Vor dem Rückrundenstart spricht Goalie Philipp Köhn mit blue News über seine ersten Monate in Monaco, die Ziele mit dem Verein und über seine Ambitionen als Nationaltorhüter.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Philipp Köhn spielt seit Sommer 2023 für die AS Monaco. Nach der Vorrunde steht er mit seinem Team auf Platz 3.
- Das Ziel sei es, diesen Platz bis Ende Saison zu verteidigen.
- Ziele hat er auch mit der Nationalmannschaft. Am liebsten würde er Yann Sommer beerben, ist sich aber bewusst, dass dies kein einfaches Unterfangen ist.
- Da er noch kein Pflichtspiel für die Schweiz bestritten hat, dürfte er auch noch für Deutschland auflaufen. Einen Nationenwechsel schliesst der 25-Jährige zumindest nicht aus.
Im letzten Sommer verabschiedete sich Philipp Köhn als Meister von Salzburg Richtung Monaco. In den Wochen und Monaten vor seinem Wechsel hatte der 25-Jährige mit starken Leistungen in Liga und Champions League das Interesse manch eines Topvereins geweckt, zwischenzeitlich wurde er auch mit Manchester United in Verbindung gebracht.
«Mittlerweile fühle ich mich wirklich pudelwohl und ich denke, das spiegelt sich auch in der Leistung wider», sagt Köhn, der sich gut eingelebt hat in seiner neuen Heimat. Seine Freundin und seine Familie seien oft zu Besuch – und sein Hund ist ihm ebenfalls ein treuer Begleiter. Dass es neben dem Platz stimme, sei wichtig. Noch wichtiger sei, dass sie «eine gute Chemie in der Mannschaft» hätten.
Köhn über seine Ziele mit Monaco
Die Vorrunde verlief schon mal nach Plan, Köhn ist unumstrittener Stammtorhüter und auch dank seinen Paraden ist Monaco im dritten Rang klassiert. Der Rückstand auf Ligaprimus PSG beträgt sieben Punkte, Verfolger Nizza hat nur zwei Zähler mehr auf dem Konto. Vom Meistertitel wagt er dennoch höchstens zu träumen: «Schön wäre es natürlich, aber wir halten den Ball flach», sagt Köhn auf Meisterambitionen angesprochen.
«Es war wirklich eine sehr gute Hinrunde mit dem dritten Platz. Das wäre am Ende der Saison auch der Champions-League-Rang – das ist auch unser Ziel. Wir wollen auf jeden Fall international spielen und bestmöglich natürlich Champions League.»
Dass er nur eine kurze Winterpause hatte, macht ihm nichts aus – im Gegenteil. So gehe es Schlag auf Schlag – «ich bin eigentlich ein Freund davon», so Köhn, für den es am Samstag in der Liga gegen St. Reims wieder Ernst gilt (17 Uhr, live auf blue Sport).
Sa 13.01. 16:40 - 19:00 ∙ blue Sport Live ∙ Le direct: AS Monaco FC - Stade de Reims
Event ist beendet
Mit einem Vertrag bis Sommer 2028 ausgestattet, stellt sich die Frage, ob er seine Zukunft langfristig bei den Monegassen sieht. Ob er seinen Vertrag tatsächlich erfüllen werde, das sei schwierig zu sagen, «so offen und ehrlich muss man ja sein». Im Fussball wisse man nie, was die Zukunft bringt. «Aber für mich war es natürlich der erste grosse Schritt in eine der Top-5-Ligen Europas zu wechseln. Mit der Adresse hier habe ich einen sehr guten Schritt gemacht.» Er wolle einfach Spiel für Spiel seine Leistungen bringen.
Köhn würde gerne Yann Sommer beerben
Und auch die Nationalmannschaft bleibt ein Thema. Vor rund zwei Jahren sagte Köhn in einem Interview mit blue News, dass es sein Ziel sei, Yann Sommer eines Tages zu beerben. Hat er dieses Ziel immer noch vor Augen? «Ja klar, natürlich. Dass man für die Nationalmannschaft spielen möchte, das ist das Ziel von jedem Profi. Man muss natürlich immer abwägen, wie die aktuelle Situation ist. Ich bin da schon sehr reflektiert und sehe, was da auch abgeht.»
Der Trainer habe ja auch bereits kommuniziert, dass Yann Sommer an der EM die Nummer eins sei und mit Gregor Kobel stehe auch die Nummer zwei fest. «Alles, was hinten dran ist, muss man einfach schauen.»
Dass Yakin bereits kommuniziert hat, dass Sommer an der EM zwischen den Pfosten stehen werde, hat Gregor Kobels Berater, Philipp Degen, als «ganz schlechtes Zeichen» gewertet. «Diese Entscheidung zu diesem Zeitpunkt setzt das Leistungsprinzip praktisch ausser Kraft», meinte er.
Köhn äussert sich vorsichtig zum Thema. Es sei auch schwierig, wenn man bei den Gesprächen nicht dabei gewesen sei. «Aber im Endeffekt wissen wir alle, was wir an Yann Sommer haben. Ich glaube, die ganze Schweiz weiss das, aber auch Fussball-Europa. Er spielt auf einem Top-Level. Es ist ja nicht so, dass nur Gregor eine super Saison spielt. Ich denke, dass beide wirklich hervorragend performen.» Im Endeffekt entscheide der Trainer: «Das muss man akzeptieren.»
Einen Nationenwechsel schliesst Köhn nicht aus
Man dürfe auch nicht vergessen, dass noch viel passieren könne bis zur EM. «Deswegen sollte man sich schon immer auf sich selber fokussieren und auf seine Leistung konzentrieren.» Köhn selbst darf sich ebenfalls Chancen ausrechnen, an der EM dabei zu sein. Es wäre nach der WM in Katar bereits sein zweiter Grossanlass.
«Ich glaube, gerade bei so grossen Turnieren dabei zu sein, ist schon etwas Besonderes. Ich habe es jetzt mit der WM schon extrem schnell erleben dürfen, auch wenn ich als vierter Torwart mitgekommen bin. Aber es waren einfach coole Erfahrungen. Sportlich natürlich etwas enttäuschend am Ende, aber trotzdem habe ich viel mitnehmen können.»
Im Falle von Köhn stellt sich die Frage, ob er sich einen Nationenwechsel vorstellen könnte. In seiner Jugend stand der in Nordrhein-Westfalen aufgewachsene Köhn – seine Mutter ist Lausannerin, sein Vater Deutscher – auch schon für die deutsche Nationalmannschaft zwischen den Pfosten. Und da er noch kein Pflichtspiel für die Schweiz bestritten hat, wäre ein Wechsel noch möglich. Was, wenn er plötzlich ein Aufgebot erhalten würde aus Deutschland?
Köhn meint: «Da gehören natürlich viele Faktoren dazu. Es wird jetzt, glaube ich, nicht einfach ein Aufgebot von Deutschland reinflattern. Das muss natürlich vorher auch klar kommuniziert werden. Aber aktuell ist mein Fokus natürlich bei der Schweiz.» Köhn sagt aber auch: «Im Fussball geht es manchmal doch schneller als man denkt, aber ich fokussiere mich doch aufs Hier und Jetzt.»
Nachgefragt, ob er einen Wechsel also nicht komplett ausschliesse, antwortet er: «Ja genau. Wie Sie gesagt haben, ich bin ja noch nicht festgespielt. Und da muss man ja auch offen und ehrlich sein, wenn es die Möglichkeit gibt. Ich bin auch in Deutschland aufgewachsen, also sind ja beide Parteien für mich wichtig.»
Höhen und Tiefen auf dem Platz
Zurück zu Monaco. Auf dem Platz, da hat Köhn schon einiges erlebt in den ersten Monaten. Angefangen hat sein Frankreich-Abenteuer mit einem groben Schnitzer nach sieben Minuten im ersten Pflichtspiel. Was ging ihm da durch den Kopf?
Heute lächelt er den Bock weg: «Ich sage mal so, es war zum Glück nicht mein allererstes Spiel mit der Mannschaft. Ich hatte ja schon ein paar Freundschaftsspiele, um mich zu akklimatisieren.» Dort habe er ein paar gute Paraden gezeigt. Nach Fehlern sei es einfach wichtig, den Schalter schnell umzulegen. «Ich habe mir dann gesagt: Okay, unglücklicher Start, jetzt kann es auch nur noch besser werden. Und ich glaube, das hat sich auch so bestätigt.»
In der Tat hat Köhn in seinen ersten Monaten auch ausgezeichnete Leistungen gezeigt, so wurde er von der «L'Équipe» auch schon ins Team der Runde gewählt – gegen Le Havre hielt er in der zehnten Minute der Nachspielzeit einen Elfmeter – und damit auch den Punkt fest.
Verrückt war auch der Gegentreffer aus rund 60 Metern. Köhn sagt darauf angesprochen: «Ja, ich glaube so ein Tor schiesst er (Lamine Camara) einmal in seiner Karriere. Das habe ich ihm in der Halbzeit auch kurz gesagt, da hat er auch nur gelacht. (…) Das hat er hervorragend gemacht, deswegen muss man auch mal gratulieren. Aber klar, lieber wäre es mir, wenn es nicht passiert wäre.»
Die Unterstützung von Diego Benaglio
Bei der Suche nach einer Bleibe konnte er auf prominente Unterstützung zählen, was ihm ganz gelegen kam. «Der Wohnungsmarkt ist hier natürlich schon ein bisschen spezieller, aber ich bin dann trotzdem relativ schnell fündig geworden, auch durch einen guten Kontakt von Diego Benaglio, der ja auch hier tätig war.»
Der ehemalige Nati-Goalie spielte von 2017 bis zu seinem Karriereende 2020 in Monaco. «Er hat sich sehr gefreut und er wollte auch bald mal vorbeikommen. Es sind natürlich immer noch alte Weggefährten von ihm hier im Verein tätig», plaudert Köhn aus. «Diego hat mir da eigentlich nur Positives erzählen können, gerade auch was das Leben angeht hier. Das hat sich bisher nur bestätigt», auch wenn im Sommer alles ein bisschen voll gewesen sei mit all den Touristen. «Aber jetzt zur Winterzeit hat man super angenehme Temperaturen und das Leben hier ist schon echt schön. Aber klar, am Ende ist der Fussball doch wichtiger als der Rest.»