zu Ibrahimovic und wollte ihm den Matchball übergeben – wie dies normalerweise passiert, wenn ein Spieler drei Tore schiesst. «Er kam in meine Nähe, knipste nur mit den Fingern und sagte: ‹Den Ball›. Ich habe vier Töchter und wenn sie mich nach etwas fragen, erwarte ich das Wort ‹Bitte›, sonst gibt es nichts.»
Also rückte Chapron den Ball nicht raus. «Es ist das Gleiche, es war eine Art Respektlosigkeit», so der Mann aus Grenoble. «Mit der Gesellschaft ist etwas nicht in Ordnung, wenn wir die einfachen Dinge wie ‹Danke› und ‹Bitte› vergessen.» Zu Ibrahimovic, dem Spektakel-Spieler, den alle lieben, hätte nie jemand «Nein» gesagt, meint Chapron. «Ich war wahrscheinlich der Einzige.»