Mvogo spürt Druck im Abstiegskampf «Es geht hier um mehr als nur um Fussball – wir spielen um Jobs von Klubangestellten» 

Von Michael Wegmann

13.3.2024

Mvogo: «Wenn wir absteigen, werden Klub-Mitarbeiter entlassen»

Mvogo: «Wenn wir absteigen, werden Klub-Mitarbeiter entlassen»

Goalie Yvon Mvogo spielt in Lorient erstmals in seinem Leben gegen den Abstieg und spürt einen anderen Druck. «Steigen wir ab, müssen Löhne halbiert und Mitarbeiter entlassen werden», sagt er zu blue Sport.

12.03.2024

Goalie Yvon Mvogo spielt in Lorient erstmals in seinem Leben gegen den Abstieg und spürt einen anderen Druck. «Steigen wir ab, müssen Löhne halbiert und Mitarbeiter entlassen werden», sagt er zu blue Sport.

Von Michael Wegmann

13.3.2024

Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen

  • Ehrlich und reflektiert: Goalie Yvon Mvogo (29) redet mit blue Sport über den Abstiegskampf mit Lorient und verrät, weshalb man seit Januar plötzlich regelmässig punktet.
  • Die Transfers hätten voll eingeschlagen, sagt Mvogo, zudem sei nach einer Aussprache im Januar auch ein Ruck durchs Team gegangen. «Wir mussten uns in Erinnerung rufen, dass wir nicht nur für uns spielen, sondern auch für die Fans, für den Klub und auch für die vielen Mitarbeiter.»

Yvon Mvogo, Sie mussten 29 werden, um den Abstiegskampf kennenzulernen.

Yvon Mvogo: Da haben Sie recht. Ich habe noch nie gegen den Abstieg spielen müssen, es ging immer um höhere Ziele – um den Titel oder einen europäischen Platz. 

Wie ist es, wenn's plötzlich gegen den Abstieg geht?

Anstrengend. Man realisiert, dass es um die Zukunft des Vereins geht, um das Leben von vielen Mitarbeitern. Das ist speziell und erzeugt schon viel Druck. Es braucht den totalen Fokus.

Yvon Mvogo steckt mit Lorient im Abstiegskampf
Yvon Mvogo steckt mit Lorient im Abstiegskampf
sda

Wenn Sie durch Lorient laufen, merken Sie was vom Abstiegskampf?

Ich muss ehrlich sein: Die Vorrunde war schon sehr schwierig; die Menschen hier waren ganz und gar nicht zufrieden und auch verärgert, weil wir so schlecht gespielt haben. Wir waren am Tabellenende, klar waren die Leute nicht happy und liessen uns das auch wissen. Aber seit Januar ist es anders: Wir spielen mehrheitlich tollen Fussball und sind wieder konkurrenzfähig. Die Fans sind nun zufrieden und stehen hinter uns. 

Vier Siege in den letzten sechs Partien. An Ihnen kann es nicht liegen, Sie haben schon in der Vorrunde Ihre Leistung gebracht?

Ich gebe immer mein Bestes, auch schon in der Vorrunde. Ich versuchte, mit meinen Paraden so viel zu retten, wie ich konnte. Das war nicht so einfach. 

Warum punktet man nun plötzlich regelmässig?

Das hat viel mit dem Kopf zu tun. Wir sind Anfang Januar alle zusammengesessen und haben uns ausgesprochen. Wir mussten uns in Erinnerung gerufen, dass wir nicht nur für uns spielen, sondern auch für die Fans, für den Klub und auch für die vielen Mitarbeiter. Es geht hier um mehr als um Fussball, es geht um Jobs. Jeder von uns weiss: Steigen wir ab, müssen Löhne halbiert und auch Klubangestellte entlassen werden. Irgendwie hat es bei jedem Klick gemacht, jeder gibt seither noch mehr Gas. 

Dann ist alles nur eine mentale Sache?

Nicht nur. Ich muss sagen, dass uns die neuen Spieler extrem gut tun. Unsere sportliche Abteilung hat einen super Job gemacht. Unser neuer Stürmer, Mohamed Bamba, erzielte in seinen ersten sechs Partien sechs Tore. Unglaublich. Kommt hinzu, dass wir immer in quasi derselben Formation auflaufen. Das war in der Vorrunde noch anders, da musste der Trainer oft wechseln, wegen schlechten Leistungen oder Verletzungen. 

Ein Leistungsträger in Lorient: Yvon Mvogo.
Ein Leistungsträger in Lorient: Yvon Mvogo.
Keystone

Wie geht es eigentlich dem ehemaligen FCZ-Stürmer Ayegun Tosin? Er ist ja vornehmlich Joker.

Mittlerweile geht es ihm gut. Tosin ist ein toller Spieler und ein super Mensch. Am Anfang war's nicht einfach für ihn, er hatte mit Verletzungen zu kämpfen. Der Arme ist unglaublich schnell. So schnell, dass es für seinen Körper nicht einfach ist, ihm zu folgen, ohne sich zu verletzen. Derzeit ist er Joker, weil die elf Stammspieler immer abliefern. Aber ich bin sicher, dass er seine Chance von Beginn weg kriegen wird. 

Sie haben schon in der Schweiz, in Deutschland und in Holland gespielt und sind nun seit eineinhalb Jahren in Lorient. Noch haben Sie Vertrag bis Sommer 2025. Wo sehen Sie Ihre Zukunft?

Ich hatte ein schwieriges zweites Jahr bei PSV Eindhoven hinter mir, als ich bei Lorient unterschrieb. Schon damals habe ich gesagt, dass ich mich wieder zeigen will. Ich wollte mich in einer Top-Liga wie Frankreich bei einer super Mannschaft wie Lorient durchsetzen. Das habe ich geschafft. Schauen wir mal, was Ende Saison passiert. Der Klub weiss, dass ich grosse Ambitionen und hohe Ziele habe. 

Wie lebt es sich eigentlich in Lorient?

Es ist eine tolle Stadt mit sehr netten Menschen. Es ist wirklich schön, hier zu leben. Für meinen Geschmack regnet es aber ein bisschen viel. Aber auch daran gewöhnt man sich. 

Lorient liegt an der Westküste. Wie gut surfen Sie schon?

Naja, leider überhaupt nicht. Risikosportarten sind für uns verboten.