Nach Zoff beim Saisonfinale Formel 1 will keine Funk-Diskussionen mehr mit dem Rennleiter erlauben

SB10/DPA

15.12.2021

Mercedes-Teamchef Toto Wolff (r.) und sein Red-Bull-Rivale Christian Horner bekämpften sich diese Saison mit allen Mitteln.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff (r.) und sein Red-Bull-Rivale Christian Horner bekämpften sich diese Saison mit allen Mitteln.
Bild: Getty

Der neue Weltmeister Verstappen hatte sich den Titel durch ein Überholmanöver erst auf den letzten Metern gesichert. Vorausgegangen war eine in ihrer Durchführung umstrittene Safety-Car-Phase, die bei Red Bull und Mercedes für rote Köpfe sorgte – live zur besten Sendezeit.

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15.12.2021

In den Grossen Preis von Abu Dhabi waren Verstappen und Hamilton punktgleich gestartet. Am Start war Hamilton noch an Verstappen vorbeigezogen und sah bis kurz vor Schluss wie der sichere Weltmeister aus. Dann aber musste das Safety-Car ausrücken.

In der so entscheidenden Phase bettelte Red-Bull-Teamchef Christian Horner den Rennleiter Michael Masi über Funk an, das Rennen möglichst schnell wieder freizugeben, um seinem Fahrer noch einen letzten Angriff zu ermöglichen. Sein Mercedes-Pendant Toto Wolff hingegen wollte keine offene Runde mehr fahren.

Viel Druck lastete also auf den Schultern von FIA-Rennleiter Michael Masi. Der Australier gab schliesslich seinen Segen für einen sportlichen Ausgang des Duells und sorgte damit noch für ein unvergessliches Herzschlagfinale. «Das kannst du nicht machen»,  ereiferte sich Wolff. Masis trockene Antwort: «Toto, das ist Rennfahren.»

Ecclestone: «Ein Desaster»

Nach dem Coup von Verstappen legte Mercedes umgehend Protest ein. Die Rennkommissare schmetterten diesen Rekurs zwar ab, der Schaden war da aber schon angerichtet. Schliesslich musste der Holländer geschlagene vier Stunden warten, ehe das Ergebnis offiziell war. Erledigt ist aber die ganze Geschichte noch nicht.

Renndirektor Michael Masi hat keinen einfachen Job.
Renndirektor Michael Masi hat keinen einfachen Job.
Bild: Getty 

Der frühere Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone wetterte gegen die Umstände der Titelentscheidung. «Es ist ein Desaster für die Formel 1. Der Sport leidet darunter, dass es nicht mehr nur um den reinen Wettkampf geht, sondern nur noch um das Interesse von wenigen Einzelnen», so der 91-Jährige gegenüber dem «Münchner Merkur und dem «tz». Es sei «ein Witz», dass live zu hören war, wie Teamchefs «während eines Rennens versuchen, Entscheidungen der Rennleitung zu beeinflussen».

Ross Brawn will kein Autoritätsverlust mehr miterleben

Auch Formel 1-Sportdirektor Ross Brawn ärgerte sich über die Posse, welche zig Millionen TV-Zuschauer live miterlebten: «Das ist so, als würden die Trainer beim Fussball mit dem Schiedsrichter verhandeln». Bereits im vorletzten Rennen in Saudi Arabien fand zwischen der FIA, Red Bull und Mercedes eine Feilscherei wie auf einem Basar statt.

Der 67-jährige Engländer, der jüngst seinen Rückzug von seinem Amt ankündigte, wehrt sich gegen die ständigen Angriffe auf die Autorität von Masi. «Es kann nicht angehen, dass die Teamchefs während des Rennens Michael so unter Druck setzen. Toto Wolff kann nicht fordern, dass kein Safety Car kommen soll, und Christian Horner kann nicht verlangen, dass sich die Autos zurückrunden müssen. Das liegt im Ermessen des Rennleiters», hält er gegenüber «Auto Motor und Sport» fest. Brawn kündigt Massnahmen an: «Wir werden diesen Kontakt im nächsten Jahr unterbinden.»


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