Der gefährliche Zielsprung der berüchtigten Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel ist endlich entschärft. Top-Favorit Beat Feuz kritisiert jedoch die Art und Weise der Anpassung. Stürze dürfte es trotzdem weniger geben.
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr schockte Urs Kryenbühls Horrosturz in Kitzbühel die Skiwelt. Der Schweizer raste mit fast 150 Kilometern pro Stunde über den Zielsprung, verlor während des Fluges die Kontrolle und krachte Kopf voran auf die vereiste Piste. Der 27-Jährige musste noch im Ziel von Ärzten versorgt werden.
Nach dem Rennen war klar: Solche Bilder soll es keine mehr geben. «Der Sprung geht einfach zu weit», sagte damals auch Sieger Beat Feuz. «Es ist schon seit drei Tagen ein Thema. Ich bin 60, 70 Meter raus gesegelt. Das muss nicht sein.»
Auch andere Athleten kritisierten den Sprung, der selbst auf der berüchtigten Streif übertrieben gefährlich erschien. Wie das Problem zu lösen wäre, wusste Feuz schon vor einem Jahr. «Man hat nur die ersten zwei, drei Meter entschärft – aber man springt viel weiter hinten weg. Man kann ihn nur entschärfen, in dem man davor die Mulde auffüllt», sagte der Schangnauer im letzten Januar.
Ein Jahr später hat sich einiges getan. Um Stürze wie jenen von Kryenbühl bei den beiden Abfahrten am Freitag und Sonntag zu verhindern, haben die Rennorganisatoren eine Änderung an der legendären Piste vorgenommen. Neu müssen die Abfahrer in der Traverse vor dem Zielschuss einen leichten Bogen bergauf fahren. So geht vor dem Zielschuss Tempo verloren.
Feuz kritisch, Odermatt unschlüssig
Kritiker Feuz scheint sich darüber nach dem ersten Abfahrtstraining in Kitzbühel aber nicht sonderlich zu freuen. «Ich bin kein Fan davon, Klassiker zu verändern», gibt der zweifache Vorjahressieger zu. Vor allem die Art und Weise der Änderung stört ihn. «Man könnte auch vor der Hausbergkante irgendwo Tempo rausnehmen, damit man schon weniger schnell auf die Kante kommt», so der 34-Jährige.
Auch Marco Odermatt ist unschlüssig. «Ich hatte das Gefühl, dass ich trotzdem mit einem ziemlichen Tempo in den Zielhang gefahren bin», wird der Ski-Überflieger im «Blick» zitiert.
Fan der Änderung ist hingegen Niels Hintermann. Der schnellste Schweizer im ersten Kitzbühel-Training am Mittwoch sagte nach seiner Fahrt. «Man muss vor der FIS hier auch mal den Hut ziehen. Sie haben endlich mal was für die Sicherheit der Fahrer gemacht. So gibt es nicht nur weniger Stürze, es ist auch viel gelenkschonender.»
Einen Sturz gab es auf der halsbrecherischen Hahnenkammpiste beim Abfahrtstraining trotzdem. Allerdings an einer anderen Stelle. Der deutsche Josef Ferstl stürzte bei der Steilhang-Ausfahrt schwer und musste ins Spital geflogen werden. Mittlerweile gab der 33-Jährige in einer Mitteilung Entwarnung.