Mikaela Shiffrin ist die grosse Dominatorin des Skisports. Trotz Rekordsaison hat die Amerikanerin Ängste – vor dem Verlieren.
Mit 17 Weltcup-Siegen, vier Weltcup-Kugeln und zwei WM-Goldmedaillen hat Mikaela Shiffrin eine Rekordsaison hinter sich. Nachdem Marcel Hirscher, Aksel Lund Svindal und Lindsey Vonn zurückgetreten sind, ist die Amerikanerin der grosse Star im Skizirkus. Obwohl die 24-Jährige bereits alles erreicht hat, verspürt sie weiterhin grossen Druck. «Ich brauche Druck! Und ich brauche Erfolg. Ich kann mich schlecht zurücklehnen, weil ich in allem die Beste sein will», sagt Shiffrin im Interview mit dem «Tagesanzeiger». Aber auch eine gewisse Angst begleitet sie stets. «Je mehr ich gewinne, desto mehr Angst habe ich davor, es künftig nicht mehr zu tun. Es ist ein unheimliches Gefühl.»
Deshalb arbeitet Shiffrin schon sein einigen Jahren mit einer Psychologin zusammen, um mental bereit zu sein. «Es gab schwierige Momente bei mir, ich war früher vor einigen Rennen so nervös, dass ich erbrechen musste.» Letzte Saison sei alles besser gewesen, so dass sie sich ausgeglichener gefühlt habe.
Für Shiffrin zählt nur der Sieg. Deswegen fordert sie von sich selbst am meisten und stellt sich immer vor neue Herausforderungen. Zum Beispiel im Kraftraum: «Im Krafttraining rede ich mir ein: Das schaffst du unmöglich. Diese Einstellung kann ein Antrieb sein, es doch zu schaffen.»
Konzentration auf die Abfahrt?
Es ist eine Saison ohne Grossereignisse. Trotzdem gibt es siebenmal Kristall zu gewinnen. In einer Disziplin fehlt der dreifachen Gesamtweltcupsiegerin in Serie noch eine Kristallkugel: in der Abfahrt. «Alle vier Jahre haben wir eine lustige Saison ohne Medaillenkämpfe. Das ist dann immer eine gute Gelegenheit, im Februar etwas auszuprobieren», sagt Shiffrin gegenüber «ORF 1». Obwohl sie erst eine Abfahrt (Lake Louise 2017) gewinnen konnte, hätte sie in dieser Saison gute Chancen, sich in dieser Disziplin weiterzuentwickeln.
Wenn es um den Gewinn aller Disziplinen geht, bleibt Shiffrin bescheiden: «Das ist schon etwas viel, fast schon zu viel. Ich muss realistisch bleiben.»
In einer Woche beginnt die Ski-Saison mit dem Riesenslalom in Sölden (26. Oktober). 2014 konnte Shiffrin das letzte Mal in Österreich triumphieren. Das sollte ein genug grosser Ansporn für sie sein.