An der Ski-WM in Cortina d'Ampezzo herrscht an den ersten drei Renntagen Stillstand – wie 2007 in Are. Damals gab es für die Schweiz sechsmal Edelmetall. In Italien sind mehr zu erwarten.
«Die Ausgangslage ist so hervorragend wie noch nie.» Urs Lehmann, der Präsident von Swiss-Ski, wollte keinen Druck aufsetzten, als er am Dienstag auf seine Einschätzung angesprochen wurde und er kein Geheimnis aus seiner grossen Zuversicht machte. Es bleibt ihm auch kaum etwas anderes, so stark präsentierten sich die Athleten von Swiss-Ski im bisherigen Saisonverlauf. 38 Podestplätze fuhren die Schweizer in 49 Rennen ein.
Selten sei ein Swiss-Ski-Präsident wohl so zuversichtlich an eine WM gereist wie er dieses Mal, meinte Lehmann. «Als ich in den letzten Tagen durchging, in welchen Rennen wir eine Medaillenchance haben, stellte ich fest: ‹Heitere Cheib›, es gibt ja gar keine Disziplin, in der wir keine reelle Chance auf Medaillen haben.»
Klar, als Kopf des Schweizer Verbandes gehört der 51-jährige Zürcher zur Fraktion der Optimisten. Doch auch der Realist glaubt an eine medaillenreiche WM. Nachfolgend eine optimistische, eine realistische und eine pessimistische Prognose:
Der Optimist
Er glaubt an eine Schweizer Jubel-WM und sieht den Rekord von 14 Podestplätzen von Crans-Montana 1987 wackeln. Er tippt auf sagenhafte 12 bis 15 Medaillen und ist überzeugt, dass er dafür nicht als Träumer abgekanzelt werden kann – nicht nur, weil mit den Parallelrennen und dem Teamwettkampf mehr Medaillen vergeben als in früheren Jahren.
Seine Rechnung geht wie folgt: Im Super-G der Frauen gewinnt Lara Gut-Behrami Gold und liegt auch für Corinne Suter eine Medaille drin. In der Abfahrt kalkuliert er einen Podestplatz von Corinne Suter ein, im Riesenslalom eine von Michelle Gisin. Im Slalom fahren Gisin und Wendy Holdener unter die ersten drei, in der Kombination eine der beiden.
Bei den Männern fährt Beat Feuz in der Abfahrt auf das Podest, wie Marco Odermatt im Riesenslalom. Odermatt gelingt das auch im Super-G, und wenn nicht, dann springt Mauro Caviezel in die Bresche. Loïc Meillard holt in der Kombination sicher eine Medaille, und im Riesenslalom reüssiert der Neuenburger vielleicht. Im Slalom budgetiert er mit einer Medaille durch Ramon Zenhäusern oder einen der drei weiteren Schweizer Starter.
Hinzu kommt eine garantierte Medaille aus dem Teamwettkampf. Und, weil er ja Optimist ist, vielleicht auch eine aus den unberechenbaren Parallelrennen.
Der Realist
Er ruft 8 bis 10 Medaillen aus und beruft sich auf die Statistik. Anhand der Zahlen stellt er fest: Die Podest-Quote in diesem Winter im Weltcup beträgt 77 Prozent (38 aus 49). Auf die 13 WM-Entscheidungen hochgerechnet ergibt das 10 Medaillen. Schliesslich wird der Wert mit der Ziffer 2 subtrahiert, weil er als Realist weiss, dass nicht alles aufgeht und es viele Unwägbarkeiten gibt. Der Computer spuckt als Resultat die Zahl 8 aus.
Der Pessimist
«Ihr werdet noch auf die Welt kommen», denkt sich dieser. Sein schlechtes Bauchgefühl sagt ihm, dass die vielen Schweizer Trümpfe nur vereinzelt stechen. Er tippt auf 5 Medaillen.
Der Skeptiker blendet die jüngsten Erfolge aus und verweist auf die letzte WM vor zwei Jahren in Are, bei der sich Swiss-Ski mit vier Medaillen begnügen musste und die Männer (ausser im Teamwettkampf mit den Frauen) leer ausgingen. Ausserdem führt er die WM 2005 ins Feld: die historische Schweizer Nullnummer in Bormio, bei der letzten WM auf italienischem Boden.
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