«Ein furchtbarer Fehler» Kostet der skurille Patzer von Ersatzgoalie Radu Inter die Meisterschaft?

Von Luca Betschart

28.4.2022

Inter Mailand verliert das Nachtragsspiel gegen Bologna und verspielt die Pole-Position im Meisterrennen. Tragischer Held ist Ersatzgoalie Ionut Radu, dem in seinem ersten Liga-Einsatz ein skurriler Patzer unterläuft.

Von Luca Betschart

Es läuft die 81. Minute im Stadio Renato Dall’Ara in Bologna. Inter bleiben nur noch rund zehn Minuten, um doch noch den Siegtreffer zu erzielen und im Meisterrennen gegen Stadtrivale Milan wieder vorzulegen. Entsprechend eilig hat es Ivan Perisic bei der Ausführung eines Einwurfs weit in der eigenen Platzhälfte. Der Kroate wirft den Ball in den eigenen Strafraum, wo Innenverteidiger de Vrij die Kugel durchlässt – und so den eigenen Goalie in Bedrängnis bringt.

An diesem Tag ist das aber nicht Stammkeeper Samir Handanovic, der sich kurz vor Anpfiff am Rücken verletzt und zuschauen muss. Für ihn kommt Ersatzmann Ionut Radu zu seinem ersten Einsatz in der laufenden Meisterschaft, den er so schnell auch nicht vergessen wird. Denn der vom Rück-Einwurf sichtlich überraschte Radu trifft die Kugel beim Versuch, diese aus der Gefahrenzone zu dreschen, nicht wie gewünscht. Prompt rollt der Ball in Richtung der eigenen Torlinie, wo Bolognas eingewechselter Nicola Sansone zur Stelle ist und den Ball nur noch über die Linie drücken muss.

Tränen beim Pechvogel

Kurz darauf ist die vierte Saisonniederlage für Inter Tatsache. Sie schmerzt besonders, weil die Mailänder dadurch die Pole-Position im Meisterrennen verlieren und nun zwei Punkte hinter der AC Milan liegen – bei noch vier ausstehenden Partien. «Die Stimmung in der Garderobe war nicht die beste», sagt Trainer Simone Inzaghi, stellt sich aber schützend vor seinen Ersatzgoalie: «Radu hat einen Fehler gemacht, wie sie ich oder ein Stürmer oder ein Mittelfeldspieler auch machen. Aber wenn ein Torwart ein Fehler macht, wird das noch mehr hervorgehoben.»

Der sichtliche niedergeschlagene Radu kann seine Tränen nach dem Schlusspfiff denn auch nicht zurückhalten und muss beim Verlassen des Platzes von seinen Teamkollegen getröstet werden.

Das «einfachere» Restprogramm als Mutmacher

Weniger Mitgefühl erhält der 24-Jährige dagegen von einigen schadenfrohen Twitter-User. Einer schreibt etwa: «Radu ist 2021/2022 der beste Spieler von Milan.» Ein anderer kommentiert: «Was hat sich Radu gedacht oder getan? Ein furchtbarer Fehler. Das könnte Inter den Scudetto kosten.»

Das weiss auch Coach Inzaghi, der von seiner Equipe eine Reaktion fordert. «Jetzt müssen wir ein Spiel nach dem anderen angehen, weil wir wissen, dass wir nicht mehr Herr unseres Schicksals sind», so der 46-Jährige. Mut machen dürfte ihm das durchaus machbare Restprogramm mit den Gegnern Udinese, Empoli, Cagliari und Sampdoria. Die AC Milan trifft derweil noch auf Fiorentina, Hellas Verona, Atalanta Bergamo und Sassuolo. Für Hochspannung ist vorgesorgt.