Chamonix-Slalom Österreicher ärgern sich nach Schweizer Aufholjagd: «Rennen wurde verfälscht»

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1.2.2021

Ramon Zenhäusern und Sandro Simonet schreiben am Sonntag Geschichte: Erstmals seit 1978 schaffen es wieder zwei Schweizer auf ein Slalom-Podest. Der Erfolg der Schweizer in Chamonix hat aber einen fahlen Beigeschmack – so sehen es zumindest die Österreicher.

Mit 1,83 Sekunden Rückstand nach der ersten Fahrt schaffte es Sandro Simonet als 30. gerade noch so in den zweiten Lauf – hatte da aber den Vorteil, als Erster die Piste in Angriff zu nehmen. Und Simonet nutzte diesen Vorteil. Mit der Laufbestzeit macht er Platz für Platz gut, am Ende reicht es sogar fürs Podest. Von Platz 30 auf 3 – vor Simonet schaffte das einzig der Schwede Matthias Hargin.

Natürlich ist der 25-Jährige nach der grandiosen Aufholjagd begeistert. «Das hätte ich nicht gedacht. Ich habe schon gemerkt, dass ich den 2. Lauf sehr gut gefahren bin», sagt er dem SRF. Die Piste wurde von Fahrer zu Fahrer schwieriger, was Simonets Aufholjagd so erst möglich machte. «Ich dachte an die Top 15 oder die Top 10 – aber nicht gleich ans Podest.»

Höchst zufrieden ist auch Ramon Zehnhäusern, der im zweiten Lauf neun Plätze gutmachen konnte und wie schon am Samstag Zweiter wurde. Er habe sich überwunden, alles zu riskieren – oder wie er selbst sagt: «Ich habe die Eier rausgenommen und voll ‹abgezupft›. Zweimal Zweiter – das ist mehr als gelungen.»



Weniger begeistert sind am Sonntag die Österreicher. Cheftrainer Andreas Puelacher ärgert sich nach dem Rennen grün und blau. «Für mich war es von der Piste her ein Wahnsinn», zitiert «nachrichten.at» den Trainer. Es sei «ganz schlecht», dass die Verantwortlichen vor dem zweiten Lauf nicht reagiert hätten, nachdem die Sonne herausgekommen war. «Das hat das Rennen verfälscht. Die, welche im ersten Durchgang gut gefahren sind, sind bestraft worden», so Puelacher.

Kristoffersen: «Bedingungen waren ganz okay»

«Wie man gesehen hat, war es nicht ganz fair. Wenn die Piste gut gewesen wäre, hätte Marco Schwarz den Sack zugemacht», sagt der Trainer nach dem Rennen im ORF-Interview. Was Puelacher meint: Schwarz hätte sich mit einem besseren Resultat vorzeitig die kleine Kristallkugel sichern können. Der Führende des Slalom-Weltcups, der in den letzten sechs Slaloms immer aufs Podest fuhr und nach dem ersten Lauf an dritter Stelle lag, fiel nach dem zweiten ohne grossen Fehler auf Platz 6 zurück. Fabio Gstrein, nach dem ersten Lauf Fünfter, wurde gar an die 26. Stelle durchgereicht.



«Es war richtig grauslich zum Fahren», sagt Schwarz, nimmt die «Niederlage» aber sportlich: «Ich muss das annehmen, aufregen kann ich mich nach diesem 6. Platz nicht.» Umso lobenswerter ist die Leistung von Henrik Kristoffersen, der seine Führung aus dem ersten Lauf erfolgreich verteidigen kann und im zweiten Durchgang gar noch die sechstbeste Zeit fährt. Wobei der Norweger dem ORF sagt: «Es war nicht so schwierig, die Bedingungen waren ganz okay.»

Ein Österreicher konnte von den schwierigen Verhältnissen aber auch profitieren: Adrian Pertl. Dieser verbesserte sich von Platz 25 auf 4 und verpasste das Podest nur ganz knapp. So richtig freuen mochte sich Pertl aber nicht: «Ich muss sagen, ganz fair war es wahrscheinlich nicht. Ich fuhr im ersten Lauf eigentlich nicht so gut und hatte im zweiten eine gute Piste. Und die anderen Fahrer waren auch bei den schlechten Verhältnissen gut, fielen aber zurück.»

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