Kommentar Sollte man den Profis Social Media verbieten? Sicher nicht, aber...

Patrick Lämmle

17.7.2018

Ivan Rakitic tappte nach dem WM-Final in die Social-Media-Falle. 
Ivan Rakitic tappte nach dem WM-Final in die Social-Media-Falle. 
Getty Images

Dank sozialer Medien sind die Fans ihren Idolen näher denn je. Doch für Sportler birgt das Ganze auch Gefahren, denn ein unüberlegter Post kann schnell einen Shitstorm auslösen. Man muss die Sportler deshalb besser schützen.

Ohne Facebook, Instagram & Co. geht heute nichts mehr. Auch Sportler gewähren den Fans gerne einen Blick hinter die Kulissen, posten ein Video aus dem Training, schiessen ein Foto in der Garderobe, präsentieren ihre neue Frisur oder schreiben einen Kommentar. So ein Post ist schnell abgesetzt und erreicht je nach Strahlkraft des Absenders schon mal ein Millionenpublikum. In den meisten Fällen ist das leichte Kost, die Fans freuts und manche Stars verdienen sich dabei auch noch eine goldene Nase, eine klassische Win-Win-Situation.

Was einmal im Netz gelandet ist, bleibt für immer dort

Doch ein «falscher» Post kann schnell zum Bumerang werden und einen Shitstorm auslösen. Ein Phänomen, das auch an der Fussball-WM zu beobachten war. Wie kann das sein? Oft sind sich die Sportler wohl nicht bewusst, welche Wirkung ein einzelner Post auslösen kann. Jeder kann mitlesen, die Beiträge teilen und seinen Senf dazugeben. Den Beitrag dann zu löschen, bringt herzlich wenig. Denn was einmal im Netz gelandet ist, bleibt für immer dort.

Reflexartig denkt man in solchen Momenten, nehmt doch diesen Sportlern die sozialen Medien weg. Doch ein Verbot kann nicht die Lösung sein. Denn Einblicke in das Leben der Sportler, das wünschen sich die meisten Fans. Und es spricht ja auch nichts dagegen, wenn wir zuschauen dürfen, wie etwa die Franzosen nach dem Gewinn des WM-Titels in der Garderobe feiern.

Vorbildfunktion wahrnehmen

Problematisch wird es dann, wenn beispielsweise Kroatiens Domagoj Vida nach dem Spiel gegen Gastgeber Russland Videos postet, in denen er erklärt, dass er den Sieg der Ukraine widmet. Denn ob bewusst oder nicht, damit provozierte er die Russen. Oder wenn Ivan Rakitic mit einem Mann, der als Faschist gilt, in die Kamera strahlt. Auch Mohamed Salah ist vor der WM unfreiwillig in die Falle getappt als er mit Ramsan Kadyrow, einem brutalen Machthaber der autonomen Republik Tschetschenien, posierte. Und die Fotos von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit Recep Tayyip Erdogan haben in Deutschland ein regelrechtes Erdbeben ausgelöst. Nicht alle Bilder wurden von den Stars selber gepostet, doch die Spieler müssen sich auch in solchen Fällen bewusst sein, dass jedes Foto in den sozialen Medien landen kann. Es ist auch dann Vorsicht geboten, wenn man nicht selber abknipst.

Eine Zeit lang verbreiteten diverse Fussballstars Videos, während sie Auto fahren. Auch Xherdan Shaqiri postete ein solches Video. Das ist nicht nur dumm sondern grob fahrlässig. Valesca Zaugg, Geschäftsführerin der Stiftung für Verkehrssicherheit Roadcross, sagte dazu: «Wir appellieren an die Spieler, dass sie ihre Vorbildfunktion wahrnehmen sollen. Sie erreichen eine junge Fangemeinde, in der Ablenkung am Steuer ein grosses Thema ist. Jeder, der sich nicht komplett aufs Fahren konzentriert, riskiert, andere Menschen zu gefährden.»

So schützt man die Spieler: Der FC Basel als Vorbild

Die Klubs sind sich bewusst, dass soziale Medien heute einfach dazu gehören. Doch es braucht Verhaltensregeln. Andrea Roth, Mediensprecherin vom FC Basel (inwzischen hat sie den FCB verlassen), gewährte «20 Minuten» umittelbar vor der WM einen Einblick, wie man beim FCB mit dem Thema umgeht.

Die Spieler sollen realisieren, dass sie eine Vorbildfunktion einnehmen. Die Botschaft seitens des Klubs an die Adresse der Spieler sei: «Alles, was ihr postet, geht nicht mehr verloren und kann medial gegen euch verwendet werden.» Die Profis sollen die Kanäle nutzen, sich aber stets über mögliche Konsequenzen bewusst sein.

Dem FCB sei es aber wichtig, dass die Spieler Persönlichkeiten bleiben würden und nicht wie Roboter rüberkommen würden: «Wir wollen sie nicht schleifen und formen, sie sollen nicht langweilig daherkommen, also keinen Einheitsbrei herunterrasseln.» Der FCB durchforstet auch die Kanäle der Spieler, denn Missverständnisse gebe es trotz Richtlinien immer wieder. In solchen Fällen suche man das Gespräch. «Die Spieler sind eigentlich immer einsichtig und schätzen es, dass wir sie auf gewisse Risiken aufmerksam machen», so Roth. Alles sehen würden sie dennoch nicht, besonders wenn Spieler Live-Videos machen, sei das fast unmöglich.

Eine Auswahl der Richtlinien für Medien und Social Media

- Medienarbeit ist ein Teil des Berufes «Profifussballer»

- Äussere dich nicht negativ über den Schiedsrichter, einen Gegenspieler oder gegnerische Clubs

- Verwende keine Kraftausdrücke

- Ausgeglichenheit: Gib in einem emotionalen negativen Zustand keine Interviews

- Verzichte auf Posts direkt vor oder direkt nach dem Spiel (da diese mit Emotionen geladen sein könnten)

- Auf Social Media sind auch «private Profile» öffentlich

- Vorsicht bei Chats und Kontakten mit Personen, die du nicht kennst. Ein gesundes Misstrauen an den Tag legen.

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