Die Hahnenkamm-Abfahrt ist das wahrscheinlich spektakulärste Rennen im Ski-Zirkus. Sie ist aber auch eine der gefährlichsten Strecken überhaupt. Ein Überblick über die schlimmsten Stürze auf der Streif.
«Als ich das erste Mal hier am Start stand, überlegte ich mir ernsthaft, mit der Gondel wieder ins Tal zu fahren. Ich hatte die Hosen voll», sagte Didier Cuche einst über die legendäre Abfahrt in Kitzbühel. Trotzdem konnte der Schweizer die Hahnenkamm-Abfahrt fünfmal gewinnen und ist Rekordsieger. Von «Gefühlen der Todesangst» berichtete auch der Österreicher Stephan Eberharter, der 2002 und 2004 auf der Streif triumphieren konnte.
In diesem Rennen geht es nicht nur um den Sieg, die Fahrt auf der Streif ist auch eine grosse Mutprobe. Nicht nur bei der Mausefalle ist die richtige Dosierung gefragt, die gesamte Strecke birgt Gefahren. Nicht selten kommt es deshalb zu Stürzen – bisweilen mit fatalem Ausgang.
Ein Rückblick auf die «schlimmsten» Stürze auf der Streif. Aber Vorsicht: Nichts für Zartbesaitete.
1985: Klaus Gattermann
Der Deutsche Klaus Gattermann verliert beim Sprung über die Hausbergkante die Kontrolle und überschlägt sich mehrmals. Er erleidet einen Nasenbeinbruch und eine schwere Gehirnerschütterung.
1987: Todd Brooker
Der Kanadier Todd Brooker hat das Ziel vor Augen, als sich die Bindung löst. Er stürzt bei der Einfahrt zum Zielhang. Der Kitzbühel-Sieger von 1983 zieht sich eine Gehirnerschütterung, einen Nasenbeinbruch, Gesichtsverletzungen und eine Knieverletzung zu. Es ist die letzte Saison seiner Karriere.
1989: Brian Stemmle
Nachdem Brian Stemmle bei der Steilhang-Ausfahrt ins Netz knallt, schwebt der Kanadier in Lebensgefahr. Er liegt mehrere Tage auf der Intensivstation – mit zertrümmertem Becken. Drei Monate bleibt er im Spital und muss sich anschliessend einer 18-monatigen Rehabilitation unterziehen. Später kehrt er auf die Streif zurück, muss aber nach einem weiteren Sturz im Jahr 1999 seine Karriere beenden.
1995: Pietro Vitalini
Pietro Vitalini prallt im Training mit voller Wucht in die Sicherheitsnetze und wird darüber hinaus geschleudert. Danach überschlägt er sich am Hang mehrfach. Dank der dicken Schneeschicht bleibt der Italiener unverletzt und fährt in der zweiten Abfahrt sogar auf den fünften Platz.
1996: Andreas Schifferer
In diesem Jahr stürzen gleich mehrere Abfahrer während des Trainings. Andreas Schifferer liegt nach seinem Sturz wegen eines Schädel-Hirn-Traumas drei Tage im Koma.
1999: Patrick Ortlieb
Der Olympiasieger von 1992, Patrick Ortlieb, muss seine Karriere beenden, nachdem er an der Hausbergkante stürzt. Er verletzt sich an der Hüfte und am Knie und erleidet einen Trümmerbruch im rechten Oberschenkel.
2005: Thomas Graggaber
Serienrippenbrüche und schwere Verletzungen an Schulter und Lunge zwingen Thomas Graggaber, seine Laufbahn zu beenden.
2008: Scott Macartney
Scott Macartney zieht sich ein Schädel-Hirn-Trauma zu und muss ins künstliche Koma versetzt werden. Innert drei Tagen erholt sich der Kanadier und kann das Spital ohne weitere Verletzungen verlassen. Im selben Jahr gibt er im November sein Comeback in Lake Louise.
2009: Daniel Albrecht
Ein Schweizer Albtraum: Daniel Albrecht ist beinahe im Ziel. Beim Zielsprung verliert er die Kontrolle, stürzt fürchterlich und bleibt bewusstlos liegen. Diagnose: Schweres Schädel-Hirn-Trauma und Lungenquetschungen. Der Schweizer erwacht nach mehr als dreieinhalb Wochen aus dem Koma und wagt im Dezember 2010 ein Comeback. Er kann aber nicht mehr an seine bisherigen Ergebnisse anknüpfen und tritt im Oktober 2013 zurück.
2011: Hans Grugger
Hans Grugger stürzt nach der Mausefalle so unglücklich, dass er sich schwere Kopf- und Brustkorbverletzungen, Rippenbrüche und eine Lungenquetschung zuzieht. Die Notoperation dauert über fünfeinhalb Stunden. Der Österreicher muss seine Karriere wegen der gesundheitlichen Folgen seines schweren Sturzes in Kitzbühel beenden.
2016: Aksel Lund Svindal, Hannes Reichelt und Georg Streitberger
2016 gibt es mehrere Schreckmomente: Unter anderem stürzen Aksel Lund Svindal, Hannes Reichelt und Georg Streitberger schwer. Für Svindal und Streitberger ist die Saison schliesslich vorbei. Beide erleiden Kreuzbandrisse. Reichelt kommt mit einer Knochenprellung relativ glimpflich davon.
2019: Alexander Köll
Der Schwede Alexander Köll stürzt in der Abfahrt schwer. Minutenlang wird er auf der Piste von Helfern versorgt, ehe er mit dem Helikopter ins Spital transportiert wird. Kurze Zeit später folgt die Entwarnung. Kröll zieht sich beim Horror-Sturz keine Knochenbrüche zu.
2021: Urs Kryenbühl
Vor einem Jahr schockt Urs Kryenbühls Horrosturz in Kitzbühel die Skiwelt. Der Schweizer rast mit fast 150 Kilometern pro Stunde über den Zielsprung, verliert während des Fluges die Kontrolle und kracht Kopf voran auf die vereiste Piste. Kryenbühl muss noch im Ziel von Ärzten versorgt werden. Er zieht sich bei seinem Sturz eine Gehirnerschütterung, einen Bruch des rechten Schlüsselbeins sowie einen Riss des Kreuz- und Innenbandes im rechten Knie zu.
Nun kehrt Kryenbühl an den Ort des Schreckens zurück. Man hofft in diesem Jahr auf weniger Stürze, der gefährliche Zielsprung wurde entschärft. Trotzdem erwischte es am Mittwoch im Training den Deutschen Josef Ferstl an einer anderen Stelle. Ferstl kam zum Glück glimpflich davon, zog sich lediglich schmerzhafte Prellungen und eine Abschürfung an der Nase zu.
Heuer stehen gleich zwei Abfahrten auf dem Programm. Die erste am Freitag, die zweite am Sonntag. Am Samstag wird in Kitzbühel noch ein Slalom durchgeführt.