Kommentar Zur Absage der Lauberhorn-Rennen: Für Experimente ist es das falsche Jahr

Von René Weder

11.1.2021

Auf die Vorfreude folgt der Rückschlag: Die Fangnetze können in Wengen wieder abgebaut werden.
Auf die Vorfreude folgt der Rückschlag: Die Fangnetze können in Wengen wieder abgebaut werden.
Bild: Keystone

Es ist eine Absage mit Ansage und eine Absage der Vernunft: Die Lauberhorn-Rennen 2021 finden nicht statt. Der Entscheid ist hart, aber folgerichtig und zu akzeptieren. Ein Kommentar.

Das Hin und Her um die Ausführung der diesjährigen Lauberhorn-Rennen erfuhr zunächst am Montagmorgen eine weitere unerwartete Wendung: Nachdem noch am Sonntagabend grünes Licht gegeben wurde, sickerten am Vormittag Gerüchte durch, dass erste Nationalverbände darüber informiert worden seien, die Reise nach Wengen nicht anzutreten. In der Folge entschieden am Nachmittag die FIS, Swiss-Ski und das Renn-Komitee gemeinsam mit den kantonalen Gesundheitsbehörden, dass eine Durchführung der Ski-Klassiker im Berner Oberland zu viele Risiken mit sich bringen würde.



Die Corona-Fallzahlen im Dorf nahmen jüngst besorgniserregende Ausmasse an. In nur vier Wochen wurden über 60 Fälle innerhalb der Wengener Bevölkerung gemeldet, nachdem es vorher fast keine gab. Das Wagnis einzugehen, wonach sich einzelne Fahrer, Betreuer oder Helfer infizieren und in der Folge das Virus weiter nach Kitzbühel tragen könnten – ganz zu schweigen von einer weiteren Verschärfung der Lage in der Region –, wäre nicht verantwortbar.

Eine Kettenreaktion hätte letztlich wohl auch die Durchführung der Ski-WM in Cortina d'Ampezzo gefährden können, weshalb der Druck aus dem Ausland auf die Veranstalter und die FIS ebenfalls zugenommen haben dürfte. Für Experimente oder Konfrontationen ist es das falsche Jahr.

Kopf hoch!

Was in diesem Moment erfreulich ist: Der Entscheid wurde einvernehmlich gefällt. Es gibt keine gegenseitigen Vorwürfe, nur kollektive Enttäuschung über einen weiteren Rückschlag, den der Ski-Tross seit Ausbruch der Pandemie zu akzeptieren hat. Nun geht es weiter nach Kitzbühel, wo am Wochenende anstelle der Rennen in Wengen zwei Slaloms ausgetragen werden sollen, bevor in der Woche darauf die Speed-Spezialisten an der Reihe sind. Den Österreichern sei für die kommenden zwei Wochen mehr Glück gewünscht – und denselben Mut und dieselbe Umsicht, sollte sich die epidemiologische Lage im Tirol verschärfen.

Zu bemitleiden sind derweil in erster Linie nicht die Fahrer, sondern all die Helfer und die Organisatoren um OK-Chef Urs Näpflin, die in den letzten Wochen alles daran gesetzt haben, jedes erdenkliche Schutzkonzept umzusetzen, um die Sicherheit der Athleten zu garantieren und die Rennen durchzuführen. Kopf hoch! Ein Wettrennen ist zwar verloren, aber das ist nicht das Ende Welt. Der Entscheid in Anbetracht der Lage, das Rennwochenende abzusagen, ist vernünftig. 2022 wird hoffentlich alles wieder beim Alten sein. Mit Zehntausenden, die Wengen letztlich zu dem machen, was es ist: Ein Wintersport-Fest für die ganze Welt.

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