Sebastian Vettel verlässt Ferrari nach Saisonende. Wohin wird es den vierfachen Weltmeister ziehen? Mercedes schwärmt, aber ein Karriereende scheint nicht ausgeschlossen.
Dass Ferrari den Vertrag mit Sebastian Vettel nicht verlängert, ist ein Paukenschlag, aber keine Sensation. Vieles hat nach der letzten Saison darauf hingedeutet, dass sich die beiden Parteien trennen werden. Vettel erreichte nur den 5. Rang in WM-Klassement und fuhr sogar weniger Punkte ein als sein damals neuer Teamkollege Charles Leclerc.
Wohin zieht es den Deutschen? Medien berichten, dass Mercedes mit einer Verpflichtung des Vierfach-Weltmeisters liebäugle. Teamchef Toto Wolff schwärmt derzeit tatsächlich über Vettel. «Sebastian ist ein grossartiger Fahrer, eine grosse Persönlichkeit und für jedes Formel-1-Team eine Bereicherung.» Mercedes könnte Vettel in Verhandlungen mit Hamilton und Bottas als Druckmittel einsetzen. Der «deutsche Faktor» ist auch sehr reizvoll für den Autobauer. Der bis dato letzte deutsche Pilot beim deutschen Werksteam war Nico Rosberg, der nach seinem ersten und einzigen WM-Titel Ende 2016 zurückgetreten war.
Die Verträge von Titelverteidiger Lewis Hamilton und Adjutant Valtteri Bottas laufen beim Serienchampion Mercedes zum Jahresende aus. «Mit Blick auf die Zukunft sind wir in erster Linie gegenüber unseren aktuellen Mercedes-Fahrern zu Loyalität verpflichtet», antwortet Wolff der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage, ob Mercedes versuche, Vettel zu verpflichten, «aber wir können diese Entwicklung natürlich nicht ausser Acht lassen».
Die Silberpfeile wissen aber, was sie am schillernden Titelverteidiger aus England und seinem konfliktfreien Helfer aus Finnland haben. Zugleich schätzen sich der sechsmalige Weltmeister Hamilton und der viermalige Weltmeister Vettel. Für die Formel 1 wäre so eine Fahrerpaarung ein Mega-Coup.
Quo vadis Vettel?
Würde sich der Deutsche aber nach zwei aufreibenden Saisons an Charles Leclercs Seite wirklich der teaminternen Konkurrenz mit dem britischen Alphatier aussetzen? Eine weitere Starbesetzung bei Mercedes birgt ein gewisses Risiko. Das glaubt auch Michael Stäuble, der seit 1992 die Formel-1-Rennen für SRF kommentiert. «Vettel wird es schwer haben, ein anderes Spitzenteam zu finden», sagt Stäuble gegenüber SRF. «Mercedes könnte Bottas durch ihn ersetzen. Aber Vettel gegen Hamilton würde nicht gut gehen.»
Einen Luxusvertrag, wie Vettel bisher bei Ferrari gehabt hat, wird es nicht mehr geben. Möglichkeiten bei einem weniger gut klassierten Rennstall gibt es dagegen immer. Doch tut sich Vettel das an? Stäuble: «In den Ställen weiter unten würde Vettel auf viele junge Fahrer treffen – da ist die Konkurrenz massiv. Die Zeichen stehen stark auf Karriereende.»
Ob Vettel wirklich genug hat, ist nicht sicher, aber vieles deutet auch bei Vettels Stellungnahme auf einen Abschied aus dem Rennsport hin. «Was in den letzten Monaten passiert ist, hat viele von uns dazu gebracht, über unsere echten Prioritäten im Leben nachzudenken. Man muss seine Vorstellungskraft einsetzen und einen neuen Ansatz für eine Situation wählen, die sich geändert hat. Ich selbst werde mir die Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, was für meine Zukunft wirklich wichtig ist.»