Corinne Suter kommt diese Saison noch nicht in Fahrt und wartet weiter auf eine Top-5-Klassierung. Ausgerechnet in Cortina d'Ampezzo soll es mit dem ersten Podestplatz klappen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Corinne Suter bestreitet am Freitag die Abfahrt in Cortina d'Ampezzo. Auf dieser Strecke stürzte die Schwyzerin im Vorjahr.
- Im Interview spricht sie über ihren Sturz und ihr aktuelles Formtief.
Zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Winters hatte Suter bereits vier Podestplätze herausgefahren, darunter einen Sieg in Lake Louise. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA nennt die 29-Jährige die Gründe für ihr Formtief und erklärt, warum sie mit gemischten Gefühlen nach Cortina d'Ampezzo gefahren ist.
Corinne Suter, wie geht es Ihnen?
Gut, sehr gut. Es ist schön, wieder hier zu sein. Die Piste ist so schön wie noch nie. Sie haben wirklich von oben bis unten cool präpariert, alles wurde komplett gewässert.
Kommen Ihnen die Verhältnisse entgegen?
Der Schnee ist wie eine Autobahn und verzeiht gar nichts. Wenn du einmal ein bisschen von der Linie weg bist, kostet dich dies viel Zeit. In den langgezogenen Kurven braucht es viel Gefühl, um den Speed hochzuhalten. Das kann ich grundsätzlich.
Körperlich sind Sie wieder auf der Höhe?
Ja, ich konnte gut trainieren und auch im Kraftraum noch zwei, drei zusätzliche Einheiten absolvieren. Das hat mir sehr geholfen.
Sie hatten seit Saisonbeginn mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Was genau hat Ihnen Energie geraubt?
Nach St. Moritz hatte ich eine sehr, sehr starke Grippe inklusive Husten. Das hat sich ziemlich schnell stark verschlechtert und mich körperlich enorm mitgenommen. Es war kein normaler Infekt.
«Ich konnte drei Wochen gar nichts machen und habe entsprechend schnell an Substanz verloren.»
Sie mussten aufgrund von gesundheitlichen Problemen schon das Trainingslager in Copper Mountain absagen. Hatte das einen Zusammenhang mit der späteren Erkrankung?
Schwierig zu sagen. Ich analysiere da auch nicht weiter, schaue lieber nach vorne. Hauptsache, mir geht es jetzt wieder gut. Ich bin froh, dass ich wieder voll bei Kräften bin.
Konnten Sie während dieser Zeit überhaupt trainieren?
Ich konnte drei Wochen gar nichts machen und habe entsprechend schnell an Substanz verloren. Durch die Medikamente ist es dann besser geworden. Aber um wirklich wieder fit zu werden, brauchte es eine gewisse Zeit. Im Kraftraum weiss ich genau, wie viele Gewichte ich im Normalfall heben kann. Es ist schon bitter, wenn du dann merkst, dass du diesbezüglich keine Chance mehr hast.
Sie scheinen die fehlenden Trainingseinheiten aber aufgeholt zu haben. Im ersten und einzigen Training – die zweite Übungsfahrt musste aufgrund des Windes abgesagt werden – fuhren Sie als beste Schweizerin auf den 6. Platz.
Es ist nicht schlecht gelaufen. Aber es war schon speziell für mich. Ich ging mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Piste. Ich habe viele schöne Erinnerungen an diesen Ort, aber auch weniger gute.
«Vom Sturz selber weiss ich nichts mehr, ich habe ein Blackout.»
Sie sprechen den heftigen Sturz an, den Sie im vergangenen Jahr in Cortina hatten. Sie wurden in einer Kompression heftig herausgespickt und schlugen aus grosser Höhe auf die Piste auf.
Ich konnte die Gedanken an den Sturz immer verdrängen, bis ich am Mittwoch auf die Piste ging. Angst hatte ich am Start keine, ich war auch nicht blockiert. Aber als ich an diese Stelle kam, musste ich mir das Ganze erst mal genau anschauen. Ich glaube, das ist normal und das darf auch passieren. Vom Sturz selber weiss ich nichts mehr, ich habe einen Blackout. Ich bin zwar nicht abtransportiert worden, konnte selbstständig herunterfahren. Nun das erste Mal wieder dort durchzufahren, war schon speziell.
Haben Sie an dieser Stelle Tempo herausgenommen?
Ich habe im unteren Teil extrem viel Zeit verloren. Es kann gut sein, dass ich unbewusst das Tempo gedrosselt habe. Ich bin einfach froh, bin ich ein erstes Mal über diese Welle gefahren und konnte mir die Stelle anschauen.
Sie haben auch gute Erinnerungen an Cortina d'Ampezzo. 2021 krönten Sie sich hier zur Abfahrts-Weltmeisterin und holten Silber im WM-Super-G.
Abgesehen vom Sturz im letzten Jahr verbinde ich sehr schöne Momente mit Cortina. Ich bin extrem gerne hier. Die Landschaft ist einmalig, der Ort und die Abfahrt gehören zu den schönsten im Weltcup.
Auf einem Weltcup-Podest standen Sie hier aber noch nie.
Wirklich?
Ihre besten Ergebnisse sind zwei vierte Plätze.
Ich hatte das gar nicht auf dem Schirm, die Emotionen und Erinnerungen an die WM sind so weit oben, dass ich alles andere ausgeblendet habe. Aber stimmt, aufs Weltcup-Podest reichte es noch nie (lacht). Dann müssen wir das schleunigst ändern.