Nach einer schwierigen Zeit in Lyon setzt Xherdan Shaqiri gegen Marseille mit einem Tor und Assist ein Lebenszeichen. Der Schweizer Nati-Star gibt sich danach kämpferisch – und Sportjournalisten und Fans zollen ihm Tribut.
Am Dienstagabend muss Lyon im Nachtragsspiel zu Hause gegen Marseille ran. Die Gäste sind dabei favorisiert, schliesslich zeigt Marseille eine starke Saison und liegt auf Rang 3. Doch gegen die Südfranzosen wird ausgerechnet Xherdan Shaqiri zum Matchwinner. Der 1,69 Meter grosse Schweizer erzielt per Kopf den wichtigen Ausgleich, ehe er später noch die Vorlage zum 2:1-Siegtreffer liefert. Ein Treffer sowie eine Vorlage im gleichen Spiel gelang ihm zuletzt auf Klubebene letztmals im November 2017.
Dabei hat der 30-Jährige seit seiner Ankunft bei OL im letzten Sommer nicht für positive Schlagzeilen gesorgt – im Gegenteil. Zu Beginn spielte Shaqiri unter Peter Bosz noch regelmässig, ehe er völlig in der Versenkung verschwand und es auch einmal gar nicht mehr für das Kaderaufgebot reichte. Auch die Rückrunde liess nicht viel Hoffnung auf eine Besserung erahnen, sodass viele Beobachter – darunter auch Nati-Coach Murat Yakin – ihm nahelegten, einen Verein zu suchen, bei der Shaqiri die nötige Spielpraxis erhält, um für die WM Ende 2022 bereit zu sein.
Sion bändelte schon mit Shaqiri an
Wie «Radio Rhone FM» berichtet, soll sich sein Umfeld auch bereits nach Alternativen umgeschaut haben. So sagte Sion-Präsident Christian Constantin: «Am Dienstag wollte Shaqiri sich mit uns treffen. Er war auf der Suche nach einem Verein, bei dem er mehr Spielzeit bekommt, weil er sich auf die WM vorbereitet. Und am Abend gegen OM schoss er ein Tor und gab eine Vorlage. Der Plan ist also schon gestorben.»
CC ist sich sicher: «Diese Leistung von Shaqiri wird den Blick der Leute in Lyon auf ihn verändern. Ohne diese gab es eine gegenseitige Bereitschaft, sich zu unterhalten. Ein Beweis dafür, dass sich im Fussball alles schnell ändern kann.»
Ein Spiel über die volle Spieldistanz hatte der Kreativspieler in Lyon noch nie – bis gestern gegen Marseille. Endlich durfte der frühere Liverpool-Profi mal auf seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen ran. Auch wenn ihm nicht alles gelang, belohnte ihn die «L’Équipe» für seine Leistung mit der Gesamt-Note 7 (von 10). Die französische Sport-Zeitung urteilte: «Der Schweizer Nationalspieler stand in der ersten Halbzeit neben sich, war schwerfällig und manchmal gar desinteressiert an der Defensivarbeit. Nach der Pause kam er jedoch wie verwandelt zurück.»
Shaqiri blickt nach vorne – Lob von allen Seiten
Nur ein Spieler wurde mit einer noch höheren Wertung belohnt. Shaqiri hielt nach dem Spiel gegenüber Reportern fest: «Ich fühle mich in Form, ich bin fit und trainiere gut – das ist das Wichtigste für mich. Wenn ich mich gut fühle, kann ich dem Team helfen.»
Und weiter: «Ich habe gezeigt, dass ich in Form bin. So kann ich entscheidend sein. Ich bin stolz auf die gezeigte Leistung», so Shaqiri, der darauf hinweist, dass man als Fussballer immer Höhe und Tiefen erlebe. «Ich kenne meine Qualitäten und weiss, was ich dem Team geben kann. Also werde ich weiter hart arbeiten, um mich in Spielen oder Trainings zu zeigen», meint er.
Neben Teamkollegen wie Jérôme Boateng – der Verteidiger schrieb auf Twitter: «Shaq, habe ich geträumt oder hast du wirklich ein Kopfball-Tor erzielt? In Deutschland heisst das Kopfballungeheuer» – zeigten sich auch die Fans für einmal positiv überrascht vom Schweizer, den sie wohl schon als Acht-Millionen-Fehleinkauf taxierten.
Die Stimmen der Fans
«Hallo alle zusammen und besonders Shaqiri, der mich gestern mit seiner zweiten Halbzeit zum Schweigen gebracht hat»
«‹Mit Ausnahme von zwei Aktionen war er nicht zu sehen.› Ich glaube, das kann man über alle Spiele von Xherdan Shaqiri sagen, aber das hindert ihn nicht daran, der beste Spieler in der Geschichte der Nati zu sein.»
«‹Die grossen Spieler sind diejenigen, die dich gewinnen lassen, obwohl du sie das ganze Spiel über nicht gesehen hast.› Shaqiri hat es vielleicht schwer, seinen Platz im Verein zu finden, die ‹Lyonerei› wiegt schwer im Klub, aber er ist immer noch ein sehr guter Spieler, seine Pass- und Sichtqualität übertreffen die vieler unserer Spieler.»
«Das ist endlich Shaqiri. Aber endlich ist nicht genug. Es muss zwangsläufig mehr kommen. Hoffen wir, dass die Zeichen im Verein ‹endlich› für ihn günstig stehen.»
«Danke Shaqiri, du hast in Lyon-Mäuler gestopft.»
«Das ist gut, Shaqiri wird ein Monster.»
«Shaqiri hat mehr Tore in der Ligue 1 geschossen als Lionel Messi.»