Das lange Warten in der Kälte Durchgefrorener Ammann: «Ich wurde immer genervter»

sda

10.2.2018 - 19:07

Simon Ammann musste sich in Geduld üben, ehe er bei eisiger Kälte zu seinem Sprung im Finaldurchgang ansetzen konnte
Simon Ammann musste sich in Geduld üben, ehe er bei eisiger Kälte zu seinem Sprung im Finaldurchgang ansetzen konnte
Source: KEYSTONE/EPA/DIEGO AZUBEL

Sein höchstwahrscheinlich zweitletztes Olympia-Springen wird Simon Ammann lange in Erinnerung bleiben. Geschlagene zehn Minuten muss er im zweiten Durchgang bei eisiger Kälte auf dem Bakken ausharren.

Simon Ammann dürfte der erste Skispringer der Geschichte sein, der für einen Sprung zwei Tage brauchte. Kurz vor Mitternacht machte er sich ein erstes Mal zum Finaldurchgang des Springens von der Normalschanze bereit, zehn Minuten später eröffnete er sozusagen den zweiten Wettkampftag der Spiele von Pyeongchang. Es resultierte ein Sprung auf 104,5 m und der 11. Platz.

«Das war ein Braveheart-Wettkampf», meinte ein durchgefrorener Simon Ammann am Ende eines Interview-Marathons mit Galgenhumor. «So am Limit habe ich noch nie operiert.» Und das mit 36 Jahren und nach vier Olympiasiegen. Sechsmal wurde er auf den Bakken gerufen und wegen Winden ausserhalb des erlaubten Korridors wieder zurückgerufen und notdürftig mit einer Decke gewärmt. «Ich wurde innerlich immer genervter», erzählte der Toggenburger. «Beim zweitletzten Versuch hätte der Sprung kommen müssen, da war ich noch gut bereit.»

Als dann Trainer Ronny Hornschuh schliesslich abgewinkt habe, habe er nicht mehr gewusst, ob sich bei der Kante noch irgend etwas bewege, so kalt sei es gewesen. Kein Wunder, die Temperaturen hatten in der Nacht minus 12 Grad erreicht, mit Wind-Chill-Faktor gefühlte minus 21. Nach der Landung lachte Ammann dennoch. «Unter diesen Bedingungen war es ein sehr anständiger Sprung.»

Immer weniger Zuschauer

Er hatte nämlich grundsätzlich zwei technisch gute Sprünge gezeigt und vor allem nach dem ersten auch richtiggehend gestrahlt. «Es hatte viel Schönes in den Sprüngen», fand der Ostschweizer. «Ich habe noch nie eine so gute Rotation in den Flug gehabt.» Was noch etwas fehle, sei der Speed, den er nicht ganz in ein Polster umsetzen könne. Auf grossen Schanzen sei dies einfacher zu kaschieren.

Leidtragender des unverständlich späten - um 21.35 Uhr Lokalzeit - Wettkampfbeginns war nicht nur Simon Ammann, sondern insbesondere die Zuschauer. Waren die Tribünen am Anfang noch gut gefüllt, sahen den Olympiasieg von Andreas Wellinger am Ende nur noch eine Handvoll Hartgesottene und Wetterfeste. Ammann aber freute sich für den Deutschen: «Er war im letzten Winter so oft Zweiter, jetzt mag ich ihm den Sieg gönnen.» Er selber hat am nächsten Samstag die Chance, von der Grossschanze, die ihm besser liegen müsste, noch etwas zu reissen.

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