Dortmund begeistert Von der «Realität eingeholt» – Die Bayern sind gefordert

dpa/lbe

30.9.2018

Während der BVB begeisternden Fussball zeigt, bleiben Lewandowski und Co zweimal sieglos.
Während der BVB begeisternden Fussball zeigt, bleiben Lewandowski und Co zweimal sieglos.
Bild: Getty

Am vergangenen Samstag hatte Schalke-Manager Christian Heidel den FC Bayern als nahezu unschlagbar bezeichnet. Eine Englische Woche später ist dieser nicht einmal mehr Tabellenführer. Das ist Dortmund. Doch ins offene Duell mit den Münchnern will der BVB aber nicht gehen.

Das Prädikat unschlagbar ist dahin: Nur drei Tag nach den ersten Punktverlusten gegen Augsburg folgte für den FC Bayern am Freitag die erste Niederlage der Saison in Berlin. Die nächsten beiden Partien gegen Ajax und Gladbach bestimmen nun das erste Zwischenfazit für die Amtszeit von Niko Kovac.

Der FC Augsburg beim 1:1 mit seiner laufintensiven Mann-gegen-Mann-Taktik und die Berliner durch ihre spielerischen Nadelstiche über die Aussen haben binnen drei Tagen gleich zwei Blaupausen geliefert, wie die Bayern doch zu knacken sind.

«Vor einer Woche hatte man noch den Eindruck, wir sind unbesiegbar. Jetzt hat uns ein bisschen die Realität eingeholt», konstatierte Thomas Müller nach der verdienten 0:2-Niederlage bei der Hertha und forderte eine Reaktion für das Champions-League-Duell mit Ajax Amsterdam. «Wer uns kennt, der weiss, dass uns das richtig ärgert und wir deswegen am Dienstag Gas geben.»

Parallelen zur Vorsaison

Erstmals seit mehr als einem Jahr auswärts kein eigenes Tor geschossen, wie zur gleichen Zeit der Vorsaison zwei Pflichtspiele in Serie ohne Sieg geblieben und die Tabellenführung in der Fussball-Bundesliga vorerst an Borussia Dortmund verloren: Die Gesamtsituation erinnert an die Endphase unter dem gescheiterten Carlo Ancelotti Ende September 2017, als die Bayern allerdings schon mit fünf Zählern hinter dem BVB lagen.  

«Die, die den FC Bayern kennen, wissen, dass wir uns das nicht gefallen lassen und wir alles tun werden, damit wir wieder erfolgreich sind», betonte Kovac. Ein Sieg gegen Amsterdam und gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag würde vor der Länderspielpause das erste Zwischenfazit seiner Amtszeit dennoch positiv ausfallen lassen – andernfalls dürfte sich der Ton wohl verschärfen.

Kimmich redet Klartext

Wie schon nach dem verlorenen Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt an gleicher Stelle sprach vor allem Joshua Kimmich Klartext. Der Rechtsverteidiger trat in der Rolle als Mahner auf. «Ich glaube nicht, dass das alles Pech ist, wir müssen es uns auch wieder erarbeiten, weil wir die Vielzahl an Chancen nicht machen und hinten die Fehler machen», betonte der 23-Jährige kurz vor der Abfahrt aus dem Olympiastadion. «Das hatten wir in der letzten Saison auch schon. Das ist dann einfach auch eine Sache von Qualität.»

Zu früh für Dortmunder Kampfansage

Bloss nicht den FC Bayern provozieren! Diese Vorgabe ihres Chefs Hans-Joachim Watzke beherzigten bei Borussia Dortmund auch nach dem Sprung an die Tabellenspitze alle. «Nichts Besonderes» sei die Tabellenführung, sagte Trainer Lucien Favre nach dem mitreissenden 4:2 (0:2) bei Bayer Leverkusen. Und Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, erklärte: «Wir nehmen das gerne mit. Aber für Kampfansagen ist es zu früh.»

Trotzdem ist der BVB aktuell der grosse Hoffnungsträger der Liga, nun da er die Gunst der Stunde nach Münchens 0:2 bei Hertha BSC nutzte. Denn als ernsthafter Dauer-Gegner kommen wohl nur die Dortmunder in Frage, obwohl sich nach dem Sieg im Direktduell aktuell auch Hertha Berlin punktemässig auf Augenhöhe mit den Münchnern befindet.

Zumal Dortmund innerhalb von vier Tagen zweimal begeisternden Fussball bot und beide Male Vereinsgeschichte schrieb. Das 7:0 am Mittwoch gegen Nürnberg war der höchste Sieg seit 32 Jahren. Und am Samstag gewann der BVB erstmals in der Liga nach einem 0:2-Pausenrückstand auswärts.

Dieser Sieg sei für ihn noch schöner gewesen als der unter der Woche, bekannte der sonst sehr beherrschte Favre, der während des Spiels sichtlich Mühe hatte, seine fast schon euphorische Freude zu verbergen. Am Spielfeldrand hatte er die Arme hochgerissen, war umstehenden Menschen in die Arme gefallen oder hatte den Daumen in die Luft gereckt - die Spiel-Dramaturgie sowie das schnelle Kombinationsspiel seines jungen Teams in der letzten halben Stunde verzückten den Fussball-Perfektionisten sichtlich. «Tack-tack-tack, mit einem Kontakt», sagte er mit funkelnden Augen.

Zurück zur Startseite