Spielt Neymar mit PSG in einem fremden Stadion, ist er sich vieles gewohnt. Was allerdings in Marseille abläuft, hinterlässt auch beim Brasilianer Spuren.
Dass Neymar bei jeder Ballberührung gnadenlos ausgepfiffen wird, kann man wohl in vielen Fussballstadien in Europa beobachten. Nirgends aber ist der Hass, der dem Brasilianer jeweils entgegen gebracht wird, so gross wie bei einem Gastspiel bei Olympique Marseille. Und die Aggressionen der Zuschauer erreichen jeweils ihren Höhepunkt, wenn Neymar zur Ausführung der Eckbälle nur wenige Meter vor der heimischen Fankurve Anlauf holen will.
Neben den Buhrufen und Pfiffen hagelt es regelrecht Gegenstände aller Art aus dem Marseille-Sektor, sobald sich der Brasilianer der Eckfahne nähert. Zwar stehen rund fünf Sicherheitskräfte um die Nummer 10, die wohl einen Grossteil der Wurfgeschosse abwehren. Neymar gegen alle geworfenen Gegenstände abzuschirmen, ist aber ein Ding der Unmöglichkeit. Und so muss der Filigrantechniker, bevor er all seinen Mut zusammennimmt und die Ecke ausführt, oft Zeit verstreichen lassen, bis die erste Welle an Gegenständen überstanden ist.
Dass dies nicht spurlos an Neymar vorbeigeht, scheint der dritte Eckball innert weniger Minuten vor den Olympique-Marseille-Fans zu zeigen: Statt selbst bis zur Eckfahne zu gehen, beauftragt er Teamkollege di Maria, den Eckball kurz auszuführen. Die Anfeindungen gelten aber nicht nur dem Brasilianer.
Nach einem weiteren unwiderstehlichen Auf-und vor allem Antritt von Kylian Mbappé hat die zum Jubel versammelte Pariser Mannschaft Glück, dass ein voller Bierbecher nur knapp an den Köpfen der Spieler vorbeifliegt. Anhand des heftigen Aufpralls des Bechers auf dem Rasen kann man sich denken, welche Konsequenzen eine solche Tat haben kann. Auch Draxler hat in der Schlussphase Glück, als er im Mittelfeld in vollem Lauf ebenfalls nur knapp verfehlt wird. Der Deutsche revanchiert sich übrigens wenig später mit dem vorentscheidenden Treffer zum 2:0 – und einem provokativen Jubel danach.
Und auch Neymar lässt sich dadurch nicht wirklich aus dem Konzept bringen. Er erzielt zwar keinen Treffer, zeigt sich aber einmal mehr als Denker und Lenker der Pariser Offensive und bereitet den zweiten Treffer vor. Ausserdem lässt er mit einem Dribbling gegen vier gegnerische Verteidiger mit anschliessendem Torabschluss seine Klasse aufblitzen.