Champions League Wie kein Zweiter auf diesem Planeten: Barças Abhängigkeit von Messi

Von Sebastian Stiekel, dpa

13.8.2020

Lionel Messi soll es einmal mehr für Barça richten.
Lionel Messi soll es einmal mehr für Barça richten.
Bild: Getty

Viermal Champions-League-Sieger. Sechsmal Weltfussballer des Jahres. Das ist die persönliche Karrierebilanz von Lionel Messi vor dem Duell mit Bayern München. Der Superstar des FC Barcelona wird nicht jünger, die Abhängigkeit seines Klubs von ihm dagegen immer grösser.

790 Millionen Euro! So viel Geld hat der FC Barcelona allein in den vergangenen drei Jahren nach übereinstimmenden Schätzungen in die Ablösezahlungen für neue Spieler investiert. Vor dem Viertelfinal gegen den FC Bayern München am Freitag in Lissabon (21:00 Uhr/Teleclub) weiss man bei dem fünfmaligen Champions-League-Gewinner aber trotzdem nur zu genau: Ob man gegen die Bayern eine Chance hat oder auch nicht, hängt immer noch massgeblich von der Form eines einzigen Ausnahmestürmers ab: Lionel Messi, «der Superstar des letzten Jahrzehnts», wie Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge den kleinen Argentinier nennt. «Er hat etwas, das möglicherweise kein Zweiter auf diesem Planeten hat. Er kann ein Spiel im Alleingang entscheiden.»



Lionel Messi ist mittlerweile 33 Jahre alt, der letzte seiner vier persönlichen Champions-League-Triumphe liegt auch schon fünf Jahre zurück. Trotzdem hat die Abhängigkeit des FC Barcelona von seinem besten Spieler seitdem eher zu- als abgenommen.

Auch beim 3:1 im Viertelfinal gegen den SSC Neapel schoss er ein Tor selbst und holte den Eckball und den Elfmeter vor den beiden anderen Treffern heraus. «In Zeiten der Ungewissheit gibt es eine Sicherheit: Messi», schrieb die spanische Zeitung «El Pais». Man könnte es auch so sagen: Mitten in einem gigantischen «Katalanischen Krisenzirkus» («Süddeutsche Zeitung») ist er die einzige verlässliche Konstante.

Barcelona auf der Suche nach sich selbst

Die Suche nach einem neuen Präsidenten ist beim FC Barcelona zu einem schmutzigen Machtkampf verkommen. Die Suche nach einem anerkannten, von allen Stars respektierten Erben Pep Guardiolas förderte zuletzt nur zwei von Anfang an umstrittene Trainer zutage: Ernesto Valverde und Quique Setién. Nach den Transfer- und Gehaltsexzessen der vergangenen Jahre braucht dieser stolze Klub neues Geld und ähnlich dringend auch wieder Transfers, die sportlich einen Sinn ergeben.

Denn Ousmane Dembélé (Borussia Dortmund), Antoine Griezmann (Atlético Madrid) sowie der mittlerweile an den FC Bayern verliehene Philippe Coutinho (FC Liverpool) kosteten geschätzt zusammen rund 400 Millionen Euro und sollten Messi eigentlich entlasten. Passiert ist mit leichten Abstrichen beim Weltmeister Griezmann bislang aber nur das Gegenteil.

Messi sieht das natürlich auch und reagierte darauf zwar ungewohnt öffentlich, aber dann auch wieder auf eine Art und Weise, die ihm häufiger unterläuft: mit einer Kritik, die eher patzig als konstruktiv daherkam. «Seit Januar lief alles schlecht», sagte er nach der verpassten spanischen Meisterschaft. Die ganze Saison über sei man «ein unbeständiges, schwaches Team» gewesen.



Bayern will «als Kollektiv» gegen Messi bestehen

Von den Spekulationen, er könnte sich 2021 nach dem Ablauf seines Multi-Millionen-Euro-Vertrags zu Inter Mailand verabschieden, lebt die Gerüchteindustrie nun schon seit mehreren Tagen ganz gut. Vorher kommt aber: Messi will unbedingt noch einmal die Champions League gewinnen – und das macht es für den FC Bayern gefährlich. Zumal der potenzielle Messi-Bewacher Alphonso Davies am Mittwoch beim Training wegen leichter Adduktorenprobleme nur zuschaute.

Wie man den Superstar stoppen soll? «Ich glaube, diese Frage haben schon Hunderte oder Tausende vor mir versucht, zu beantworten», sagte Leon Goretzka während des kurzen Trainingslagers der Münchner an der portugiesischen Algarveküste. «Ich denke, es funktioniert nur als Kollektiv. Da werden wir als Mannschaft ankämpfen müssen.» Der Bayern-Profi freut sich auf Messi: «Es ist schön, nachdem ich schon einige Male gegen Cristiano Ronaldo spielen durfte, auch dem zweiten absolut prägenden Fussballer des letzten Jahrzehnts noch einmal begegnen zu dürfen. Mal schauen, wie das aus der Nähe aussieht.»


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