Coronavirus Schweizer Sport lahmgelegt – warum darf in Deutschland gespielt werden?

pat

4.3.2020

Düsseldorf-Fans beim Spiel gegen Hertha Berlin (3:3) am vergangenen Wochenende.
Düsseldorf-Fans beim Spiel gegen Hertha Berlin (3:3) am vergangenen Wochenende.
Bild: Getty

Als Schweizer Fussballfan reibt man sich verwundert die Augen. Während hierzulande der gesamte Spielbetrieb eingefroren ist, strömen in Deutschland wie gewohnt tausende Fans in die Stadien.

Vom Coronavirus hat man in Deutschland durchaus Kenntnis. So wurden am vergangenen Sonntag beim Spiel zwischen RB Leipzig und Leverkusen (1:1) eine Gruppe japanischer Fans vom Sicherheitsdienst aus der Red Bull Arena verwiesen – aus Angst vor dem Coronavirus. Allerdings war das nicht im Sinne des Vereins. RB hat sich noch am Montagabend für die willkürliche Aktion bei den Gästen persönlich entschuldigt, schreibt «Bild».

Am meisten Corona-Fälle gibt es in Deutschland in Nordrhein-Westfallen. Geisterspiele? Fehlanzeige! In Düsseldorf pilgerten über 30’000 Fans ins Stadion, in Dortmund waren es gegen Freiburg 81’365 Zuschauer und auch Köln hatte 50’000 Supporter im Stadion. Auch das DFB-Pokalspiel zwischen Schalke und Bayern München zog am Dienstag die Massen an, über 60’000 Zuschauer. Es wurde sogar befürchtet, dass die Fans auf Schalke für einen Spielabbruch sorgen könnten, aber das ist ein ganz anderes Thema.



Wie ist das möglich? Ganz einfach: In der Schweiz gilt ein Verbot für Grossveranstaltungen, in Deutschland (noch?) nicht. Ob das unverantwortlich ist oder nicht, sei dahingestellt. Klar ist, dass sich das Coronavirus von Landesgrenzen nicht aufhalten lässt. Liga-CEO Claudius Schäfer sind dennoch die Hände gebunden.

«In Deutschland ist es so, in der Schweiz ist es so – ich möchte das nicht beurteilen. Ich respektiere den Entscheid des Bundesrats», so Schäfer im «Blick». «Wichtig ist, dass sich möglichst keine weiteren Menschen mit dem Virus anstecken und die Angesteckten wieder gesund werden. Aber was klar ist: Die Politik muss zur Kenntnis nehmen, dass wir eine substanzielle finanzielle Hilfeleistung in Betracht ziehen müssen. Wenn alle Spiele schlimmstenfalls ausfallen oder wir sie als Geisterspiele ausrichten müssen, wird der finanzielle Schaden enorm sein und die Klubs vor existenzielle Probleme stellen.»



«Man muss die Dinge auch relativ sehen»

Im Talk-Format «hart aber fair» kommt das Thema auch auf den Tisch. Prof. Dr. Alexander Kekulé, ein Virologe und Seuchenexperte, nennt die Absagen in der Schweiz vorbildlich.

Andererseits begegnet Kekulé dem Coronavirus auch mit einer gewissen Gelassenheit: «Die Wahrscheinlichkeit, am Coronavirus zu erkranken, ist extrem gering. Im schlimmsten Fall rennen in Deutschland 5'000 Infizierte rum. Einem von ihnen zu begegnen, ist so unwahrscheinlich wie irgendwas – verglichen zum Beispiel mit den Millionen Grippekranken. Man muss die Dinge auch relativ sehen.»

Und Nordrhein-Westfallens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann meint: «Wir müssen ja auch sehen, dass das öffentliche Leben weitergeht.» Fussball ist natürlich ein wichtiger Teil des öffentlichen Lebens, in Deutschland sowieso.

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