Video Assistent Referee VAR-Entscheide kosten viel Zeit – Premier League passt deshalb eine Regel an

SB10

21.6.2019

VAR: Viel Diskussionsstoff.
VAR: Viel Diskussionsstoff.
Bild: Keystone

Zweieinhalb Minuten gingen durchschnittlich bei der Copa América für die Entscheide des Video Assisten Referee (VAR) drauf. Die Premier League stoppt dessen Anwendung bei Prüfung der Goalie-Position beim Penalty.

Wenn der Schiedsrichter mit seinen Zeigefingern ein Rechteck in die Luft malt, ist es wieder so weit: Der Videobeweis kommt zum Einsatz. Seit der WM 2018 in Russland muss beziehungsweise darf der Unparteiische auch seine Fähigkeiten als Pantomime unter Beweis stellen. Dort sorgte der Video Assistant Referee (VAR) laut der Schiedsrichterkommission der FIFA dafür, dass die Erfolgsquote aller Entscheidungen auf dem Platz 99,3 Prozent betrug. «Das ist nahe an der Perfektion», wie Kult-Schiedsrichter Pierluigi Collina damals festhielt

Natürlich musste man diese (Traum-)Quote mit Vorsicht geniessen. Trotzdem waren sich die Experten und Fans grundsätzlich einig, dass dieses Hilfsmittel eine gute Sache für den Fussball ist. 

Dynamik wird gestört

Tempi passati. Inzwischen ist die Euphorie um den VAR nicht nur abgeflaut, sondern fast gänzlich verflogen. Statt für Gerechtigkeit sorgt er wegen der unklaren Linie bei der Regelanwendung vielmehr für Verdruss. Und fast noch schlimmer, stört er den Spielfluss noch mehr als vor seiner Einführung. Dabei schrumpfte die Netto-Spielzeit im Vergleich zu früher gefühlt sowieso, weil die heutigen Profis im Zeitschinden wahre Meister sind. 

Ein «Reddit»-User hat die Dauer für die VAR-Entscheide bei 13 Spielen an der Copa América unter die Lupe genommen. Insgesamt wurden 33 Minuten Spielzeit mit der Warterei auf den endgültigen Entscheid verschwendet, pro Spiel also durchschnittlich stolze 2 Minuten und 30 Sekunden. 

Ausweitung des VAR ein Unding

Diese Entwicklung mit der minutenlangen Warterei geht für viele Fussball-Puristen in die falsche Richtung. Bei der Frauen-WM sorgt auch die Anwendung des VAR beim Elfmeter für (weitere) rote Köpfe. Wenn die Torhüterin beim Strafstoss sich zu früh von der Linie entfernte, wurde der Penalty wiederholt. Für das menschliche Auge war diese Regelwidrigkeit bisher fast nicht festzustellen, mit dem VAR können nun selbst wenige Zentimeter Abweichungen angezeigt werden. Diese kurzfristige Anwendung  überfordert offenbar die meisten Torhüter(innen), die quasi über Nacht ihre Gewohnheiten umstellen müssen und nun fast horizontal abspringen müssen. 



Einen Riegel bei der Ausweitung der Kernaufgaben des VAR schiebt nun auch die Premier League, wie «The Times» berichtet. Dort darf der Videoassistent in der nächsten Saison bei einem Penalty nicht die Position des Torhüters überprüfen. Die Entscheidungshoheit bleibt bei den Schiedsrichtern auf dem Feld.

Eine weise Rückkehr zur ursprünglichen Idee des VAR: Denn die Technologie sollte offensichtliche Fehler korrigieren, keine regeltechnische Perfektion anstreben. Dies sollten sich vielleicht auch die Paragraphenreiter wieder einmal vor Augen führen.

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