Ein Machtkampf mit Folgen: Trotz der privaten Verbindung sieht UEFA-Präsident Aleksander Ceferin sein Verhältnis zu Juve-Boss Andrea Agnelli als unwiderruflich zerstört an.
«Es gibt keine Beziehung mehr», sagte der Chef der Europäischen Fussball-Union der Nachrichtenagentur AP. «Und es wird nie wieder eine Beziehung geben.» Ceferin ist Pate von Agnellis Tochter. Doch der Slowene fühlt sich durch das Verhalten von Agnelli rund um die Gründung einer Super League hintergegangen.
Noch kurz bevor die Pläne öffentlich wurden, habe der damalige Chef der Europäischen Club-Vereinigung ihm versichert, dass nichts an der geplanten Konkurrenz zur Champions League dran sei. Wenig später sei Agnelli (45) nicht mehr ans Telefon gegangen. Der Chef von Juventus Turin war wichtiger Ansprechpartner von Ceferin für die Reform der Königsklasse der UEFA.
Ceferin: «Denke, es ist tot»
«Der schlimmste Tag war Samstag, weil ich dann realisierte, dass es der reine Verrat war, dass uns einige Leute seit Jahren angelogen hatten», sagte der 53 Jahre alte Ceferin. Er werde Menschen weiter vertrauen, weil diejenigen, bei denen er sicher gewesen sei, ihn nicht betrogen hätten – «ausser Agnelli».
Nach dem schnellen Rückzug der sechs englischen Gründungsmitglieder, von Atletico Madrid und Inter Mailand aus der Super League sieht Ceferin das Projekt als erledigt an. «Ich denke, es ist tot», sagte er. «Sie und ich werden nicht mehr im Sport oder im Fussball sein, wenn dies erneut passiert – falls es erneut passiert.» Die UEFA will allerdings in den kommenden Tagen noch über mögliche Konsequenzen für die verbliebenen Mitgründer der Super League beraten. Die Mitinitiatoren Real Madrid, Juventus Turin, FC Barcelona und der AC Mailand haben bislang keine Absichten zum endgültigen Ausstieg aus dem Projekt verkündet.
Rummenigge: «Ein Warnschuss»
Auch nach Ansicht von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ist die Super League trotz des Festhaltens einiger Klubs an dem Projekt definitiv gescheitert. «Das Thema ist endgültig erledigt. Das war ein Warnschuss», sagte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Rekordmeisters der «Bild am Sonntag». Es sei letztendlich «vielleicht sogar gut gewesen», dass der Wirbel um die neue Liga die Welt innerhalb weniger Tage drastisch in Aufruhr versetzt habe.
So hätten auch die Geschäftsleute im Fussball verstanden, «dass der Fussball etwas anders tickt als nur geschäftlich», sagte Rummenigge. Die beschlossene Reform der Champions League, die zuletzt unter anderem Liverpool-Coach Jürgen Klopp und Nationalspieler Ilkay Gündogan kritisiert hatten, verteidigte Rummenigge. Er sage «voller Überzeugung», die Reform werde die Königsklasse besser machen. «Durch die neue Form der Vorrunde wird der ganze Wettbewerb viel spannender und emotionaler, auch weil es für die Grossen viel schwieriger wird, sich durchzusetzen», sagte Rummenigge. In der Champions League werden nach der Reform ab 2024 36 statt 32 Teams spielen, jede Mannschaft wird zehn statt sechs Gruppenspiele absolvieren.